Dienstag, 14. Oktober 2014

Finanzen



Nachdem die sportliche Krise beim HSV durch den langersehnten Sieg in Dortmund fürs Erste entschärft wurde, um von einer Bewältigung zu sprechen ist es natürlich noch viel zu früh, rücken in den etwas ruhigeren Tagen der Länderspielpause die maroden Finanzen des Vereins wieder in den Vordergrund. Gerade heute sind dazu gewohnt lesenswerte Beiträge in Daniel Jovanovs Kolumne auf Goal.com und in der HSV-Arena erschienen, in denen auf die Gefahren des vom neuen Vorstand des HSVs eingeschlagenen Wegs hingewiesen wird.

Natürlich sehe ich diese Gefahren auch. Allerdings frage ich mich auch, was die Alternativen zum eingeschlagenen Weg sind. Die Sparpolitik der letzten Jahre ist in meinen Augen vor allem daran gescheitert, dass eben nur gespart wurde und im sportlichen Bereich mit einem verklärten Blick auf das Prinzip Hoffnung gesetzt wurde. Für eine Umorientierung fehlte es an Visionen und Kompetenz. Eine Folge davon waren wegbrechende Einnahmen bei den Fernsehgeldern und beim Verkauf von VIP-Plätzen, weil der HSV nicht mehr „schick“ war. Dadurch wiederum blieb den Sparmaßnahmen der Erfolg verwehrt.

Beiersdorfer geht jetzt einen anderen Weg, er investiert in Spieler für den kurzfristigen und Manager für den langfristigen Erfolg. Beides kostet Geld, das der HSV schon lange nicht mehr hat. Selbst der neue Kredit von Herrn Kühne langt nicht um die Transfers und den Etat zu decken, weshalb man bei der Verpflichtung von Lewis Holtby den Umweg über das Leihgeschäft gehen musste.
Und doch halte ich den eingeschlagenen Weg für richtig. Man braucht den kurzfristigen Erfolg (und ich bin bereit die Spielweise unter Zinnbauer als erstes Anzeichen dafür zu werten) um positive Schlagzeilen zu generieren, um VIP-Plätze zu verkaufen und für Sponsoren attraktiv zu bleiben, aber auch um die Zeit bis die mittel- bis langfristig angesetzten Maßnahmen im Nachwuchsbereich Früchte tragen zu überbrücken.
Um den Spagat zwischen dem sportlich Wünschenswerten und dem finanziell Machbaren hinzubekommen wurde mit Frank Wettstein ein Finanzexperte in den Vorstand geholt, der natürlich auch erst einmal Geld kostet, aber für eine dringend benötige Kompetenzsteigerung im Finanzsektor sorgen soll.

So nachvollziehbar der Plan von Beiersdorfer & Co auch sein mag, Erfolg garantieren kann er selbstverständlich nicht. Eine Verletzungsserie, ein flatternder Freistoß in der Nachspielzeit, oder unvorhersehbare Entwicklungen einzelner Spieler sind Faktoren, die nicht kalkulierbar sind und wie sich eine sportliche Abwärtsspirale anfühlt wissen wir nur zu gut.
Doch auch der strikte Sparkurs der Weseraner, deren Erfolge bei vergleichsweise geringen wirtschaftlichen Möglichkeiten uns immer ein Dorn im Auge waren stößt an seine Grenzen, wenn ein paar falsche Personalentscheidungen getroffen werden.

Es ist natürlich absolut richtig den Finger in die Wunde des finanziellen Ungleichgewichts zu legen, doch bin ich davon überzeugt, dass sich die Verantwortlichen des Risikos bewusst sind und mit der angesprochenen Kompetenz in den Gremien entsprechend handeln. Für Beiersdorfers Weg den Verein zu führen sind potenzieller Partner, sei es als Sponsoren, Investoren, oder Besucher der VIP-Bereiche notwendig, ohne sie wird sein Konzept nicht aufgehen.
Den richtigen Weg, der den Erfolg garantiert gibt es nicht doch Beiersdorfers Entscheidung seinen Weg mit aller Konsequenz zu verfolgen kann ich bislang nur zustimmen.