Sonntag, 5. Juli 2020

Fear of the dark

Genau vor einer Woche saß ich nach dem Frühstück auf der Terrasse und ließ meine Gedanken in Richtung des letzten Spieltags der Saison schweifen. Dachte an die Chancen, die eine erfolgreiche Relegation gegen grünweiß Weser böten, malte mir aber auch Szenarien des Scheiterns aus, dazu hörte ich etwas Musik und gerade als ich den Thread auf Twitter beenden wollte erklang aus der Bluetoothbox „Fear oft he dark“ von Iron Maiden. Die perfekte Untermalung für meine Gedanken.

Ein 1:5 gegen Sandhausen kam in meinen Gedanken jedoch nicht vor (ein Tor von Dennis Diekmeier dagegen schon). Natürlich kann man die zwei letzten Gegentore der Saison als Freakshow abtun, für den HSV waren sie typisch, führten sie doch auch dem letzten Betrachter die Hilflosigkeit von Mannschaft und Trainer vor Augen.

Hilflos war auch ich, sah mit zunehmenden Entsetzen dem Spielfilm #HSVSVS zu, die frühen Verletzungen, die Gegentore, der fulminant verwandelte Elfmeter, der doch ein Weckruf hätte sein müssen, dieser blieb aus, dann die erneute Verletzung, die Umstellung, der Elfmeter, die Freakshow, die Wut, die Leere, die Angst um den Verein, dazu die Schadenfreude, aber auch der Trost…

Drei Tage später nahmen Tanja und ich mit unserem Gast Sven Ehrich den HSVTalk Nachspielzeit auf und ich war selbst überrascht, wie gefasst wir waren, kaum Wut, die Enttäuschung zwischen den Sätzen versteckt und kaum Angst um den Verein. Zumindest kam diese nicht über unsere Lippen.
Und doch war, doch ist sie zumindest bei mir da.

Ich gehe den Weg des Vereins seit Jahren mit, auch wenn er mir oft nicht gefällt.
Ich spüre den Schatten der uns verfolgt, der uns vor sich hintreibt. Der uns auf dem unebenen Weg immer wieder straucheln lässt, die Hosen an den Knien längst zerrissen, den Blick viel zu oft nach hinten gerichtet, um den Hindernissen auszuweichen, die sich scheinbar von selbst vor uns errichten. Jedes Fünkchen Licht lässt uns den Kurs ändern, um ihm näher zu kommen, um den Schatten loszuwerden, der doch durch unseren Zickzackkurs immer schneller aufzuholen scheint.

Fear of the dark
Fear of the dark
I have a constant fear that something's always near
Fear of the dark
Fear of the dark
I have a phobia that someone's always there

„Da ist nichts!“ sagen wir immer wieder laut, auch wenn wir die Gegenwart des Schattens spüren, als könnten wir ihn durch einfaches Verleugnen loswerden, doch auch wenn wir es manchmal ganz nah an die Helligkeit heranschaffen, wird seine Präsenz dort, gleich einem Traum kurz vor dem Aufwachen, nur umso stärker. Und der Reflex ist immer der Gleiche. Wir blicken zurück, viel zu oft, wir lassen die Hindernisse vor uns aus den Augen, wir straucheln und bis wir uns wieder hochrappeln ist von dem Licht vor uns nur noch ein schwacher Schimmer zu erkennen.

Fear of the dark
Fear of the dark
I have a constant fear that something's always near
Fear of the dark
Fear of the dark
I have a phobia that someone's always there

Doch wir stehen noch, wir gehen weiter, wir folgen dem Licht, wir nehmen uns auch ganz fest vor, dass uns diesmal nichts und niemand von unserem Weg abbringt. Da ist nichts was uns verfolgt. Auch wenn wir glauben etwas zu spüren, Schritte zu hören, die uns eine Gänsehaut bereiten, die uns erschaudern lassen.
Da ist nichts, wenn wir nur fest genug an uns und unseren Weg glauben, wenn wir uns an den Händen halten und gegenseitig auf einander aufpassen, wenn wir die Hindernisse gemeinsam erkennen und aus dem Weg räumen.
Da ist nichts!

Fear of the dark
Fear of the dark
I have a constant fear that something's always near
Fear of the dark
Fear of the dark
I have a phobia that someone's always there