Montag, 30. November 2015

Nach dem Dörbysieg

Erstaunt blickte ich in der Halbzeit des Norddörbys auf die Blitztabelle, die den HSV als sechsten auswies. Von oben! Da ich meinen Verein ja schon ein wenig kennen, bekam ich es sofort mit der Angst zu tun:
 Und richtig von der Bissigkeit der ersten Hälfte sind anscheinend 5 Prozent in der Kabine geblieben, was ausreichte um Werder ins Spiel kommen zu lassen. Fast folgerichtig fiel dann auch der Anschlusstreffer.


 Doch am Sonnabend hatte der HSV auf diesen Rückschlag die passende Antwort und konterte die Tierschützer auf Zeit konsequent aus. Der Rest war Genuss und Jubel.


Heute, zwei Tage später gilt es das Gesehene einzuordnen und den Fokus auf das kommende Spiel zu richten.
Die oben angeführte Phase nach der Halbzeit machte wieder einmal deutlich, dass es sich der HSV ein Nachlassen nicht leisten kann. Ruft die Mannschaft keine 100% ab, kriegt sie mit jedem Gegner Probleme. Positiv ist jedoch, dass sie sich davon schnell erholt hat und gleich die erste Chance genutzt und so dem Gegner den Zahn gezogen hat.

21 Punkte nach 14 Spielen, 11 Zähler Vorsprung auf den Relegationsplatz. Das sind die Zahlen, die mich heute wieder interessieren. Platz 7 ist da nur eine Randnotiz.
Wenn ein Rene Adler meint, dass der Abstand nach oben wesentlich geringer als der nach unten ist und er sich daher auch entsprechend orientiert mag das von der Logik her nachvollziehbar sein, trotzdem halte ich derlei Aussagen für gefährlich, da sie den Blick für das Wesentliche trüben können und das ist und bleibt der Klassenerhalt ohne Relegation.

Trotzdem ist die, gerade in den letzten beiden Spielen gezeigte Leistung beeindruckend. Zieht man die personelle Situation hinzu sogar noch mehr. Allen Ausfällen und Umstellungen zum Trotz ruft jeder Spieler seine Leistung ab und stellt diese in den Dienst des Teams.
Ich habe am Sonntag im Rausch des Derbysiegs nach langer Zeit mal wieder in den Doppelpass geguckt um zu hören wie Deutschlands Expertenrunde die Entwicklung beim HSV einschätzt. Während (was denken) Strunz diese schon mit der Dortmunds unter Klopp verglich, blieb sie Eistonnen-Büchler verborgen, der noch nicht einmal eine Veränderung im Kader bemerkte.

Die Wahrheit liegt meiner Meinung nach wie so oft irgendwo in der Mitte zwischen den Extremen. Nein, mit Dortmund unter Klopp möchten ich den HSV dieser Tage nicht verglichen wissen. Ich freue mich wie Bolle darüber im Spiel meines Leib- und Magenvereins eine einheitliche Idee zu erkennen, jeden vernünftigen Spielzug feiere ich wie einen Titel in den 80ern und den Abstand zum Tabellenende genieße ich von Herzen. Trotzdem vergesse ich nicht über welchen Verein wir reden. Wir erleben gerade Phase 1 der sportlichen Konsolidierung des HSV, in Phase 2 heißt es jetzt die Leistungen zu stabilisieren, damit die zweifellos kommenden Ausreißer seltener werden.
Zur kommenden Saison gilt es dann -zur Phase 3- junge Spieler in das Mannschaftsgefüge einzubauen, was angesichts der finanziellen Lage alternativlos ist. Sollte das gelingen, die dabei zu erwartenden Rückschläge weggesteckt werden, ohne das Erreichte umzuwerfen, dann hätte man wirklich etwas erreicht.

Freuen wir uns heute über den Dörbysieg, über zwei Spiele (zwei Siege) in Folge mit einer restlos überzeugen Leistung und auch über die Tabellensituation. Seien wir uns aber auch Bewusst, dass zum Klassenerhalt noch 19 Punkte fehlen.