Nachdem die sportliche Krise beim HSV durch den
langersehnten Sieg in Dortmund fürs Erste entschärft wurde, um von einer
Bewältigung zu sprechen ist es natürlich noch viel zu früh, rücken in den etwas
ruhigeren Tagen der Länderspielpause die maroden Finanzen des Vereins wieder in
den Vordergrund. Gerade heute sind dazu gewohnt lesenswerte Beiträge in Daniel
Jovanovs Kolumne auf Goal.com und in der HSV-Arena erschienen, in denen auf die Gefahren
des vom neuen Vorstand des HSVs eingeschlagenen Wegs hingewiesen wird.
Natürlich sehe ich diese Gefahren auch. Allerdings frage ich
mich auch, was die Alternativen zum eingeschlagenen Weg sind. Die Sparpolitik
der letzten Jahre ist in meinen Augen vor allem daran gescheitert, dass eben
nur gespart wurde und im sportlichen Bereich mit einem verklärten Blick auf das
Prinzip Hoffnung gesetzt wurde. Für eine Umorientierung fehlte es an Visionen
und Kompetenz. Eine Folge davon waren wegbrechende Einnahmen bei den
Fernsehgeldern und beim Verkauf von VIP-Plätzen, weil der HSV nicht mehr „schick“
war. Dadurch wiederum blieb den Sparmaßnahmen der Erfolg verwehrt.
Beiersdorfer geht jetzt einen anderen Weg, er investiert in
Spieler für den kurzfristigen und Manager für den langfristigen Erfolg. Beides
kostet Geld, das der HSV schon lange nicht mehr hat. Selbst der neue Kredit von
Herrn Kühne langt nicht um die Transfers und den Etat zu decken, weshalb man
bei der Verpflichtung von Lewis Holtby den Umweg über das Leihgeschäft gehen
musste.
Und doch halte ich den eingeschlagenen Weg für richtig. Man
braucht den kurzfristigen Erfolg (und ich bin bereit die Spielweise unter
Zinnbauer als erstes Anzeichen dafür zu werten) um positive Schlagzeilen zu
generieren, um VIP-Plätze zu verkaufen und für Sponsoren attraktiv zu bleiben,
aber auch um die Zeit bis die mittel- bis langfristig angesetzten Maßnahmen im
Nachwuchsbereich Früchte tragen zu überbrücken.
Um den Spagat zwischen dem sportlich Wünschenswerten und dem
finanziell Machbaren hinzubekommen wurde mit Frank Wettstein ein Finanzexperte
in den Vorstand geholt, der natürlich auch erst einmal Geld kostet, aber für
eine dringend benötige Kompetenzsteigerung im Finanzsektor sorgen soll.
So nachvollziehbar der Plan von Beiersdorfer & Co auch
sein mag, Erfolg garantieren kann er selbstverständlich nicht. Eine
Verletzungsserie, ein flatternder Freistoß in der Nachspielzeit, oder
unvorhersehbare Entwicklungen einzelner Spieler sind Faktoren, die nicht
kalkulierbar sind und wie sich eine sportliche Abwärtsspirale anfühlt wissen
wir nur zu gut.
Doch auch der strikte Sparkurs der Weseraner, deren Erfolge
bei vergleichsweise geringen wirtschaftlichen Möglichkeiten uns immer ein Dorn
im Auge waren stößt an seine Grenzen, wenn ein paar falsche
Personalentscheidungen getroffen werden.
Es ist natürlich absolut richtig den Finger in die Wunde des
finanziellen Ungleichgewichts zu legen, doch bin ich davon überzeugt, dass sich
die Verantwortlichen des Risikos bewusst sind und mit der angesprochenen
Kompetenz in den Gremien entsprechend handeln. Für Beiersdorfers Weg den Verein
zu führen sind potenzieller Partner, sei es als Sponsoren, Investoren, oder
Besucher der VIP-Bereiche notwendig, ohne sie wird sein Konzept nicht aufgehen.
Den richtigen Weg, der den Erfolg garantiert gibt es nicht
doch Beiersdorfers Entscheidung seinen Weg mit aller Konsequenz zu verfolgen
kann ich bislang nur zustimmen.