Nach Abpfiff, beim Weg aus dem Stadion und auch beim Siegerbier bei Knappis blickte ich in viele gelöste, aber auch ratlose Gesichter.
Einfach genießen lautete das Motto. Nicht alles verstehen wollen, nicht alles analysieren, sondern einfach mal innerlich zurücklehnen und diesen eminent wichtigen Heimsieg genießen. Niemand schien sich zu fragen, was ohne den Platzverweis passiert wäre und auch mir war das von Herzen egal.
Auch die Mannschaft feierte diesen ersten Sieg der Saison fast etwas über Gebühr schließlich waren es „nur“ drei Punkte die man gerade eingefahren hat und doch fühlte sich die Jubelrunde des Team vor Ort nicht falsch an.
Schon vor dem Anpfiff staunte man nicht schlecht, als Bruno Labbadia vor der Nord auftauchte, uns applaudierte und sich mit der Faust auf die Brust klopfte. Ich mag solche Aktionen eigentlich nicht, schließlich kennen wir alle das Geschäft Profifußball in dem schon manch ein Spieler oder Trainer gegen seine Herzensangelegenheit von gestern spielen musste. Es sei ihm ein Bedürfnis gewesen sich noch einmal bei den Fans für die Unterstützung zu bedanken meinte Bruno nach dem Spiel und ich bin durchaus geneigt diese Geste als glaubwürdig, als in Ordnung einzustufen.
Dabei war ich alles andere als Begeistert, als es im April hieß: It`s Bruno again.
„Ja, jeder Mensch verdient seine zweite Chance und ich billige sie bestimmt auch Bruno Labbadia zu, aber von mir zu verlangen, dass ich meine Hoffnung auf einen Trainer setzen soll, den ich vor knapp fünf Jahren noch zum Teufel gewünscht habe, weil er es fertigbrachte innerhalb eines halben Jahres fast den gesamten Kader gegen sich aufzubringen ist schon starker Tobak.“
Schrieb ich damals.
Mittlerweile muss ich zugeben, dass Labbadia seine zweite Chance nicht nur verdient, sondern auch genutzt hat und wenn ich ihm vor dem Stuttgartspiel zurückapplaudiert habe war auch dies ehrlich gemeint und kam von Herzen.
Auch wenn es eine Aussage im Konjunktiv ist, lege ich mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass wir ohne Labbadia abgestiegen wären. Man muss ihm hoch anrechnen unter welchen Voraussetzungen er vor gut vier Monaten seinwn Job angetreten hat.
Gernandt hat in all seiner Eitelkeit von der Wunschlösung mit Tuchel gesprochen, Knäbel hat dem Team das letzte Bisschen Selbstvertrauen genommen und die Wahrscheinlichkeit als der Trainer, der den HSV in die zweite Liga führte in die Geschichte einzugehen lag bei gefühlten 95%.
Und trotzdem zögerte Labbadia nicht diesen Posten zu übernehmen. Da liegt es doch nahe ihm zu glauben, wenn er von dieser unvollendeten Beziehung zwischen dem HSV und sich spricht.
Sollte es also tatsächlich diese von mir am wenigsten akzeptierte Trainerentscheidung sein, die sich am Ende als die Richtige erweist?
Es ist noch viel zu früh dies zu behaupten, dafür ist der Fußball den die Mannschaft anzubieten hat auch noch viel zu schlecht, doch dies sollen heute andere analysieren, ich lehne mich innerlich zurück und genieße diese eminent wichtigen drei Punkte und applaudiere dem Trainer zurück, den ich eigentlich nicht haben wollte.