Was ist der Unterschied zwischen Aufsichtsrat und Vorstand beim HSV?
Der Aufsichtsrat steckt der Presse News hinter vorgehaltener Hand, der Vorstand plappert einfach munter drauf los.
Offensiv wolle man kommunizieren und genau so offensiv sind auch die Ziele, die unser Vorstandsvorsitzender für diese Saison gesteckt hat. Wohlwissend nicht sich selbst, sondern der Mannschaft. Platz 5 oder 6 solle es schon sein, so CEJ, denn man wäre schließlich mit Schalke und Wolfsburg auf Augenhöhe und nur Bayern, Dortmund und Leverkusen seien höher anzusiedeln.
Kann man so sehen, man kann aber auch Vereine wie Frankfurt, Freiburg, Stuttgart, Gladbach, Hannover, Mainz oder gar Hoffenheim in die Überlegungen mit einbeziehen, auch in Augsburg und Nürnberg wird Fußball gespielt und meines Wissens nach haben auch unsere Freunde vom Weserknick ihre Kicker nicht vom Spielbetrieb abgemeldet. Sorry, aber Aufsteiger spielen in derlei Gedankengängen keine Rolle.
Eigentlich finde ich ein gesundes Selbstbewusstsein ja gut und vom Gefühl her gehören wir ja ständig ins internationale Geschäft, doch sind wir schon wieder so weit?
Der Kaderumbruch geht ins dritte Jahr und es sind nur noch eine Handvoll Spieler der Hoffmannära im Verein.
Auf den Fastabstieg 2012 folgte die Fasteuropaleaguequalifikation in diesem Sommer und die Aussage, dass man nach Platz 7 in der letzten Saison ja schlecht Platz 8 auf den Wunschzettel der kommenden Spielzeit schreiben könne kann ich nachvollziehen. Doch auch hier sollte man die gezeigten Leistungen nicht vollkommen außer Acht lassen.
Meinen Beitrag Kaderplanung habe ich gerade aktualisiert und scheinbar werde ich in den nächsten Tagen wieder Gelegenheit dazu bekommen. Festzustellen ist aber, dass bisher von einer Verschlankung des Kaders und des Spieleretats noch nicht die Rede sein kann. Aber das Transferfenster bleibt ja auch noch 7 Wochen geöffnet, also kein Grund zur Panik.
Als Hauptursache für die teilweise mangelhaften Leistungen wurde die Verteidigung ausgemacht, die sowohl defensive Schwächen offenbarte, als auch Probleme beim Spielaufbau hatte. Johan Djourou soll diese Missstände an der Seite von Heiko Westermann beheben. Abwehrchef soll er sogar werden.
Wenn ich am Gelingen dieses Vorhabens zweifle, liegt das weniger an der Qualität des ivorischen Schweizers, Sorgen macht mir das taktische System unseres Trainers.
Durch die hochaufrückenden Außenverteidiger war unsere Abwehr sehr anfällig für schnelle Gegenstöße, die angesprochenen Probleme beim Spielaufbau luden die Gegner immer wieder zum Kontern ein. Während ich das schreibe habe ich das Spiel auf Schalke und besonders den Ausgleich vor Augen. Natürlich kann man den Abspielfehler, der den Konter zum 1:1 auslöste unter individueller Fehler ablegen, doch wo steht geschrieben, dass eine Abwehr so hoch stehen muss, dass so ein Fehler kaum noch zu korrigieren ist?
Hoffnung machten in dieser Hinsicht die letzten zwei Spiele der Saison gegen Hoffenheim und Leverkusen, die um einiges stabiler bestritten wurden. Hierbei lasse ich die Schlussoffensive der letzten Begegnung mal unberücksichtigt.
Im Spiel nach vorn setze ich meine Hoffnungen auf den Abgang von Son. Natürlich hat dieser außerordentliche Qualitäten im Abschluss, ein Kombinationsspiel war mit ihm doch nur schwer möglich. Zu oft dribbelte er, wenn er passen sollte, lief, wenn er mal stehen musste, oder schoss, wenn es zu passen galt.
Gespannt bin ich auf das zweite Jahr von Milan Badelj, der ja unser eigentlicher Regisseur ist und dem ich den Sprung in die internationale Klasse zutraue. Sollte dann noch Hassan Calhanoglu einschlagen (dürfen) und sich Beister steigern, wäre der Abgang von Son mehr als kompensiert.
Bliebe also nur noch der Kapitän als "Problemfall". Es ist ein Jammer, aber Thorsten Fink hat noch kein Mittel gefunden van der Vaart so einzusetzen, dass dieser der Mannschaft nachhaltig helfen kann. Er will zu viel, er läuft zu viel und es gelingt ihm zu wenig. Vielleicht braucht auch er eine Vorbereitung um auch auf dem Platz zu 100% anzukommen.
Geht man also optimistisch an die Sache ran, kann man den Einschätzungen des Vorstandsvorsitzenden durchaus folgen, allerdings sind mir bei der Aufzählung der Stärken noch zu viele wenns und abers und beim Abstellen der Schwächen habe ich nach wie vor Zweifel. So gefällt mir an der Aussage Jarchows auch am Besten, dass er keinen Druck sieht den Vertrag mit Fink zu verlängern. Da spricht er mir aus dem Herzen, denn mich hat die Arbeit Finks gerade was die Taktik angeht noch nicht überzeugt. Auch das nachhaltige Einbinden junger Spieler habe ich noch nicht gesehen und ich bin gespannt, wie er mit Demirbay und Calhanoglu umgehen wird.
Mir hat der Umgang mit den sportlichen Aspekten des HSV mal wieder Spaß gemacht und den Sport sollte man bei dem ganzen Theater im Verein auch nicht ganz vergessen.
Nur der HSV!