Ich werde mich dabei auf Aussagen von Dietmar Beiersdorfer und Ernst Otto Rieckhoff beziehen, die Euch auf Hamburg1.de zur Verfügung stehen.
Am Tag nach der Ausgliederung schrieb ich hier den Beitrag mit dem wenig originellen Titel: „Nach der Wahl“. In diesem habe ich meine Hoffnungen an die neue Vereinsführung geäußert, die ich heute zur Grundlage meiner persönlichen Abrechnung machen möchte.
Ich zitiere:
„Zusammenhalt in den Gremien, Entwicklung und Umsetzung einer Vereinsphilosophie, Durchlässigkeit aus dem Nachwuchsbereich, Resistenz gegenüber der Verlockung an die Öffentlichkeit zu treten, Verschwiegenheit gegenüber der Presse.“
Der Zusammenhalt innerhalb der Gremien scheint, so werden es die Beteiligten nicht müde zu erklären, gewährleistet. Hingegen ist von der Entwicklung einer Vereinsphilosophie wenig und von deren Umsetzung nichts zu spüren. Dabei will ich gar nicht in Abrede stellen, dass man sich über diesen, für mich zentralen Punkt Gedanken macht, nach außen transportieren konnte man dies jedoch nicht. Ich habe nicht das Gefühl, dass ein Trainer danach ausgesucht wird, ob er zum Verein passt, sondern genommen wird was verfügbar ist. In wie weit diesen Trainern dann Vorgaben gemacht werden und wie diese im Bezug auf die Integration des Nachwuchses, auf Spielidee und Identifikation mit dem Verein umgesetzt werden vermag ich nicht zu sagen, nach außen hin zu spüren ist davon nichts.
Als mildernden Umstand kann man entgegensetzen, dass die Vereinsführung schon in ihrer Findungsphase diverse Krisen zu bewältigen hatte, die allerdings auch hausgemacht waren.
Beiersdorfer führte auf der MV das Beispiel an, wie entsetzt er (und auch Igli Tare und Miro Klose) über die Leblosigkeit der Mannschaft nach dem Rückstand im Testspiel gegen Lazio Rom gewesen ist. Scheinbar hat er auf der Lohmühle auch das restliche Vertrauen in Mirko Slomka verloren, allerdings ohne entsprechend zu handeln. Was im Laufe der Saison an Peinlichkeiten rund um den Trainerposten im Verein passiert ist sollte hinlänglich bekannt sein.
Mir ist nicht bekannt wie oft Beiersdorfer zur vermeidlichen Einflussnahme von Klaus Michael Kühne Stellung nehmen musste, allerdings weiß ich, dass er dies nach der Entlassung Slomkas die in den Kühne&Nagel Geschäftsräumen beschlossen wurde und auch auf der MV am Sonntag machen musste, nachdem Ernst Otto Rieckhoff vom Flug Tuchels nach Mallorca berichtete.
Mir ist bis heute nicht klar, wie man mit dem ebenso empfindlichen, wie kostbaren Gut der Glaubwürdigkeit so fahrlässig umgehen kann.
Von dem Vertrauensvorschuss, den ich Beiersdorfer mit auf dem Weg gegeben habe (siehe Der neue HSV) ist nicht mehr viel übrig und das obwohl ich ihn nach wie vor für integer halte. Mir ist nur leider nicht klar, wie sehr er manchmal auf die falschen Leute hört.
Apropos. Die Dampfplauderei von Karl Gernandt zu Beginn seiner Amtszeit habe ich bemängelt und dann aber ob der eintretenden Ruhe vergeben, bei dem an Diletantismus grenzenden Interview in Sachen Tuchel vermag ich das nicht zu tun und mit seinem Fernbleiben von der MV am letzten Sonntag hat er sich die Restsympathien (so noch vorhanden) endgültig verspielt.
Dabei dachte ich den HSV in Sachen Öffentlichkeitsarbeit nach der gelungenen Präsentation des neuen/alten Stadionnamens auf einem guten Weg, allerdings war dies wohl leider nur ein Intermezzo, wie nicht nur zuletzt die Kommunikation in Sachen Dauerkartenpreise gezeigt hat.
In „Nach der Wahl schloss ich mit folgender Erwartung:
„Eine Entwicklung hin zu einem solide geführten Verein, mit nachvollziehbarer Politik, sowohl in sportlicher, als auch wirtschaftlicher Hinsicht, ist meine kurz- oder mittelfristige Erwartung an die neue Vereinsführung und dafür habe ich sie gewählt.“
Dass in sportlicher Hinsicht die Vereinspolitik nicht allzu solide war wissen wir jetzt und doch ist das der Punkt den ich am ehesten verzeihen kann. Schon bei der ersten Vorstellung von HSVPlus habe ich den Beisatz „Aufstellen für Europa“ als das Wecken falscher Hoffnungen kritisiert und doch scheint sich die Vereinsspitze genau dies zu Herzen genommen zu haben.
Mit einem Kraftakt auf dem Transfermarkt, der den Großteil des Erlöses aus den veräußerten Anteilen verschlang, versuchte man der Mannschaft neues Leben einzuhauchen und so einen Entwicklungsschritt zu erzwingen und auch wenn ich die Entscheidungen zum Großteil nachvollziehen konnte verließ man doch zu schnell den Kurs der wirtschaftlichen Konsolidierung.
Jonathan Tah wurde ausgeliehen und dafür Cleber teuer verpflichtet. So setzt man nicht auf die eigene Jugend und schafft erst recht keine Identifikation (siehe Cleber statt smart).
Man hat ja nur nach der Struktur von HSVplus ausgegliedert und nicht nach der damit verbundenen Philosophie.
— Marc (@Petschi89) 14. Juni 2015
Mit einer wie von den Initiatoren von HSVPlus angedachten zurückhaltenden Transferpolitik im vergangenen Sommer ohne auf die Hilfe von Kühne zurückzugreifen hätte man wesentlich mehr für die Einheit der Mitglieder und Fans und auch für das Ansehen des Vereins und die Anerkennung des gegangenen Weges tun können, als mit allen gesteuerten Aktionen.Diese Chance hat man vertan. Und selbst wenn man jetzt den Resetknopf drückt, wie EOR es nannte wird es so aussehen, als wäre die neue Bescheidenheit der finanziellen Situation geschuldet, eine Einschätzung, die wahrscheinlich nicht einmal falsch wäre.
Der Schuldenabbau, den Beiersdorfer auf der MV verkündete traf mich vollkommen aus heiterem Himmel, schließlich wurde zeitgleich ein 10 Millionen Minus aus dem operativen Geschäft vermeldet, sollte die Verschuldung trotzdem auf 63 mio € gesunken sein, würde das für mich an Zauberei grenzen.
— Marc (@Petschi89) 16. Juni 2015
Natürlich lieber Marc stand die Philosophie hinter HSVPlus nie zur Abstimmung und doch war, oder besser ist sie für mich der wesentlich Bestandteil der Ausgliederung. Das mag man blauäugig oder naiv nennen, ist aber so.Bislang und das ist zu einem wesentlichen Teil der bescheidenen Außendarstellung des Vereins geschuldet können sich die Anhänger von „Not for sale“ bestätigt fühlen, wenngleich der eV meiner Meinung nach schon jetzt besser aufgestellt ist, als er das noch vor einem Jahr war und nach Fertigstellung des Campus noch einen Schub erhalten wird.
Beiersdorfer hat auf der Veranstaltung „Der neue HSV“ gesagt
sein Ziel sei, dass alle HSVer wieder stolz auf ihren Verein sein könnten.
Davon abgesehen, dass der HSV immer mein Verein sein wird ist Didi diesem
Vorhaben noch kein Stück näher gekommen. Im Gegenteil ich habe noch nie so viel
Shitstorm über mich ergehen lassen müssen, nur weil ich HSVer bin und ich hatte
noch nie so wenig Argumente gegen diese Pöbeleien.
Auch daran gilt es zu arbeiten.NUR DER HSV!