57.05% Ballbesitz, 17:9 Torschüsse, 5:2 Ecken und 52,45% gewonnene Zweikämpfe, doch am Ende stand es „nur“ 1:1. Dieses Unentschieden gilt es jetzt richtig einzuordnen.
Schon vor dem Spiel wusste ich nicht so recht, was ich erwarten sollte, danach stelle ich fest, dass die positiven Eindrücke überwiegen. Auffällig war, dass die optische Überlegenheit nicht nur in Torschüsse, sondern auch in echte Chancen umgewandelt wurde, dieses sogar gegen eine Verteidigung, die weniger als ein Tor pro Spiel zugelassen hat. Die Chancen entstanden, dem modernen Fußball entsprechend, aus schnellem Umschaltspiel und Standards und es wurde einmal mehr deutlich, dass eine hohe Ballbesitzquote mehr Fluch als Segen ist.
Auch wenn das Drehen eines Spiels wieder nicht ganz gelungen ist, hat die Mannschaft es geschafft ein Spiel, das eigentlich perfekt für den Gegner lief noch auszugleichen. Hoffenheim wollte keinen Ballbesitz, sie wollten den HSV kommen lassen, um wie beim 0:1 nach Balleroberung zu Chancen zu kommen. Verwundert hat mich, wie sehr sich der Gast gerade in der zweiten Halbzeit dabei zurückgezogen hat. So fanden die Balleroberungen meist tief in der eigenen Hälfte statt und der Weg zum HSV-Tor war entsprechend weit.
Ebenfalls positiv ist die zunehmende Stabilität in der Abwehr, wobei gerade die Defensivlaufwege von Valon Behrami eine Augenweide sind. Die Präsenz des schweizer Nationalspielers macht in diesem Jahr den Unterschied und lässt vor allem die Innenverteidiger besser aussehen. Matthias Ostrzolek findet sich auch immer besser zurecht und auch Ashton Götz hat nach seiner Einwechselung ein kleines Ausrufungszeichen gesetzt.
Am Wichtigsten war mir aber, dass nach dem unerwarteten Sieg in Dortmund kein Nachlassen zu erkennen war. Das Engagement stimmte absolut, auch wenn im offensiven Mittelfeld deutlich zu sehen war, dass die Abstimmung zwischen van der Vaart und Holtby verbesserungswürdig ist und eine Rechtslastigkeit im Spiel nach vorne die Folge daraus war. Holtby drängte oft ins Zentrum und der Kapitän rückte nach rechts raus anstatt den freiwerdenden raum auf Links zu nutzen. Doch für den ersten Auftritt in dieser Konstellation gegen eine starke Abwehr war das schon sehr ordentlich und der Trainer muss ja auch noch etwas zum Verbessern haben.
Das Fazit aus dem gestrigen Spiel fällt also sehr positiv aus, auch wenn es nicht der langersehnte Heimsieg geworden ist. Gerade in der zweiten Halbzeit ist es gelungen einen Gegner, der uns in seiner Entwicklung ein Jahr oder mehr voraus ist zu beherrschen und vielleicht will der Fußballgott ja, dass der nächste Heimsieg auuusgerechnet gegen den Gegner des letzten Heimsiegs gelingt.
Gespannt bin ich, wie die taktische Ausrichtung gegen die Hertha aussehen wird, die selbst auf Schalke versucht haben das Spiel zu machen, was dem HSV entgegenkommen könnte. Ich freue mich jedenfalls auf Berlin. Auch, aber nicht nur des Fußballs wegen.