Mittwoch, 28. Mai 2014

Ausgegliedert

Das Thema Ausgliederung beim HSV mag mich noch nicht loslassen. Ehrlich gesagt ärgert mich der Umgang mit dem, was am vergangenen Sonntag in Hamburg geschehen ist.
Als neues Hoffenheim werden wir eingestuft und aus dem HSV wird auch gerne mal der KSV (KühneSV) gemacht. Es wird über Risiken, aber nicht über Chancen gesprochen, es wird darauf hingewiesen, dass wir Fans uns abgeschafft hätten, aber warum wir bereit waren auf einen Teil unserer Recht zu verzichten ist kaum einer Erwähnung wert.

Fakt ist doch, dass das System des Mitgliederbestimmten Aufsichtsrats gescheitert ist. Zumindest habe ich mich mehrmals für dieses Gremium geschämt, das von einer Peinlichkeit in die nächste geschlittert ist, die gescheiterte Inthronisierung von Felix Magath mag da inklusive der Nebengeräusche und Teilrücktritt als letztes Beispiel dienen.
Gescheitert ist dieses System auch an der Bequemlichkeit der Mitglieder, welche es wenigen hundert Vereinskameraden überließen über die Geschicke des Vereins zu entscheiden. Auf den Abteilungssitzungen der fördernden Mitglieder (auch "die da" genannt) erscheinen gerade mal 0,2% der stimmberechtigten Supporter, doch die Abwesenden bemängeln, dass „die da“ ihr eigenes Süppchen kochen. (Bevor jemand fragt, nein ich war auch noch nie dort)

Der SC hat es wiederum nicht geschafft die schweigende Mehrheit auf das Engagement für den Verein, abseits der Schlagzeilen hinzuweisen, oder gar zur Mitarbeit zu motivieren. Ich jedenfalls fühlte mich von der Außendarstellung des SC nicht angesprochen und vom seinem Vorstand  nicht gefragt.
So kam es halt dazu, dass die vom SC unterstützte HSV-Reform dem Großteil der Mitgliedschaft nicht weit genug ging und die Chance auf eine von der Fanbasis ins Leben gerufene Ausgliederung vertan wurde. Heute möchte ich sagen zum Glück, denn ob bei zwei gangbaren Wegen einer eine Dreiviertelmehrheit bekommen hätte ist mehr als nur fraglich.

Wenn Manfred Ertel jetzt seine Mitstreiter dazu aufruft nicht von Bord zu gehen, sondern sich weiterhin zu Wort zu melden, so sie die Rechte der Mitgliedschaft gefährdet sehen, habe ich damit überhaupt kein Problem, schließlich ist dies das gute Recht einer demokratischen Opposition.
Ob Herr Ertel persönlich jemanden etwas gönnt, oder meint jemanden als Sonnenkönig bezeichnen zu müssen interessiert mich weniger und überlasse ich gerne der Privatperson Manfred Ertel und wenn diese meint sich öffentlich zu Wort melden zu müssen, soll sie es tun.

Gestern habe ich irgendwo gelesen, dass die MV vom Sonntag die mit den meisten stimmberechtigten Mitgliedern eines  deutschen Fußballvereins aller Zeiten gewesen sein soll. Dies ist seit langer Zeit mal wieder ein Vereinsrekord auf den man stolz sein kann.
Bei der nächsten MV wird es darum gehen den Verein neu aufzustellen, der ja Stand heute hundertprozentiger Anteilseigner der Fußball AG ist und ich hoffe, dass sich auch dafür viele Mitglieder interessieren und den Weg nach Hamburg auf sich nehmen werden. Vielleicht gelingt es auch bis dahin die Sorgen der Amateursportler zu entkräften.

Wenn sich also die Mitglieder anderer Vereine wie zum Beispiel das Fanprojekt Mönchengladbach in seinem Artikel Tschö, HSV! genötigt sehen uns unter die Nase zu reiben wie viel besser es ihr Verein doch gemacht hätte, ist das ihr gutes Recht, dafür aber die sportliche Situation dieser Saison als Hauptursache zu benennen ist schlicht und einfach falsch, da der Grundstein zur Ausgliederung vor genau einem Jahr auf der MV durch die Rede von Otto Rieckhoff gelegt wurde. Damals haben wir die Saison als siebter abgeschlossen und unser Vorstand wähnte uns auf Augenhöhe mit Schalke und Wolfsburg (sportlich).

Auch möchte ich anmerken, dass in Hamburg nicht nur die Uhren anders ticken und die Mehrheit der Mitglieder den eingeschlagenen Weg auch aus den oben genannten  Gründen als alternativlos ansehen. Denn zu den großen der Liga gehören wir zumindest was den Umsatz angeht und jetzt gilt es die Diskrepanz zwischen Umsatz und sportlichen Erfolg zu beseitigen und dazu schienen uns professionellere Strukturen angebracht. Jetzt.

Auch der 11Freunde Artikel Ein Verein therapiert sich vermittelt meiner Meinung nach einen falschen Eindruck, muss doch derjenige, der eine Versammlung eines Fußballvereins besucht auch mit Fußballpublikum rechnen und dieses könnte sich von einem Opernpublikum in seiner Ausdrucksweise unterscheiden.
Mich haben Pfeifkonzerte und Buhrufe auch gestört, doch sollte man auch darauf hinweisen, dass sich diese nach dem Einschreiten Rieckhoffs auf ein erträgliches Maß reduzierten.

Dem Sinnbild des sich übergebenden Fans bei der Ertelrede möchte ich den Applaus der gesamten Mitgliedschaft für das verletzte Mitglied Thorsten Runge, der beim Besteigen der Rednertribüne stürzte (Gute Besserung!) entgegensetzen, doch passte dieser halt nicht in das Bild vom zerstrittenen Dino mit seiner (immer)noch tickenden Uhr. Da führt man schon lieber mal den Expräsidenten an, den man in Ruhe seine Wurst essen ließ, was übrigens der hanseatischen Etikette entspricht. Und ganz ehrlich ein Präsident zum Anfassen war Bernd Hoffmann doch nie.

Aber vielleicht reagiere ich auch noch etwas zu empfindlich auf das was ich lese und viel wichtiger als das was andere über unseren Verein denken, ist doch das was wir daraus machen.
Nur der HSV!