Montag, 30. September 2013

Ein Glas zum Einstand

Und immer wieder stellt sich die Frage, ob das Glas denn nun halb voll oder halb leer ist.
Liest man den Spielbericht im Kicker kommt man zu dem Schluss, dass man sich als HSVer ob des Punktgewinns in Frankfurt entschuldigen müsste, während die lokale Presse hervorhebt, dass sich die Mannschaft nach zweimaligem Rückstand nicht hat abschlachten lassen, sondern zurückgekommen ist und sich somit den Punkt verdient hat. Irgendwo zwischen diesen Aussagen sollte wohl die realistischen Einschätzung des Einstands von Bert van Marwijk als HSV Trainer liegen.

Obwohl ich die Samstagskonferenz verpasst habe, verzichtete ich auf alle Spiele alle Tore, um mir den Vorlauf auf das HSV-Spiel zu Gemüte zu führen und sehr interessant fand ich dabei die Aussage von Christoph Metzelder, der meinte unter van Marwijk sein bestes Training erlebt zu haben. Da dies nicht nach einer Floskel klang, macht es doch Hoffnung auf die Zukunft.

Personell ließ der Neue das siegreiche Team vom Dienstag ran, schließlich sahen wir im Spiel gegen Fürth eine überzeugende Leistung und nach zwei Trainingstagen hielten sich die Eindrücke, die van Marwijk vom Team gewinnen konnte auch noch in Grenzen. Mutig war es trotzdem, denn vier offensive Spieler stellt auch nicht jeder Trainer auf, der die Defensive stabilisieren will. Taktisch vielen mir vor allem die Außenverteidiger auf, die immer wieder sehr weit in die Mitte einrückten und Calhanoglu bzw Beister das Verteidigen auf den Außenbahnen überließen. Ob das eine Vorgabe des Trainers war, werden erst die nächsten Spiele zeigen, so hoch wie unter Fink werden die AVs wohl aber nicht mehr stehen.

Beim Blick auf die Spielstatistik gerate ich ins Staunen, denn die 11:9 Torschüsse und 53,26% Ballbesitz habe ich im Gegensatz zu den 46,44% Ballbesitz so nicht wahrgenommen. Doch fühlt es sich wohl so an, wenn die Mannschaft das Hauptaugenmerk auf die Defensive legt. Auf die Fehler, die zu den Gegentoren geführt haben will ich nicht weiter eingehen, dabei fand ich die Kurzanalyse des Lothar M. (der wahrscheinlich immer noch glaubt van der Vaart hätte die Ecke zum 1:1 getreten) sehr gelungen. Gerade die Rolle Westermanns beim 1:0 und Badeljs beim 2:1 sollte hinterfragt werden. Allerdings vom Trainer.

Der Trainer scheint auch nicht viel vom Auswechseln zu halten, denn ab der 60. Minute habe ich zunehmend intensiv auf ein Zeichen von der Bank gewartet und wurde erst zur 75. Minute mit einem positionsgerechten Wechsel (Zoua für Beister) erhört. Aber auch daran werde ich mich gewöhnen. Gewöhnen muss sich auch Hakan Calhanoglu daran, dass ihm in der ersten Liga die Gegner sehr intensiv auf den Füßen stehen, doch van Marwijk räumte ihm das Recht Fehler zu machen ein und das halte auch ich für richtig.

Kaum Fehler macht Jonathan Tah und dafür holte er sich auch völlig zu recht manches Extralob ab. Ich bin mal gespannt, wie die Innenverteidigung nach der Rückkehr von Dennis Diekmeier aussieht, kann mir momentan aber nicht vorstellen, dass das 17-jährige Eigengewächs weichen muss. Nicht weichen wird wohl auch Rafael van der Vaart müssen, dessen beeindruckende Laufdistanz von 12,58 km zeigt, dass er dem Spiel seinen Stempel aufdrücken will. Hoffen wir mal, dass es ihm unter van Marwijk auch zunehmend gelingt.

Ich habe für mich beschlossen, das Glas als halb voll zu betrachten, da ich dem neuen Trainer zutraue dem Spiel des HSV ein funktionierendes Konzept zu verpassen und ich sogar glaube, dass man davon nächste Woche in Nürnberg schon einiges zu sehen bekommen wird. Hurrafußball wird das wohl eher nicht sein, doch der ist in der momentanen Lage wohl auch nicht angebracht.