Als Manfred Ertel in seinem Interview auf Hamburg 1 sagte, dass ganz Europa voller Bewunderung auf die basisdemokratischen Strukturen des HSV gucken würde, dachte ich erst an einen Versprecher und das Herr Ertel eigentlich Verwunderung gemeint haben müsste.
Dabei halte ich die Mitgliederdemokratie auch für die beste Art einen Verein zu führen. Zumindest in der Theorie. In der Praxis sieht es dann leider etwas anders aus, wie beim Sozialismus, der von der Logik her das Ideal des menschlichen Zusammenlebens sein müsste, steht dem Gleichheitsprinzip der menschliche Charakter im Weg.
Keine Angst, ich will hier keine gesellschaftspolitischen Thesen aufstellen, doch hat uns die jüngere Geschichte doch gezeigt, dass es nichts bringt an einem scheiternden System festzuhalten.
Ob das was darauf folgt dann das Nonplusultra ist, steht natürlich auf einem ganz anderen Blatt Papier.
Unfair wäre es jedoch das Interview mit Herrn Ertel auf diese Aussage zu reduzieren, denn aus meiner Sicht und nur die kann ich hier wiedergeben, hat er einige wichtige und richtige Dinge gesagt. Die Auswirkungen der Meldungen rund um den HSV beschreibt er richtig und das man eine Transferphase erst an ihrem Ende bewerten kann, ist logisch doch die Kernaussage ist folgendes.
Nach Björn Floberg Thiel, auf dessen Statement ich schon in meinem letzten Beitrag verwiesen habe, hat jetzt auch der Vorsitzende die Existenz des Maulwurfs bestätigt und wenn er auch keine Namen nannte, machte er doch klar wen, oder welche Gruppierung im Rat er verdächtigt.
Denn sollte der HSV, anders als in Insbruck angedeutet, sportlichen Erfolg haben, würde dieser die strukturellen Probleme überdecken und die benötigte Dreiviertelmehrheit für Satzungsänderungen würden wahrscheinlich unerreichbar.
Doch ist das Grund genug für HSVer, die, wie Herr Ertel sagt, keine Mark (und auch keinen Euro) für ihr Engagement erhalten, den Verein derartig zu destabilisieren?
Ist die Aussicht an einem Retterszenario beteiligt zu sein so verlockend, dass man sich dafür sämtlichen auch noch schmutzigen Tricks bedient?
Zumindest würde so eine Denkweise die Indiskretionen, die zum vorzeitigen Rausschmiss von Frank Arnesen geführt haben und auch die Meldungen der vergangenen Woche erklären.
Auch wenn ich, anders als Herr Ertel, der Meinung bin, dass der HSV neue Strukturen braucht, erschrecke ich angesichts dieser Handlungsweisen, die mich wirklich an den kalten Krieg erinnern. Das demokratische gewählte Personen in meinem Verein ihr Amt dazu missbrauchen diesen Voll gegen die Wand zu fahren um Ziele, die sie für das Wohl des Vereins halten zu erreichen, will ich mir gar nicht vorstellen müssen.
Doch wahrscheinlich geht gerade nur die Phantasie mit mir durch und diese Verschwörungstheorie entstammt einzig und allein meinem überanstrengten Geist. Ein Aufsichtsratsmitglied hat sich lediglich verplappert und alle Personen handeln vorbehaltlos und uneigennützig im Sinne und zum Wohle des HSV.
Ich werde in Zukunft wohl besser wieder Hannibal Lecter statt Jason Bourne gucken, denn dort sind zumindest die Rollen von Gut und Böse klar verteilt.
Nur der HSV!