Montag, 27. Oktober 2014

Ärgern und freuen in Berlin

Logischer Weise war mir klar, dass es auch unter Zinnbauer schlechtere Spiele geben würde, aber warum muss das ausgerechnet dann sein, wenn ich im Stadion bin?
So erlebte ich mein Highlight des Tages schon in der S-Bahn auf der Anreise zum Stadion, als ein Minicapo, der wahrscheinlich (altersgerecht) noch nicht einmal seinen Namen schreiben konnte absolut textsicher die Fangesänge einstimmte und dessen Augen vor Glanz fast explodierten, als die gute Seite des Wagons in seinen Gesang einfiel.

Ich mag solche Szenen und zufällige Begegnungen, wenn ich Fußball gucken gehe oder Auswärts fahre, wenn man in der Kurve einen Kumpel trifft, den man lange nicht gesehen hat. Aber natürlich gab es auch jede Menge geplante Begegnungen, wenn es auch manchemal einen zweiten Anlauf brauchte um einen Kontakt herzustellen. Im Großen und Ganzen verlebte ich das Wochenende im Kreise der Sitzkissenfraktionäre, die mir die Niederlage erträglich machten.

Ich muss zugeben, dass ich ob der erbrachten Leistung des HSV einigermaßen enttäuscht war, wobei ich keinem der Spieler das Engagement absprechen will, doch die zuletzt so gelobte Mannschaftsleistung wollte einfach nicht zustande kommen. Zumindest wollte sie nicht länger als 15 Minuten anhalten.
Die Hertha überließ dem HSV das Spielgerät, der wieder einmal nichts damit anzufangen wusste und konterte die aufgerückten Gäste ein ums andere mal aus. Ein ebenso einfacher wie erfolgreicher Gameplan.

Gerade nach dem Rückstand war deutlich zu sehen, dass es dem HSV an jeglicher Durchschlagskraft fehlte und so war man dem Ausgleich in keiner Situation wirklich nahe, nach dem zweiten Gegentor war der Drops dann gelutscht. Die vier Offensivspieler fielen mit ob ihrer Unauffälligkeit besonders auf, van der Vaarts Pass auf Jansen kurz vor dem 1:0 war die einzige Szene der Beiden, von Müller bleibt der Tritt auf dem Ball in aussichtsreicher Position, von Lasogga lediglich die Pfiffe gegen ihn in Erinnerung. Den Einsatzwillen spreche ich ihnen (siehe oben) jedoch nicht ab.

Hinterfragen sollte man jedoch den gesamten Spielverlauf. Warum meint man als Tabellensechzehnter immer wieder das Spiel machen zu müssen und gibt so den Gegnern selbst Auswärts die Gelegenheit zum Kontern?
Natürlich kann man einen gerade eroberten Ball schlecht freiwillig zurückgeben, aber man könnte einen Angriff doch schnell und konsequent spielen, anstatt immer wieder zuerst den sicheren Ball in die Breite zu spielen und so der Abwehr die Zeit zu geben sich zu formieren, um sich dann die Zähne daran auszubeißen. So wie am Samstag macht man es den Gegner zu leicht.

Fraglich ist momentan auch der Wert des Kapitäns für die Mannschaft, gleich dem guten alten Käfer läuft und läuft er, ohne dabei so recht auf Touren zu kommen. Geniale Momente waren bis auf den erwähnten Pass auf Jansen nicht zusehen. Okay, das gilt natürlich auch für den Rest der Mannschaft, doch ist diese zumindest dazu in der Lage ab und zu mal ein Sprintduell zu gewinnen.
Aber ich möchte mich hier nicht auf einzelne Spieler einschießen, dazu besteht auch kein Anlass.
Anlass zur Kritik sah der Trainer und ließ direkt nach dem Abpfiff einen Kreis bilden, um den Seinen deutlich zu machen, was er von ihrer Darbietung gehalten hat. Entsprechend bedröppelt kam die Mannschaft dann in die Kurve, um sich bei den Fans zu bedanken, welche diese Geste mit mäßigem Applaus entgegennahmen.

Auf der Rückfahrt hatten wir dann keinen Minicapo, und eigentlich war auch niemanden zum Singen zumute und so war ein zwanzigminütiger Zwangsaufenthalt wegen Gleisschäden das Highlight der S-Bahn Rückfahrt. Immerhin.
Mit zunehmender Dauer des Tages kam die Laune dann zurück und so hatten wir noch einen feucht fröhlichen Abend. Am Ende stand einmal mehr das Fazit:
Ein wunderbares Wochenende, wenn nur nicht immer dieser Fußball wäre…
Danke an alle, die zum Gelingen des Berlintrips beigetragen haben!