Mittwoch, 8. Oktober 2014

Siege, Zombies und Finanzen

Da gewinnt der Dino erstmals seit der Kreidezeit wieder ein Spiel und ich komme mit dem Schreiben nicht hinterher. Auch das Gewinnen will halt gelernt sein…
Dabei hatte ich am Sonntag sogar zwei Anläufe genommen meine Freude über diesen verdienten Sieg in die Tasten zu hauen und vor allem darauf hinzuweisen, wie wichtig dieses Erfolgserlebnis vor der Länderspielpause war. Doch musste ich dabei an den psychologisch wichtigen Zeitpunkt eines Tores vor der Halbzeit denken, der dem Gegner die Möglichkeit gibt sich auf die veränderte Situation in Ruhe einzustellen.

Aber seien wir ehrlich, viel länger hätte der HSV mit dem Punkten nicht warten dürfen, denn passend zur Jahreszeit krochen halbverweste halbvergessen Gestalten aus dem Nebel, um sich mit einer Wortgewandtheit, die mich an die Bewegungsabläufe der Zombies aus „Shaun of the Dead“ erinnerte, auf Kosten des Exvereins neues Lebenselixier namens Aufmerksamkeit zu erkaufen, um sich am Tag danach wild zurückrudernd unter dem aserbaidschanischen  Stein des Vergessens zur hoffentlich letzten Ruhe zu betten.
Auch wenn für mich immer Rudi Kargus im Tor des HSV Allstarteams stand, tun mir solche sinnbefreiten Aussagen von Spielern, die ich einst anfeuerte weh.

Doch wesentlich wichtiger an diesem Sieg war die Tatsache, dass sich die Mannschaft für den Aufwand, den sie schon in den vorherigen Spielen betrieben hat auch belohnte. Wie schnell kann das langweilige Taktikgerede eines Trainers zur hohlen Phrase verkommen, wenn der Erfolg ausbleibt? Umgekehrt kann aus dem selben Gerede spannendste Unterhaltung werden, wenn auch der Letzte erkannt hat, dass es die Mannschaft voran bringt. Bis auf weiteres sollte jedenfalls kein Spieler einen Grund haben dem Trainer nicht zu 100% zu folgen.

Im Gegensatz zur sportlichen Entwicklung der Mannschaft scheinen die Umbauarbeiten in der Führungsetage mit den Verpflichtungen von Peter Knäbel und Frank Wettstein zumindest auf der Seite der Zugänge abgeschlossen zu sein.  Während bei Knäbel zuletzt nur noch der Termin seines Amtsantritts fraglich war, kam die Bekanntgabe von Wettstein als Finanzvorstand aus heiterem Himmel.
Als ich am Montagabend den HSVTalk für meinsportradio.de (auch hier als Podcast) aufnahm, fragte ich meine Gäste noch, ob die Stelle des Chief Financial Officer (CFO) denn noch besetzt werden würde, was dann 18 Stunden später schon vollzogen war.

Der Wirtschaftsprüfer Wettstein gilt als Sanierer, er ist als solcher auch schon bei mehreren Fußballvereinen tätig gewesen und es bleibt zu hoffen, dass er bei uns schnell ein paar Stellschrauben findet, um die finanzielle Schräglage des Vereins auszugleichen. Vergessen wir nicht, dass die offensive Transferpolitik Beiersdorfers ohne Bürgschaft und Kredit von Herrn Kühne nicht machbar gewesen wäre und die Neuen, die uns Samstag so begeistert haben nicht hier wären. Einen ausgeglichenen Jahresabschluss wird die HSV-AG nur vorweisen können, wenn aus dem Kreditgeber Kühne ein Anteilseigner wird und auch wenn das für dieses Geschäftsjahr so geplant sein mag, kann es auf Dauer nicht so weitergehen.

Von Peter Knäbel war in den letzten Tagen und Wochen so viel Positives zu lesen, dass ich hier nur meinen persönlichen Eindruck wiedergeben will. Ich habe das Gefühl, dass der neue Direktor Profifußball menschlich und auch fachlich bestens zu Beiersdorfer und Peters passt und ich hann mir gut vorstellen, dass die drei den HSV voranbringen werden. Dabei wird der nächste Sommer auf Grund der zahlreichen auslaufenden Verträge richtungweisend, denn auch wenn dann ein erhebliches Gehaltsvolumen eingespart werden kann, wird für Ablösezahlungen nur Geld vorhanden sein, wenn ein weiterer strategischer Partner ins Boot geholt werden kann. Doch das eigentliche Ziel muss lauten, dass sich der Spielbetrieb selbst finanziert.
Aber warten wir`s ab.