Dienstag, 30. September 2014

Dünnhäutig

„Mensch, was bist Du dünnhäutig“ musste ich mir jüngst anhören, als ich mich via Twitter über Polemik in einem von mir eigentlich geschätzten Podcast beschwerte. Der werte Herr Rebiger kündigte in seinem Blog sogar ein Aufräumen seiner Timeline an.
„Ich habe mich auf Twitter zuletzt oft geärgert und unglücklicherweise fast genauso oft aus der Reserve locken lassen.“
Dieses Zitat aus dem oben erwähnten Blogbeitrag trifft unsere Dünnhäutigkeit eigentlich sehr gut. Der gemeine HSV-Fan schluckt sei Jahr und Tag mehr oder weniger qualifizierte Bemerkungen über die Vorgänge im Verein und dessen Erfolge. Ganz nebenbei schwingt in diesen Bemerkungen immer der Vorwurf der Großkotzigkeit oder gar des Realitätsverlustes mit.

Nein, der HSV hat es uns in letzter Zeit nicht gerade leicht gemacht treu zu ihm zu stehen. Kaum ein Fettnapf wurde ausgelassen, das Personal auf und neben dem Platz verkam zu Austauschbaren Nummern, bei denen man immer glaubte, dass die eigenen Interessen über denen des Vereins standen. Weder Vorstand noch Trainer konnten das kickende Personal von diesem Phlegma, das die Spieler bestenfalls in den Leistungen stagnieren ließ befreien. Gelang einem Spieler trotzdem eine Weiterentwicklung, war er auch schon wieder weg.
Die ständig wechselnden Trainer stellten über Jahre die einzige sportliche Kompetenz dar und entsprechend heterogen zusammengestellt war oder ist denn auch der Kader.

Es heißt, dass schwache Führungspersönlichkeiten auch schwache Untergebene holen würden und gerade bei der Bestellung von Oliver Kreuzer, den man am vergangenen Sonntag bei seinem Sky90-Auftritt doch gerne mal tröstend in den Arm genommen hätte, als Sportchef hat sich diese Aussage einmal mehr bestätigt. In Köln laufen ob dieser Entscheidung momentan die Planungen zur Errichtung eines zweiten Doms. Nein, ich habe nicht für die Ausgliederung nach HSVPlus gestimmt, weil ich den Anteilsverkauf, oder Herrn Kühne so sexy fand, ich wollte einen Schnitt, einen Neuanfang.

Vier Monate nach dem Beschluss zur Ausgliederung stehen ein Torlosrekord, Platz 18 in der Liga, ein Trainerwechsel nach dem 3. Spieltag, Unruhe im Aufsichtsrat und obendrein ein Geldgeber, der wenn er intern kein Gehör findet ungeniert den Weg über die Öffentlichkeit sucht. Jeder dieser fünf Punkte ist natürlich Wasser auf die Mühlen derer, die uns die Lastminuterettung aus der letzten Saison noch persönlich krumm nehmen. Auch diejenigen, die sich gegen eine Ausgliederung nach HSVPlus eingesetzt haben fühlen sich gerade durch die Äußerungen von Kühne und Gernandt bestätigt.

Wer hier mit dem Lesen aufhört mag sich fragen, warum es HSV-Fans gibt, die dünnhäutig auf Häme und Polemik reagieren, schließlich hat man sich diese redlich verdient.
Im letzten Jahr haben wir diese, wenn es auch weh tat geschluckt, doch hat sich etwas verändert. Es gibt eine neue, eine andere Herangehensweise beim HSV, mit der ich mich identifizieren kann und die es sich in meinen Augen zu verteidigen lohnt.
Dietmar Beiersdorfer lebt sein Ideal von einem Fußballverein vor, auch wenn er in manchen Situationen dabei selbst unvorteilhaft oder gar naiv rüberkommt. Er motiviert Menschen ihm auch, aber nicht nur des Geldes wegen zu begleiten. Er hat keine Angst starke Leute wie Bernhard Peters neben sich zu installieren, wenn er glaubt, dass dieser der Beste für diese Position ist.

Man mag anmerken, dass es nicht im Sinne des Vereins sein kann, wenn man sich eine U23 Mannschaft zusammenkaufen muss, weil der eigene Nachwuchs nicht genug hergibt, doch die Art und Weise wie dies geschehen ist zeugt von enormer Kompetenz. Beiersdorfer, Zinnbauer und Peters sichteten jede Menge Talente, um sich diese schlagkräftige Truppe zusammenzustellen und dieses Gespür für Talent und das Erstellen einer funktionierenden Mannschaft lässt mich auch für die Zukunft im Nachwuchsbereich hoffen.

Es sind diese Ansätze und auch das Auftreten der Bundesligamannschaft unter Zinnbauer, die mich glauben lassen, dass der eingeschlagene Weg des HSV der richtige ist, dass der HSV unter der neuen sportlichen Leitung (ich bin sehr gespannt auf Peter Knäbel) sich in Richtung Seriosität bewegt und dass dieser Weg unterstützenswert ist, auch und gerade weil der HSV erst am Anfang des Weges ist. Ich habe seit langer Zeit mal wieder das Gefühl, als laufe es beim HSV momentan in die richtige Richtung.
Nein, es ist noch nicht alles so wie ich es gerne hätte und vor allem sportlich hätte ich mir schon etwas mehr erwartet, doch die Vereinsführung, oder der gesamte Verein braucht jetzt die Unterstützung der Fans und meine soll er bekommen, auch wenn ich dadurch manchmal etwas dünnhäutig erscheinen mag.

Montag, 29. September 2014

Wochenfazit

Was für eine Woche:
Erst werde ich 50 (Ein Danke an alle Gratulanten!), dann holt Europa in überragender Manier den Ryder Cup und schließlich schießt der HSV sein erstes Tor.
War das erste Ereignis relativ unausweichlich und das Zweite die Umsetzung einer Favoritenrolle, so traf mich das Tor von Nicolai Müller nach  Torlosewigkeitsrekord doch gänzlich unvorbereitet. Die Niederlage gegen passive Frankfurter hingegen passt nur zu gut in das Bild der bisherigen Saison.

Das Auftreten der Mannschaft empfinde ich als absolut positiv. Der Einsatz stimmt und auch der eine oder andere Spielzug wusste mir zu gefallen. Dass dabei die Klarheit in den Aktionen fehlte, die Flanken verpufften und häufig zu kopflos agiert wurde, ist selbstverständlich auch mir aufgefallen, doch glaube ich wie schon in den beiden letzten Partien eine Spielanlage zu erkennen, die nach intensiverer Einübung durchaus erfolgversprechend ist. Vor Zinnbauer steht jetzt die erste komplette Trainingswoche, um daran zu feilen.

Allerdings würde man sich auch in die Tasche lügen, wenn man die gestrige Niederlage unter Pech abbuchen würde, schließlich wirkten auch die eigene Unfähigkeit sich klare Chancen herauszuarbeiten und diese dann entsprechend zu verwerten, sowie Unzulänglichkeiten im Abwehrverhalten beim Zustandekommen der erneuten Pleite mit. Doch daran kann (muss) man arbeiten. Die um 10 km niedrigere Laufleistung gegenüber dem Gladbachspiel schreibe ich dem Spielverlauf zu, gerade in der zweiten Halbzeit fand das Spiel fast ausschließlich in der Frankfurter Hälfte statt und da hat man halt nicht die Möglichkeit so viel zu laufen, wie am Mittwoch, als das Spielgeschehen hin und her wog.

Das Nachspiel auf sky 90 habe ich mir nur Auszugsweise im Nachhinein angesehen, da mir direkt nach Abpfiff nicht der Sinn nach einem Kreuzer stand, der weinerlich beteuert, wie schwer er es denn gehabt hätte und dabei versuchte seine eigene vor allem mediale Minusleistung aus dem vergangenen Jahr unkommentiert zu lassen. Dabei dachte ich eigentlich, dass er noch Gehalt plus Nebenleistungen vom HSV bezieht und sich dementsprechend wie ein Angestellter des Vereins zu verhalten hätte. Falsch gedacht.

Der Stern hat jetzt also eine E-Mail von Kühne an ein ehemaliges Aufsichtsratsmitglied bekommen, in der dieser Bedingungen für sein weiteres finanzielles Engagement gestellt haben soll. Harald Stenger hat diese quasi verifiziert, da der Stern doch stets so sauber und umfassend recherchieren würde. Ich will diese jetzt nicht mit einem Verweis auf die Tagebücher des Herrn H. abtun, denn auch ich kann mir durchaus die Existenz dieser Mail vorstellen. Allerdings frage ich mich ob oder wie weit die Mail an ein Mitglied des ehemaligen AR, der neuen Vereinsführung bekannt oder gar ein Bestandteil der Entscheidungsfindung war.

Hoffen will ich nur, dass der Informant des Stern auch die Eier hat zu dem was er da öffentlich macht zu stehen, doch damit rechnen tu ich nicht. Die Folge wird zweifellos sein, dass sich jedes Sekundärmedium auf Leute aus dem Umfeld des HSV stürzen wird, um einen Teil der Story abzubekommen und für den HSV bleibt wieder einmal eine Drecklawine aus allen Richtungen. Aber warten wir mal den betreffenden Artikel ab, bevor wir über die daraus entstandenen Konsequenzen reden. Bis dahin fragen wir uns lieber, in welcher Minute der Minusrekord für das zweite erzielte Tor einer Bundesligasaison endet.

Mittwoch, 24. September 2014

Frischer Wind?

So ein Spiel gegen Bayern ist doch irgendwie ein Muster ohne Wert. Wie oft hört man sich die Münchner beschweren, dass die Gegner sich gegen sie ganz besonders anstrengen würden und wenn man ehrlich ist, steckt in dieser Aussage auch ein Fünkchen Wahrheit. Schließlich wollen Verein und Gegenspieler unter Beweis stellen, dass sie mit den Besten ihres Faches mithalten können. Ob das für die Bayern ein Grund zum Jammern ist, steht allerdings auf einem anderen Blatt Papier, bräuchten sie doch nur im Mittelmaß zu versinken um dieser Sonderbehandlung zu entkommen. Nein das ist genauso abstrus, als würde man ein Jahr lang um die Qualifikation zur Champions League kämpfen, sich mit den Einnahmen einen exquisiten Kader leisten um sich im Anschluss über den Samstag-Dienstag-Rhythmus zu beschweren, Herr Sammer.

Aber das sind leider nicht unsere Probleme, denn für uns würde der gefeierte Punktgewinn gegen die Bayern zu einem Muster ohne Wert verkommen, wenn die samstäglichen Anstrengungen denn tatsächlich nur eine einmalige Erscheinung gewesen sein sollten. Die Älteren werden sich erinnern, dass der HSV schon häufiger herausragende Leistungen gegen die Bayern auf den Rasen gebracht hat. Die Jüngeren können dies von den ersten Spielen unter neuen Trainern berichten. Allerdings auch von der Entwicklung in der Folgezeit.

Doch bin ich bei dem neuen Trainer, ohne diesem schon einen Heldenstatus verpassen zu wollen, vorsichtig optimistisch, dass er es schaffen kann die Mannschaft auf dem eingeschlagenen Kurs zu halten. Dabei ist selbstverständlich auch der Wunsch ein Vater des Gedanken, schließlich habe ich mich nach frischem Wind im Verein und vor allem auf dem Platz gesehnt und nachdem zu sehen war, dass neue Spieler allein nicht dafür sorgen können, scheint mit Joe Zinnbauer ein Typ Trainer gefunden worden zu sein, der diese Frische verkörpert.

Zudem scheint Zinnbauer –Tuchel hin oder her- in dieses entstehende Konstrukt des HSV zu passen, wenn er ohne zu vergessen wo man herkommt oder ist, daran arbeitet diese Situation zu verbessern. Selbstverständlich erwarte ich keinen Auswärtssieg in Mönchengladbach, das ja zu den Vereinen mit den Problemen, die wir gerne hätten gehört, mit einer Leistung, wie der vom Samstag erscheint mir dieser allerdings auch nicht unmöglich.
Ich bin also freudig gespannt auf das, was da heute Abend auf mich zu kommt. So freudig, dass ich mich in der Spieltagsvorschau auf meinsportradio.de mit meinem geschätzten Kollegen und Gladbachfan Olaf zu einem Siegtipp habe hinreißen lassen, worauf uns dieser dankbar die Favoritenrolle zuschob. Natürlich nicht ohne den ihm eigenen süffisanten Unterton, mit dem er uns als beinahe Bayernbezwinger Champions League Ambitionen unterstellte.

Dabei habe ich mich nur verhalten, wie der Vorstandsvorsitzende am Sonntag bei Sky90 und die Wahrheit gesagt, bzw. mich nicht verstellt. Okay, vielleicht habe ich dem Olaf auch eine kleine Vorlage gegeben, doch das ist hier egal. Viel interessanter als mein Geschwafel im Radio sind die Aussagen Beiersdorfers im Fernsehen.
Ja, er hatte mit Thomas Tuchel kontakt, er würde auch nicht wieder in der K&N-Zentrale derart wichtige Entscheidungen treffen („vielleicht bin ich da etwas naiv“) und er gab auch zu, dass ihm die Ablehnung von Klopp als Trainer ein paar schlaflose Nächte beschert hat.

Spontan habe ich gedacht, dass es die eine oder andere Aussage so nicht gebraucht hätte und wollte Didis Frage nach der Naivität bejahen, doch je mehr ich darüber nachdenke, desto geschickter erscheint mir sein Verhalten, weil dadurch auch die Aussagen bezüglich der Einflussnahme Kühnes und der Zurechtweisung des Aufsichtsrats und des Kreditgebers wegen der öffentlich getätigten Aussagen an Gewicht gewinnen. Ob dies so angestrebt war oder nicht, auf jeden Fall waren diese Äußerungen erfrischend authentisch und ich möchte sie als einen aufkommenden frischen Wind in der Chefetage des HSV deuten.

Sonntag, 21. September 2014

Mit Didi raus aus der Schublade

Durch meine (Neben-)Tätigkeit als Moderator des HSVTalks auf meinsportradio.de unterhalte ich mich mit vielen Menschen über den HSV. Dies nicht nur während den Talks, auch im laufenden Programm und bei Vorschau- und Analysesendungen sind meine Einschätzungen zum HSV gefragt. Nein, ich will und werde mich nicht als Experte aufspielen, bin ich dafür doch viel zu weit vom Geschehen entfernt, mir geht es um die Meinungen der Leute mit denen ich mich unterhalte. Auf Sendung und im Off.

Bei diesen Gesprächen stelle ich immer wieder fest, wie tief der HSV in der Schublade steckt, auf der Chaos und Inkompetenz steht. Bei jeder Meldung über, oder um  den HSV herum wird diese Schublade geöffnet, um dort die Attribute zu finden  mit der sich diese Meldung komplettieren lässt. Dabei wird sich oft nicht einmal die Mühe gemacht die eigentliche Meldung bzw. die Ursache dieser zu hinterfragen. Wird ein Trainer nach dem 3.Spietag entlassen herrscht Chaos! Hat der neue Trainer gleich zwei dicke Brocken vor der Nase liegt dies an der inkompetenten Vereinsführung, die den Neuen sofort wieder verbrennt. Dieses Schubladendenken wird von vielen Medien vorgelebt und deren Artikel und Meinungen auch von vielen gerade überregionalen Gesprächspartnern übernommen.

Jetzt bin ich bestimmt der Letzte der bestreitet, dass der HSV im letzten Jahrzehnt so ziemlich alles dafür unternommen hat um in dieser besagten Schublade zu landen, doch denke ich auch, dass es sich viele zu leicht machen, wenn sie diese reflexartig bei jeder Gelegenheit öffnen, ohne alternative Argumentationen in Betracht zu ziehen. Vielleicht war Beiersdorfer mit Slomkas Aufarbeitung der Niederlagen gegen Paderborn und Hannover so unzufrieden, dass er sich zum Handeln gezwungen sah und wenn es denn so war, dann musste er sofort handeln und durfte nicht warten, bis der Spielplan einen erfolgreichen Trainerwechsel wahrscheinlicher macht.
Wie weit ich selbst bereit bin mich bei Themen um andere Vereine von Schubladendenken zu lösen, lasse ich hier mal selbstkritisch offen…

Zu 120% chaotisch waren die diversen Äußerungen aus dem Umfeld des HSV, die eine Beurteilung der Entscheidungswege in der neugeschaffenen AG schwerer als notwendig machen, die Auswahl des Tagungsortes passt natürlich auch perfekt ins Bild und damit auch in die Schublade. Formulierungen wie „bis auf weiteres“ bei der Vorstellung eines neuen Trainers lassen zudem viel Raum für Deutung in alle Richtungen. Ich möchte in diesem Zusammenhang nicht von Inkompetenz sprechen, aber wo Beiersdorfer in Zukunft die Hebel ansetzen muss ist sehr deutlich geworden.

Beiersdorfer ist in der glücklichen Lage auf einen Aufsichtsrat zurückgreifen zu können, der sich auch über seine eigentlichen Aufgaben hinaus als Ratgeber in (fast) allen Situationen des Tagesgeschäfts eignet und es wäre fahrlässig sich nicht mit den Räten über dieses auszutauschen. Bei diesem Austausch muss es aber auch möglich sein, die Mitglieder des Rates zur Verschwiegenheit zu bewegen. Gelegentliche Störfeuer aus Mallorca oder der Schweiz kann der HSV verkraften, wenn die eigenen Gremien sich nur zu Wort melden, wenn dies auch im Sinne des Vereins notwendig ist. Zum Tagesgeschäft hat sich also nur der Vorstand zu äußern.

Dieser wiederum muss wiederum an Klarheit in seinen Aussagen und Handlungen gewinnen. Es kann nicht sein, dass der neue Trainer bei seiner ersten PK mit Zitaten seines Chefs vom Vortag konfrontiert wird, weil diese Interpretationsspielraum lassen. Zu einer professionellen Arbeit gehört auch eine entsprechende Außendarstellung. Wie sehr es dabei auf Kleinigkeiten in Formulierungen oder Gesten ankommt sollte jedem bewusst sein. Und wenn es einmal hektisch wird, muss jemand aus dem Umfeld des Vorstands dafür sorgen, dass auch auf diese vermeidlichen Kleinigkeiten geachtet wird um aus der oben genannten Schublade zu entkommen.

Ob die Mannschaft dies schafft, muss sie in den nächsten Wochen zeigen. Gegen Bayern,  war ein lange vermisstes Engagement zu sehen. Eine Leistung, die der HSV in der letzten Saison gegen Leverkusen und auch gegen Dortmund, im ersten Spiel unter Slomka gezeigt hat. Dieses stand zwar durch den Tod von Hermann Rieger unter einer ganz besonderen Emotionalität, doch war es halt auch das erste Spiel eines neuen Trainers. Überschwang ist auch nach dem tollen Spiel von gestern absolut fehl am Platz und wie sehr ich mir auch wünsche, dass Joe Zinnbauer einen Weg wie Gisdol, Tuchel, oder gar Klopp gehen wird, möchte ich ihm den Ballast überzogener Erwartungen gerne ersparen.

Ich erwarte aber, dass die sportliche Leitung des HSV um Beiersdorfer, Peters und Knäbel(?), aus den vergangenen Tagen lernt und ihre Vision vom neuen HSV schärfen kann und der Verein so Stück für Stück aus der Chaosschublade herauskommt. Die Möglichkeit ist vorhanden, davon bin ich überzeugt!

Freitag, 19. September 2014

Mit Joe gegen Bayern

Acht Siege aus acht Spielen lautet die Bilanz von Josef Zinnbauer mit der Zweiten des HSV. Okay, die hat mittlerweile auch ihr neuntes Spiel unter Joe Mourinhos Zinnbauers Nachfolger Daniel Petrowsky bei der bisher ungeschlagenen Zweiten von Eintracht Braunschweig gewonnen, aber das  ist natürlich noch der Verdienst von Zinnbauer. Ein wie auch immer gearteter Erfolg gegen die Bayern am Samstag hingegen wäre ein klarer Fingerzeig dafür, wo es jetzt mit dem HSV hingehen wird, bleibt dieser aus, wurde der Schuldige schon entlassen.

Ja, es geht schnell in Hamburg einen Heldenstatus zu erlangen, wie schnell es geht diesen wieder zu verlieren weiß niemand so gut wie Mirko Slomka, der sich jetzt, da er nicht mehr in Amt und Würden ist mit Vorwürfen konfrontiert sieht, auf die ich hier nicht näher eingehen will, da ich sie weder bestätigen, noch entkräften kann. Stattdessen verweise ich gerne auf die Homepage des Extrainers, auf der sich dieser sehr stilvoll von Hamburg und dem HSV verabschiedet.

Doch zurück zu Hamburgs neuem Helden. Die Verpflichtung Zinnbauers wurde so positiv aufgenommen, wie sonst vielleicht nur die, eines wirklichen Toptrainers und damit meinen ich eine Klasse über Thomas Tuchel. Auch ich bin froh, dass nicht einer der üblichen Verdächtigen zum HSV geholt wurde, finde aber die Euphorie um den neuen Übungsleiter etwas überzogen.
Begründet ist diese in der Konzeptlosigkeit des Vereins in der letzten Dekade und die Sehnsucht nach etwas Nachhaltigkeit auf dem Posten des Trainers.

Darüber hinaus scheint Zinnbauer zu der neuen sportlichen Leitung aus Beiersdorfer, Peters und Knäbel (der ja noch nicht unterschrieben hat) zu passen. Man nimmt ihm ab, dass er ohne zu zögern auf „seine Jungs“ der Zwoten zurückgreifen würde, wenn die Herren Profis nicht so mitziehen, wie er es gerne hätte. Dabei frage ich mich, was wohl Kerem Demirbay und Jonathan Tah im „Zweitligaexil“ gedacht haben, als sie von dem Trainerwechsel erfahren haben…
Konzept vor Namen lautet die Devise beim HSV und Joe Zinnbauer brauchte Beiersdorfer nicht von sich und seiner Vorgehensweise zu überzeugen, da diese bekannt und der Grund für seine Beförderung war.

Ins Abseits hat sich einmal mehr Karl Gernandt mit seiner 120 % - Äußerung manövriert. Ich frage mich, ob Gernandt denn jetzt endlich kapiert hat, worin seine Aufgabe beim HSV besteht. Bei der PK zur Entlassung von Slomka gab es ja schon ein paar kleine Spitzen von Didi, die sich aus dessen Mund ein bisschen wie das Zurechtweisen kleiner Kinder anhörten. Hoffentlich werden da intern klarere Worte gefunden.

Ein gefundenes Fressen für Fußballdeutschland war der Tagungsort in der Hafencity, schließlich könne man daraus ableiten, wer beim HSV die Entscheidungen trifft. Wenn ich jetzt schreibe, dass das Büro von Kühne und Nagel eine unglücklich gewählte Location für die Beratungen über die Entlassung des mehrmals von Kühne und Gernandt angezählten Trainers war übertreibe ich wohl nicht. Doch wenn ich die Entscheidungen, Entlassung trotz 120% und Zinnbauer trotz Sehnsucht eines älteren Herren nach einem Toptrainer sehe und bewerte, tragen die doch mehr die Handschrift der sportlichen Leitung als die der Geldgeber.

„Die Entscheidungen fallen im Volkspark“ sagt Beiersdorfer dann auch und ich werde es ihm so lange glauben, wie ich kann. Aber wie sehr sich die Öffentlichkeit auf die (in seinen Augen) Kleinigkeit der Auswahl eines Tagungsortes stürzt, sollte nicht nur ihm bekannt sein und daher kann man diese nur als dilettantisch bezeichnen. Mir stellt sich in diesem Zusammenhang einmal mehr die Frage, ob man die Vereinsführung da nicht aus der Presseabteilung oder dem Sekretariat besser beraten könnte.

Doch wichtig ist nur auf`m Platz und auf diesem warten jetzt die Bayern und mich würde wundern, wenn Pep keine Überfalltaktik wählen würde, um die Verunsicherung des HSV für eine schnelle Entscheidung zu nutzen. Dies haben Tayfun Korkuts 96er ja gerade eindrucksvoll vorgemacht.
Oben schrieb ich von einem wie auch immer geartetem Erfolg der Mannschaft und meine damit das Auftreten der Truppe und nicht das Ergebnis. Man kann in drei Tagen einüben, dass aufrückende Außenverteidiger abgesichert werden, wie man auch Leidenschaft erkennen kann, wenn diese denn vorhanden ist. Für den Umgang mit Rückschlägen scheint das Spiel gegen die Bayern ja geradezu prädestiniert zu sein. Von der Dominanz auf dem Spielfeld, die Zinnbauer anstrebt wird man hingegen wohl eher weniger sehen.

Dienstag, 16. September 2014

No risk, no fun

Was macht eigentlich…? Das war die meistgestellte Frage gestern auf dem #tkhh, dem Stammtisch der Fußballtwitterer in Hamburg, wobei die drei Punkte für Trainer standen. Je obskurer die Gedankengänge desto besser. Auf Beispiele verzichte ich hier, um niemanden zu nahe zu treten. Aber was bleibt einem HSV-Fan denn außer Sarkasmus und Galgenhumor?
Nicht viel.

In den letzten Wochen schwang bei mir die Hoffnung mit, die neue Vereinsführung möge sich standhaft zeigen. Standhaft gegenüber der Presse, aber auch gegenüber den Stimmen aus dem eigenen Lager. Doch als ich die Aufstellung in Hannover gesehen habe, war mir klar, dass Slomkas Tage gezählt sind, obwohl sie das natürlich schon früher waren.
Der Aufsichtsratschef und Kühnevertraute Gernandt hatte vor dem Spiel gefordert, dass die neuen Spieler aufgestellt werden sollten und Slomka damit in eine Ecke gedrängt aus die er nicht mehr herausgekommen ist.

Mich würde dabei wirklich interessieren, ob Slomka geglaubt hat, dass der vorgenommene Radikalumbau der Startelf auf Anhieb funktionieren würde. Auf mich wirkte die Aufstellung fast wie eine Trotzreaktion auf Gernandts Aussagen. Allerdings standen Slomka aus der Startelf gegen Paderborn die Verletzten Jansen, van der Vaart und Ilicevic, sowie der abgewanderte Milan Badelj ohnehin nicht zur Verfügung, sodass sich der Umbau auf die Personalien Arslan, Adler und Westermann beschränkte. Arslan hat beim Heimauftakt wirklich keine gute Figur abgegeben, wobei er in meinen Augen auf Außen auch fehl am Platze ist. Auf HW4 steht Slomka sowieso nicht und die Nominierungen für die Startelf waren bisher dem Mangel an Alternativen geschuldet. Drobny und Adler sind momentan leistungsmäßig auf Augenhöhe anzusiedeln.
Man kann die Aufstellung auf den einzelnen Positionen also nachvollziehen, der Zeitpunkt und die Häufung will mir aber nicht in den Kopf.



Slomka war bestimmt nicht der Wunschtrainer des neuen HSV und dass es sich ohne Rückendeckung nicht gut trainiert ist auch bekannt. Warum also hat Beiersdorfer an Slomka festgehalten, der nicht nur durch die Äußerungen von Kühne & Co angezählt war, sondern auch eine weniger als mäßige Bilanz aus der abgelaufenen Saison vorzuweisen hatte?
Entweder hat Slomka Didi überzeugen können, oder es fehlte an den Alternativen.
In meinen Augen war es wohl eine Mischung aus beidem. Ich glaube, dass DER Wunschtrainer von Didi im Sommer nicht auf dem Markt war und er Slomka die Übergangssaison auf der Bank zugetraut hat. Allerdings ist das nur ein Bauchgefühl von mir.
Wer wann der Nachfolger Slomkas wird, weiß ich auch nicht, ich denke aber, dass es für die nächsten zwei bis drei Spiele eine Interimslösung geben wird.

Merkwürdiger Weise nehme ich die eigentliche Trainerentlassung relativ unberührt zur Kenntnis, das Zustandekommen macht mich allerdings schon wütend. Durch das Gelaber von Gernandt und Kühne, welches die Medien natürlich dankbar aufnahmen hatte Slomka kaum eine Chance. Klar ist aber auch, dass man die zum Teil desolaten Auftritte seiner Mannschaft ebenso wenig außer Acht lassen kann, wie die nackten Zahlen seiner Amtszeit.
Bleibt die Frage wer aus der Trainergilde sich den Job beim HSV antun will, schließlich hat sich dieser, um es freundlich auszudrücken, nicht gerade als ein Karrieresprungbrett erwiesen. Aber vielleicht ist die Aussicht dort erfolgreich zu sein wo so viele Kollegen gescheitert sind auch ein Anreiz für einen ambitionierten Trainer. No risk, no fun!
Nur der HSV!

Freitag, 12. September 2014

Unbelehrbar - unabsteigbar

Eigentlich wollte ich ja schon lange wieder etwas geschrieben haben, allerdings fehlte mir etwas die Motivation. Natürlich könnte ich wie so viele andere auch versuchen dem Aufsichtsrat seine Aufgabe zu erklären und im Besonderen darauf hinweisen, was er zu lassen hat, doch diejenigen, die hier lesen wissen wie ich darüber denke und die Herren Räte lesen hier wahrscheinlich nicht. Also kann ich es auch gleich lassen.

Dass sich der Trikotsponsor eine andere Entwicklung beim HSV gewünscht hätte erklärt sich schon, wenn man mal guckt wer noch so mit dem Fly Emirates Logo über Europas Grünflächen spaziert. Wenn also jemand sagt, dass ein Zweitligist nicht unbedingt in die Firmenphilosophie passt, kann ich das zu hundert Prozent nachvollziehen.
Genau wie ich auch die Unzufriedenheit der Räte nachvollziehen kann, doch sollten sie als Amtsinhaber ihre Kritik intern äußern, aber wie ich darüber denke weiß ja jeder, der hier liest.

„Jetzt habt Ihr Eure neuen Strukturen und das Gelaber der Aufsichtsräte geht weiter“
Boah, was nerven mich Aussagen wie diese. Schließlich war ein die Ruhe im Verein für mich ein wesentlicher Aspekt die Strukturen ändern zu wollen und jetzt wird ohne jede Not wieder Gelabert. Ich könnte mir die Mühe machen Qualität und Quantität der Äußerungen mit den des Elferrates zu vergleichen, um dann zu schließen, dass es nicht ganz so schlimm wie vorher ist, doch das will ich nicht. Überhaupt ist in dieser Beziehung ein bisschen Schlimm schon mehr als ich ertragen mag und Aussagen wie die oben genannte kratzen zusätzlich an meinen, durch die sportlichen Leistungen eh schon strapazierten Nervenkostüm.

Genau wie das Gerede von den Unabsteigbaren.
Unabsteigbar war damals ein Kompliment für einen Verein, der es mit bescheidenen Mitteln über Jahre geschafft hat erstklassig zu bleiben. 22 Jahre gehörte der VfL Bochum der Eliteklasse des deutschen Fußballs an, ohne diese jemals besser als auf dem achten Platz zu beenden. Man bekam den Beinamen graue Maus, aus dem dann kurz vor dem ersten Abstieg 1993 die Unabsteigbaren wurde.

Mit den Unabsteigbaren von damals verbindet den HSV von heute lediglich die Tatsache, dass man noch nie abgestiegen ist. Dies gilt übrigens auch für die Bayern (seit 1965), Leverkusen (1979) und Wolfsburg (1997), doch treten diese Vereine, oder deren Umfeld, mit einem ganz anderen Selbstverständnis auf und werden daher nicht mit ihrer ununterbrochenen Bundesligalebenslinie in Verbindung gebracht.
Okay, an mangelndem Selbstvertrauen beim Ausgeben von Saisonzielen leidet der HSV im Normalfall auch nicht, allerdings kann es bei den Möglichkeiten, die Hamburg einem Fußballverein bietet auch nicht sein, dass man sich mit der Unabsteigbarkeit als Zielsetzung abfindet.

Auf absehbare Zeit will man jetzt die Augenhöhe mit Vereinen wie Schalke oder Wolfsburg wiedererlangen, auf der sich manche Funktionäre schon im letzten Jahr wähnten. Für Europa will man sich aufstellen und auch wenn mir das nach einer Nulldreischlappe gegen Paderborn als Traumtänzerei ausgelegt wird, bin ich der festen Überzeugung, dass der HSV dort auch hingehört. Allerdings bezieht sich diese Einschätzung auf den Verein als Ganzes und nicht auf den momentanen Kader. Das Prädikat unabsteigbar vermittelt mir jedoch das Gefühl der Zufriedenheit mit der momentanen Situation und das kann es in meinen Augen gar nicht sein.

Donnerstag, 4. September 2014

Mit Perspektive?

Eigentlich gefallen mir die Transfers beim HSV. Sehr positiv sehe ich die Durchführung der Verpflichtungen und dabei natürlich die Rolle von Dietmar Beiersdorfer, der bei den Verpflichtungen nicht nur auf die Überzeugungskraft des Geldes gesetzt hat. In vielen Interviews mit den Zugängen war herauszuhören, dass Didi sie von dem, was er mit dem HSV vor hat überzeugen konnte.

Als Wehmutstropfen fasse ich die Abgänge auf Zeit von Kerem Demirbay und vor allem Jonathan Tah auf. Während mir noch einleuchtete, dass Kerem nach seinem Seuchenjahr in Kaiserslautern (Stamm-) Spielpraxis sammeln soll, die er bei uns wohl kaum bekommen hätte, sah ich bei Tah schon die Möglichkeit ihn in die erste Elf zu integrieren. Nach den Abgängen von Sobiech und Mancienne, sowie den Verletzungen von Rajkovic und Kacar ist Tah automatisch zum Innenverteidiger Nummer drei aufgestiegen und da Slomka nicht so wirkt, als sei er von Heiko Westermann restlos überzeugt, sah ich sogar die Chance auf die Startelf.

Allerdings schien mir unser „Jahrhunderttalent“ schon in der Vorbereitung nur eine untergeordnete Rolle zu spielen, da Slomka neben dem gesetzten Neuvizekapitän Djourou auf Kacar baute. Von dem einstmals aussortierten Serben versprach sich der Trainer mehr Qualität im Aufbauspiel, was bei einem gelernten Mittelfeldspieler auch nahe liegt. Aber manchmal ist der Fußballgott ein Arschloch und mit Gojko Kacar beim HSV meint er es besonders schlecht, so verletzte sich dieser so schwer am Knie, dass er für zwei Monate ausfiel.

Den freien Platz in der Innenverteidigung nahm Westermann ein und als Backup wurde der Brasilianer Cleber verpflichtet. Mit Cleber statt smart habe ich diese Entscheidung kommentiert und erst jetzt komme ich dazu dies noch einmal zu überdenken.
Für mich ist sicher, dass Cleber intensiv gescoutet wurde. Ob nun Beiersdorfer in Russland, oder Peters in Hoffenheim auf ihn aufmerksam geworden ist finde ich dabei nur zweitrangig. Ich kann mir bei den Beiden aber nicht vorstellen, dass sie einen Spieler aufs Geradewohl verpflichten.

Genauso sicher bin ich mir, dass sich die Beiden, zusammen mit dem Trainer, über Jonathan Tah Gedanken gemacht haben. Woran es letztendlich lag, dass die Entscheidung für die Leihe nach Düsseldorf gefallen ist weiß ich natürlich nicht, doch kann ich mir durchaus vorstellen, dass man die Luftveränderung, verbunden mit einer Abnabelung vom Umfeld nach dem Trubel um die Veröffentlichung der Vertragsinhalte aus dem letzten Jahr für eine gute Idee hält. Wie Jonathan, der bekanntlich erst 18 Jahre alt ist, die ganze Geschichte verkraftet hat kann man nur spekulieren und das sollen andere machen.

Fakt ist, dass im kommenden Sommer die Verträge von Westermann, Rajkovic und Kacar auslaufen und man die Verteidigung spätestens dann neu aufstellen muss. Bis dahin können sich diese drei für einen neuen Vertrag empfehlen, man kann die "Leiharbeiter" Sobiech und Tah weiter beobachten und Cleber in aller Ruhe im Vereinsumfeld integrieren. So kann man die Innenverteidigung zur neuen Saison aus sieben Kandidaten bilden und das bei entsprechender Entwicklung der „Leiharbeiter“ auch mit Perspektive.
Natürlich besteht immer die Gefahr, dass ein Leihspieler nicht wieder zurück will und man so mal wieder ein Talent verliert, doch dem gegenüber steht ja die eingangs erwähnte Überzeugungskraft des Vorstandsvorsitzenden.