Das Bild, welches der HSV momentan in der Öffentlichkeit abgibt ist mit unglücklich nur unzureichend beschrieben. Sechs Abgänge aus dem Profikader hat man zu verzeichnen und dafür meinte man 500.000 Euro bezahlen zu müssen. Und der einzige fixe Neuzugang spielt schon seit einem Jahr im Verein und kostet dennoch € 6,5 mio. Das sind die Fakten und gerade der Fall Beister löste bei mir ein Kopfschütteln aus, das sich fast zu einem Schleudertrauma entwickelt hätte.
Fakt ist auch, dass es noch nie so leicht war auf den HSV einzudreschen wie heute. Und doch will ich versuchen einen Plan hinter der Vorgehensweise der handelnden Personen zu entdecken.
Wie das sprichwörtlich gebrannte Kind welches das Feuer scheut will der Vorstand vermeiden auf Personal sitzen zu bleiben, mit dem man nicht mehr plant. Um die Personalkosten zu reduzieren erklärt man sich sogar bereit Teile des Gehaltes als Abfindungen zu zahlen. Ob diese Maßnahme notwendig ist vermag ich nicht abschließend zu beurteilen, doch scheint dies gerade im Falle Beister nicht der Fall gewesen zu sein.
Gerne wird jetzt das Beispiel Marcus Berg herangezogen, der nach seinem Abgang vom HSV wieder traf und auch bei Maxi Beister ist davon auszugehen, dass er früher oder später wieder in Tritt kommen wird, doch selbst wenn dies schon in der kommenden Saison der Fall sein sollte, bedeutet es nicht, dass ihm das auch beim HSV gelungen wäre.
Zeitgleich sollen die Verträge mit Ivo Ilicevic (wohl fix) und Gojko Kacar zu aus Vereinssicht stark verbesserten Bezügen verlängert werden. Zwei Spieler, die schon mehrmals ausgemustert waren, die man jedoch nicht los wurde.
Ilicevic hat zuletzt nicht nur Beister, sondern auch Nicolai Müller aus der Startelf verdrängt, Kacar setzte sich gegen Jiracek und van der Vaart durch. Man kann also davon ausgehen, dass es Labbadias Wunsch war diese beiden Spieler zu halten.
Heiko Westermann und Boban Rajkovic lässt man jedoch ziehen. Ob auch hier Labbadias Wunsch ausschlaggebend war, oder man finanziell nicht zusammengekommen ist vermag ich nicht zu sagen.
Durch die Abgänge von Jansen, van der Vaart, Westermann, Rajkovic , Beister, Sobiech und Green, sowie den Kürzungen bei Ilicevic und Kacar hätte man die Gehaltssummen um die angestrebten € 12 mio gekürzt und wohl etwas Spielraum für Neuzugänge geschaffen. Doch um die Ablösesummen zu stemmen müsste noch der eine oder andere gehen. Wäre man bei Behrami, Rudnevs und Zoua froh, wenn diese den Verein verließen, scheint Jonathan Tah wirklich halten zu wollen, denn nur so machen die Abgänge von gleich 3 Innenverteidigern Sinn.
Hat man in früheren Jahren erst Spieler verpflichtet, um dann meist vergeblich zu versuchen die Platzhalter abzugeben, macht man dies in diesem Jahr umgekehrt. Dieser Fakt sollte allen Kritikern der letzten Jahre gefallen. Ob man dabei immer die richtigen Entscheidungen getroffen hat hängt mit der Personalie Bruno Labbadia zusammen.
Bleibt der Trainer tatsächlich für mindestens eine Saison, ist es auch richtig Entscheidungen in seinem Sinne zu fällen. Muss er hingegen früh gehen hätte man einmal mehr auf das falsche Pferd gesetzt.
Das Achten auf das Personalbudget mag ein Jahr zu spät kommen, ist aber nichts desto trotz unumgänglich. Mit Entscheidungen wie im Falle Beister macht man sich keine Freunde in der eigenen Anhängerschaft, doch war nicht ein Hauptkritikpunkt der letzten Jahre, dass man sich zu sehr von außen hat beeinflussen lassen? Ob die Abfindungszahlungen richtig, oder gar unumgänglich waren, wird man nie hundertprozentig beweisen können. Die vielzitierten Äußerungen von Christian Heidel sollte man allerdings auch nicht überbewerten, schließlich kann dieser auch schlecht sagen, dass Beister ne Graupe ist, die man nur verpflichtet hätte weil sie so günstig zu haben war.
Ja, der HSV macht es einem nicht leicht ihn zu mögen, doch sollte der eingeschlagene Kurs eine gewollte Abnabelung von Malle bedeuten und dieser gewollt, ist er mir lieber als eine erneute Transferoffenive die durch geborgtes Geld oder verkaufte Anteile ermöglicht wird. Ich bin dann auch bereit die Beister-Ilicevic-Kröte zu schlucken. Vor allem muss man der Transferperiode als Ganzes sehen und da heißt es mit der Bewertung noch zwei Monate zu warten, auch wenn es schwer fällt.
Hauptkritikpunkt ist, dass man sich die Personalpolitik wieder vom Trainer bestimmen lässt. Allerdings würde es auch wenig Sinn machen diesem Spieler aufzudrängen, die er gar nicht haben will.
Ich bin weit entfernt davon alles gut zu finden, was im Verein passiert doch nur draufhauen will ich auch nicht. Zumindest die Erwartungen im Umfeld des Vereins sollten geerdet sein, beim heutigen Trainingsauftakt werden sich wohl wenige trauen nach internationalem Fußball zu fragen.
Immerhin.