Und wieder soll`s ein neuer Trainer richten. Mirko Slomka ist es diesmal, der sich auf das Himmelfahrtskommando einlässt. Ich denke, dass man zu diesem Zeitpunkt wohl keinen besseren Trainer hätte finden können, der dazu bereit gewesen wäre.
Ich werde häufig gefragt, ob ich Slomka die Rettung des HSV zutraue. Ausweichend antworte ich mit: "Eher als Magath".
Wenn ich auf diese Frage nicht im Brustton der Überzeugung mit „Ja, natürlich“ antworte, liegt es weniger an der Qualität des Trainers, als an dem was er vorfindet.
Um die Mannschaft in kurzer Zeit zu stabilisieren braucht Slomka etwas worauf er fußen kann, ein Fundament, eine Konstante, an der sich das Team orientieren kann, doch wer oder was soll diese Konstante sein?
Die Aufsichtsräte verlassen jetzt nach und nach das Schiff, welches sie auf Grund gesetzt haben und lassen die Ehrentat des Rücktritts wie ein Verpieseln aus der Hintertür aussehen, einen Versuch noch so unbeschadet wie möglich aus der Geschichte rauszukommen.
Vorher haben sie dem Vorstand noch mal schnell das letzte Bisschen Glaubwürdigkeit entzogen, so er das nicht vorher schon selbst geschafft hat.
Die Mannschaft steht vor dem gleichen Dilemma wie Slomka und sucht seit Jahren schon nach eben dieser Konstante, die aber auch keiner der nominellen Führungsspieler sein kann.
Auch bei den Fans kann man nicht von gleichbleibendem Rückhalt sprechen. Auf einen Fanmarsch folgen Bepöbelungen und Rempeleien, nach großartigem Verhalten mit Choreo im Pokal gibt es in der Liga Pyros zur Unterstützung.
Als Konstante bietet sich in diesen Tagen nur die Uhr an, die ein Sinnbild für die Selbstverständlichkeit ist, mit der die Zugehörigkeit zur Bundesliga betrachtet, oder gar hingenommen wird, die aus diesem Grunde aber auch für Häme aus allen Richtungen sorgt. Die Uhr, von der man den Eindruck hat, dass sie seit geraumer Zeit rückwärts läuft und die letzten Momente des Dinos in der Bundesliga anzeigt.
Sicher scheint, dass der letzte Dinosaurier nicht plötzlich durch den Einschlag eines Meteors, oder ähnlichem abtreten wird, vielmehr geht er langsam und elendig an einem Geschwür zu Grunde, dessen Behandlung nie ernsthaft angegangen wurde, da man es vorzog an den Symptomen herumzudoktern. Jetzt siecht er dahin, vom nahenden Tode gezeichnet, kaum fähig sein eigenes Gewicht zu tragen und greift nach allem, was ihm halt bieten könnte.
Den Einschlag eines Meteors, so unwahrscheinlich er auch ist, braucht es um die letzten Lebensgeister des Dinos zu wecken, ohne die er den Kampf ums Überleben schon verloren hat.
Auch wenn Mirko Slomka bestimmt nicht dieser Meteor ist, könnte er aber vielleicht zumindest der Forscher sein, der diesen in den Weiten des Universums entdeckt.
Nur der HSV!