Sonntag, 6. Mai 2018

Kurz vor Schluss

Eigentlich waren wir doch schon lange tot, ruiniert und abgestiegen.
Mehr als zehn Jahre der Misswirtschaft unter der Leitung von Pseudofachleuten haben meinen Verein zerstört. Die heutige Situation ist kein Wunder, oder Unfall sondern das Ergebnis konsequenten Missmanagements. Immer war es wichtiger Leute auf den entscheidenden Positionen zu haben, die man von außen beeinflussen konnte, als auf Kompetenz zu setzen.
Als wir Mitglieder dann die Schnauze so voll hatten, dass wir die Situation ändern mussten, kam man den Änderungswünschen pro Forma nach, verriet aber deren Inhalte und Philosophie.
Siehe dazu das NDR-Interview mit Holger Hieronymus.

Inkompetente, gängelbare Abnicker im Aufsichtsrat ließen ihrem Wunschvorstand freie Hand und ihn so Geld verbrennen, welches im Prinzip gar nicht vorhanden war. Die Folge davon ist, dass man sich nur noch von Lizenz zu Lizenz zu hangeln vermag und dabei auf Fremdkapital des Gönners oder wie zuletzt Signing fees des Vermarkters zurückgreifen muss. Der Spielraum für tatsächliche Gestaltung des Vereins bzw der AG wird dadurch und auch durch die bestehenden Verpflichtungen wie zB der Fananleihe minimiert.

Wenn es beim HSV etwas Positives aus den letzten Jahren zu vermelden gibt, ist es die Entwicklung im Nachwuchsbereich und Bernhard Peters ist nach außen hin vielleicht der einzige Glücksgriff in der trostlosen Bilanz des Dietmar Beiersdorfer.
Die des Trainers und einiger Eckpfeiler beraubte U21 verpasst (wahrscheinlich) nur knapp die Aufstiegsrunde zur dritten Liga und der U19 fehlte gestern 5 Minuten zum Erreichen der Endrunde um die deutsche Meisterschaft. An ähnliche (fast) Erfolge des Nachwuchses vermag ich mich nicht zu erinnern.
Die Beförderung von Christian Titz zum Trainer der Profis macht daher, unabhängig von seiner persönlichen Befähigung, aus unterschiedlichen Gründen Sinn.

Der HSV muss die Durchlässigkeit von der Jugend zu den Profis endlich leben, um den Talenten, seien es Trainer oder Spieler, Perspektiven aufzuzeigen. Da genügt es bei weitem nicht einen Campus und neue Trainingsplätze zu bauen, viel mehr muss jedem Talent egal ob aus den eigenen Reihen oder von außerhalb an möglichst vielen Beispielen vor Augen geführt werden, welche Möglichkeiten sie bei uns haben.

Wirtschaftlich gesehen ist dieser Weg noch alternativloser als vor vier Jahren. Um den Kopf aus der Schlinge der Handlungsunfähigkeit zu bekommen braucht man entweder die Champions League Qualifikation, oder man muss Spieler entwickeln, um diese mit Gewinn verkaufen zu können. Welche dieser Möglichkeiten mehr Aussicht auf Erfolg hat muss ich hoffentlich nicht erklären.

Auch für die Stimmung in und um den Verein herum ist dieser frisch eingeschlagene Weg unabdingbar. Erst seit sieben Spieltagen wird der HSV wieder als Fußballverein und nicht als Chaosclub wahrgenommen und alleine diese Tatsache grenzt schon an ein Wunder. Auch bin ich davon überzeugt, dass man mit einer frischen Strategie Türen zu Sponsoren öffnen kann, die in der Vergangenheit zugefallen sind. Allerdings braucht es dafür mehr als sieben Spieltage.
Hamburger Pfeffersäcke beeindruckt man halt nicht so leicht wie Fans.

Jetzt bin ich wieder wesentlich analytischer geworden, als es beabsichtigt war. Eigentlich wollte ich schreiben wie es mir in den letzten Wochen ergangen ist. Wie ich wieder mit Freude ins Stadion gegangen bin, weil ich einfach neugierig auf den HSV war. Und wie nach und nach aus dieser Neugier wieder Hoffnung erwachsen ist, nur um wieder zusammen zu fallen.
Realistisch gesehen besteht eine 40% Chance auf einen Sieg gegen Mönchengladbach und eine 20% Chance auf einen Sieg des Effzeh in Wolfsburg. Mathematisch ergibt es Wahrscheinlichkeit von 8% auf den Relegationsplatz, der zu 75% zum Klassenerhalt führen sollte. Das ergibt eine 6% Chance auf den Klassenerhalt.
Aber hey, wir sind der HSV, Wunder ist unser zweiter Vorname und die dicke Dame steht zwar auf der Bühne, geträllert hat sie aber noch nicht.
Mit welchem Gefühl ich am Sonnabend Richtung Volkspark ziehen werde vermag ich heute noch nicht einzuschätzen, sicher ist nur, dass ich laut sein werde und dass alles was passiert durch  Tanja, Kai und Tommi an meiner Seite erträglicher werden wird.

Nur der HSV!

Sonntag, 11. März 2018

Meine HSV-Woche

Ein 0:6 in München ist ja eigentlich nichts, was einen eingefleischten HSV-Fan erschüttern könnte und so ist es auch in diesem Jahr bei mir gewesen. Ein Kopfschütteln über die dargebotene Leistung meines Vereins und ein paar dumme Sprüche über Twitter aus Selbstschutz, das wäre die normale Reaktion, wenn in der vergangenen Woche nicht so viel passiert wäre, über das es sich meiner Meinung nach zu reden lohnt.

Wie im letzten Blogbeitrag geschrieben ist der HSV für mich seit der Niederlage von der Weser abgestiegen. Das Engagement vom Heimspiel gegen Mainz, gepaart mit der Unfähigkeit das Runde ins Eckige zu bugsieren war dann schon fast eine Erleichterung, hätte ein Sieg doch neue Hoffnung gebracht und so das Leiden verlängert. So entschloss ich mich mir Gäste in den HSVTalk zu holen, die noch hoffen.
Die Reaktionen auf diesen Talk waren interessant, vielfältig, aber durchweg positiv.

HSVTalk Hoffnung

Zwei Tage später wurden Bruchhagen und Todt entlassen.
Bernd Hoffmann machte das wahr, was er während seines Wahlkampfs angedeutet hat, ohne es auszusprechen. In seiner zweiten Aufsichtsratssitzung ließ er sich zum Vorsitzenden des Gremiums wählen und löste Michael Krall nach nur einem Monat Amtszeit ab. Selbstverständlich wurde diese Entscheidung, wie auch die zur Demission Bruchhagens einstimmig getroffen. Dann wurde Bruchhagen freigestellt und Frank Wettstein, jetzt alleiniger Vorstand entließ Jens Todt. Positiv ist, dass die Diskussionen zur Mehrheitsfindung komplett dort blieben wo sie hingehören, nämlich im Aufsichtsrat. Beim HSV beileibe keine Selbstverständlichkeit.

Meine Einschätzung auf meinsportradio.de vom Donnerstag

Und noch ein Positivum möchte ich nicht unbemerkt lassen. In Krisenzeiten kann man darauf wetten, dass die Granden glorreicher Zeiten aus den Löchern gekrochen kommen, sich vor die Mikrofone und Notizblöcke stellen und kritisieren was das Zeug hält. Umso bemerkenswerter ist es, dass sich Marcell Jansen gerade in diesen, vielleicht dunkelsten Tagen der Vereinsgeschichte in ein Amt berufen lässt und versucht im Rahmen seiner Möglichkeiten etwas für den HSV zu bewirken. Hut ab Cello!

Zurück zum Donnerstag. Schnell war wieder vom Chaos in Hamburg zu lesen, doch ebenso schnell schwenkte dieses Gerede in Verständnis um. Wann außer sofort sollte man eine Neuausrichtung des Vereins in die Wege leiten? In der Sommerpause wäre es wohl zu spät gewesen.
Natürlich wäre es schön, wenn der neue starke sportliche Leiter schon installiert wäre, oder der Abschluss mit einem solchen wenigstens kurz bevor stehen würde, denn obwohl der Verein pro forma handlungsfähig ist und sich das verbliebene Vortstandsmitglied Frank Wettstein in sportlichen Dingen bei Bernhard Peters und Johannes Spors Rat holen kann, verbleibt der Eindruck eines Vakuums.
Für mich wäre ein fließender Übergang von Bruchhagen/Todt zu Mister X oder X/Y sinnvoller gewesen und ich kann mir vorstellen, dass beide Entscheidungsträger dazu bereit gewesen wären, doch kann ich mich da natürlich auch irren.


Mich beschleicht auch immer mehr das Gefühl, dass wir auch ein Motivationsvakuum auf der Bank sitzen haben. Bernd Hollerbach ist ein Mann der Tat und nicht des Wortes, doch war ich ob seiner Mimik während der donnerstäglichen Spieltags-PK entsetzt.
Würde ich jetzt den (mir) fehlenden Funken in den Augen des Trainers eins zu eins mit der ausgebliebenen Leistung der Mannschaft in München in Verbindung bringen, wäre das zu eindimensional gedacht und auch unter Labbadia und Gisdol gab es während der Aufholjagden Auftritte dieser Art, doch war gestern nichts von einem Wirgefühl auf dem Platz zu bemerken.

Wenn sich dann nach dem Spiel ein Papadopoulos hinstellt und über ausgebliebene Verstärkungen im Winter jammert klingt das schon sehr nach der Suche nach Ausreden. Wenn sich ein Schipplock über die Einstellung seiner Kollegen beschwert möchte in bester Trappatonimanier fragen: „Was erlaube Schipplock? Drei Jahre gespielt wie Flasche leer, keine Tor getroffen und jetzt reden über Einstellung von Mitspieler“ Mit anderen Worten, der Zusammenhalt im Team, der dem HSV mehrmals die Klasse gehalten hat scheint in diesem Jahr nicht vorhanden zu sein. Die Spieler wirken genauso zermürbt wie Medien und Fans.

Das bringt mich zum nächsten Thema.
Wenn Teile von uns Fans meinen die Spieler mit Plakaten und Kreuzen bedrohen zu müssen so ist das eine Straftat und mit nichts zu rechtfertigen!
Trotzdem sehe ich in dieser absolut überzogenen Reaktion nur den Wunsch sich Gehör zu verschaffen. Die gängigen Floskeln wie „Scheiß Millionäre“ und so weiter werden doch schon vom Boulevard in der Suche um Aufmerksamkeit verwendet. Wer die Luschenkampagne der Bild gesehen hat kann sich nur noch angeekelt abwenden, wer die Spielerbewertung des Abendblatts in der Ursprungsfassung gelesen hat kann deutlich erkennen, dass eine Steigerung dessen was da stand nur noch in diesem unsäglichen verachtungswürdigen Plakataktionen zu finden ist.
Dazu war der Liveberichterstattung auf Sky angefangen mit diesem von Volksmusik untermalten Torzusammenschnitt, über dem unsachlichen und vor Häme triefenden Kommentar von Frank Buschmann, bis zu den eingespielten Kommentaren eines Lothar Matthäus anzumerken mit welchen Genuss der Spielverlauf begleitet wurde.

Als kurz nach dem Abpfiff Bilder des oben genannten Plakats im Netz erschienen sind waren gerade diese Medien die ersten, die dies verurteilten, selbstverständlich ohne sich selbst zu hinterfragen.

Im letzten Blogbeitrag endete ich mit der schwachen Hoffnung, dass wir mit etwas Restwürde und Anstand absteigen würden, diese Hoffnung möchte ich wider besseren Wissens erneuern und mit einem Appell an die die begleitenden Medien ergänzen ein Mindestmaß an Sachlichkeit walten zu lassen, oder wenigstens darauf zu verzichten weiteres Öl ins Feuer zu gießen. An die Teile der Fans zu appellieren, die Gewalt androhen halte ich für sinnlos, da kann man nur versuchen dem Pöbel so wenig Plattform wie möglich zu geben.
Nur der HSV!

Samstag, 24. Februar 2018

Abgestiegen


Spätestens nach dem 0:1 von Bremen ist jedem klar was die Stunde geschlagen hat.
Manche dürfen es nicht zugeben wie Heribert Bruchhagen direkt nach dem Spiel, der auf Schiedsrichter und Videoassistenten schimpfte, als wären diese für die Situation verantwortlich.
Andere wollen es nicht sehen, bis der allerletzte Gong geschlagen hat, was ihr gutes Recht ist.
 Fakt ist jedoch, dass der HSV seit Jahren wie ein Absteiger agiert. Man macht einfach viel zu wenig aus den Möglichkeiten, die man immer wieder geboten bekommt. Geld wird verbrannt, Personen verschlissen und Talent verkannt.

Immer wieder, und das nicht erst seit 2014, wurde im Zweifelsfall auf die falschen Personen gesetzt und sehenden Auges ins Verderben gerannt. Starke Persönlichkeiten wie Frank Arnesen werden aus dem Club gedrängt in dem man über ihre Köpfe und gegen ihren Rat entscheidet, oder sie wurden wie im Fall Schmadtke gar nicht erst geholt. Die Hilkes und Beiersdorfers hat man einfach machen lassen. Es wurde darauf gebaut, dass teure Spieler funktionieren und hat es nie geschafft diese so zu entwickeln, dass dies auch möglich wäre.
All diese Punkte und noch viele mehr sind hinlänglich bekannt und ich erspare es mir und euch diese weiter auszuführen.

Umso mehr bin ich entsetzt, wenn sich heute auch angesichts von 18 Toren in 24 Spielen so sehr über ein strittiges, nachgewiesener Weise aber nicht zu Unrecht gegebenes Tor, welches einen Punkt gekostet hat aufgeregt wird. Dies passt zu den schönfärberischen Aussagen der Verantwortlichen in den letzten Wochen, die selbst nach der größtenteils grottenschlechten Leistung des Leverkusenspiels noch positive Ansätze sahen.

Ich schrieb hier ja auch schon oft, wie sehr mir dieses Unabsteigbar-Gelaber vieler Fans auf die Nerven geht/ging, da dies eine Perspektivlosigkeit beinhaltet die ich mir einfach nicht zu eigen machen will/wollte.
Jetzt ist es also so weit und es bliebe uns eigentlich nur noch in Würde und erhobenen Hauptes abzusteigen, doch angesichts des Jagdplakates, der Pöbeleien auf der MV und des ausufernden Gebrauchs von Raketen und Böllern in Bremen, die auch noch auf den Platz landeten (ob sie auch in Zuschauerrängen landeten entzieht sich momentan meiner Kenntnis) bin ich mir sicher, dass wir auch das nicht hinbekommen.

Im Gegenteil ich mag gar nicht daran denken, was sich manche Leute, die sich Fans schimpfen noch alles einfallen lassen und wie überzogen andere darauf reagieren werden.
Einmal mehr ist es Zeit mich von diesem Verein abzuwenden, natürlich werde ich das auch dieses Mal nicht hinbekommen. Immerhin fahre ich jetzt in den Urlaub und muss mich nicht mit dem Verein befassen.
In diesem Sinne… Nur der HSV

Sonntag, 18. Februar 2018

Gebuht, gebrüllt, gewählt

Mit 585 zu 560 Stimmen wurde heute Bernd Hoffmann zum neuen Präsidenten des HSV gewählt. Einige seiner Anhänger feierten dies mit „So sehen Sieger aus“ Gesängen woraufhin seine Gegner Hoffmann Raus skandierten.
Schon vorher schafften es Teile der Mitgliedschaft nicht Redner die es wagten anderer Meinung sein zuzuhören, sondern störten diese mit Buh-Rufen. Nicht nur mich erinnerten diese Situationen an 2014 und die unsäglichen Veranstaltungen rund um die Ausgliederung.
Ich hatte gehofft so etwas nicht wieder erleben zu müssen. Zumindest nicht so bald.

Jetzt ist also Bernd Hoffmann Präsident und will sich vor allem um die AG kümmern, dies kann er sich sogar leisten, da sein Vorgänger dem eV funktionierende Strukturen und Personen installiert hat auf die sich Hoffmann jetzt verlassen kann.
Bernd Hoffmann konnte mich nicht überzeugen der richtige Mann für den angestrebten Posten zu sein, daher habe ich ihn auch nicht gewählt. Dabei hätte ich ihn gerne im Aufsichtsrat gesehen und denke auch heute noch, dass er dort gute Arbeit leisten kann. Als Präsident des eV sehe ich ihn aber nicht.

Heute wurde auch klar, dass der frisch gewählte Präsident am Verhandlungstisch oder in kleiner Runde wesentlich besser aufgehoben ist, als am Rednerpult vor einer gespaltenen Mitgliedschaft. Was er sagte wirkte auf mich wenig inspirierend und noch weniger konkret.
Trotz allem wird Bernd Hoffmann den eV nicht zu Grunde richten. Ich halte diese Wahl für nicht halb so richtungweisend wie sie von vielen gemacht wurde. Hoffmann wird im Aufsichtsrat mitwirken können und der eV wird von der bisherigen Geschäftsführung geleitet.

Auf die momentane Situation der Bundesligamannschaft hat die Wahl auch keine Auswirkung. Leider möchte man hinzufügen, denn dort kann es wirklich nur besser werden. Ob Jens Todt seine mehr als unglücklichen Äußerungen nach dem Kick gegen Leverkusenberuflich überleben wird steht allerdings heute noch mehr in Frage als gestern und wenn ich das was ich auf der MV aufgeschnappt habe als Maßstab nehme, wäre den meisten Mitgliedern eine Absetzung des Sportchefs recht.
Jetzt gilt es die Kraft, die nach den Grabenkämpfen der feindlichen Lager noch da ist zu bündeln und sie für den Klassenerhalt zu nutzen. Auch wenn die Aussicht auf Erfolg noch so gering ist.


Sonntag, 11. Februar 2018

Hoffnungslos, aber nicht ernst

Habt ihr auch Standardantworten auf banale Fragen?
„Wie geht`s?“ - „Muss ja.“ Wäre ein Paradebeispiel für eine solche.
Fragt man mich zum Beispiel: „Wie ist die Lage?“ dann antworte ich gerne mit „Hoffnungslos, aber nicht ernst“
Diese, meine floskulierte Antwort schwirrt mir derzeit im Kopf herum, wenn ich an den HSV denke.

Einen richtigen Grund zur Hoffnung will mir mein Leib- und Magenverein dieser Tage einfach nicht liefern. Nicht dass ich das 0:2 von Dortmund zu einem Weltuntergang hochwerten will, im Gegenteil die Leistung beim BVB war doch wesentlich positiver als befürchtet, doch mag ich daraus keine Hoffnung schöpfen. Verliert man Spiele in denen man eine gute Leistung anbietet, fragt man sich doch was passiert wenn diese ausbleibt?

Es ist diese Harmlosigkeit im Abschluss, die eventuell aufkommende Hoffnung im Keim erstickt. Egal wer im Angriff spielt, Torgefahr stellt sich einfach nicht ein und wenn man auch noch dazu neigt mindestens einen Gegentreffer zu kassieren ist es mit der Punktausbeute nicht sehr weit her.
Am Sonnabend konnte man wirklich keinem Spieler oder Trainer unterstellen, dass er nicht alles versucht hätte und daher ist der ausbleibende Erfolg als fehlende Klasse einzuschätzen.
Zumindest mache ich das so.

Für viele heißt daher die aktuelle Durchhalteformel: Hoffmann = Hoffnung
Bernd Hoffmann hat sich den Termin für seine versuchte Rückkehr ausgesucht, aber nicht die aktuelle Lage des HSV. Ihm vorzuwerfen er würde zur Unzeit kandidieren halte ich daher nicht für legitim. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein kurzer Wahlkampf um den Vorsitz des eV die Herren Profikicker beeinflusst. Andersrum sollte auch jedem klar sein, dass die Wahl Hoffmanns zum Präsidenten sich nicht mehr positiv auf diese Saison auswirken wird, wenn sie das denn überhaupt tut.

Ich traue Hoffmann durchaus zu bei Entscheidungen des Aufsichtsrats seine Sportmanagementerfahrung für den HSV einzubringen und glaube auch, dass der eV unter seiner Führung nicht zu Grunde gehen wird. Als einen Heilsbringer sehe ich ihn aber nicht und sein Wahlkampf erscheint mir für das angestrebte Amt überzogen zu sein. Vielleicht erinnert er mich auch nur zu sehr an 2014, als mir vieles Versprochen wurde, woran sich nach der Wahl niemand mehr erinnern wollte.

So viel also zur Hoffnung, aber warum ist die Lage nicht ernst?
Natürlich ist die sportliche Lage ernst, sehr sogar, doch den Verein / die AG kann doch wirklich keiner mehr ernst nehmen. Schon der Versuch dies zu tun würde einen in die Verzweiflung treiben.
Nehmen wir doch diesen Putschversuch des AR gegen den Vorstand. Allein schon über die Formulierung könnte man sich totlachen, wenn es nicht so traurig wäre. Da erfüllt ein Rat seine Pflicht, in dem er hinterfragt ob der erfolglose Vorstand noch richtig am Platz ist, schreibt das per Mail an seine fünf Kollegen und liest es zwei Tage später in der Zeitung.
Um so eine Führung ernst zu nehmen fehlt mir der Humor.
Übertroffen wird diese Farce nur dadurch, dass angeblich der Name Magath ins Spiel gebracht wurde. Wäre dies geschehen hätte ich die Tickets für die nächsten (letzten?) Heimspiele zusammen mit meinem Mitgliedsausweis öffentlich verbrannt.

Auch die Mitgliederversammlung steht auf der Kippe, da die Kuppel nicht für die hoffmannsche Mitgliederrequirierung (Es sollen Fanclubs Busse zur Anreise angeboten worden sein) ausreicht. Da man jetzt auch nicht mehr auf eine größere Location ausweichen kann, droht der Ringelpietz auszufallen. Auswärtige Mitglieder werden sich zweimal überlegen, ob sie anreisen…

Und dann sind da ja auch noch die Finanzen die Jahr für Jahr so hinjongliert werden, dass es gerade so für die Lizenz reicht, ob auch für die kommende Saison, gleich in welcher Liga, muss sich angesichts sinkender Zuschauerzahlen und bestenfalls gleichbleibender Platzierung in der Fernsehgeldtabelle erst noch herausstellen.

Denke ich über den Niedergang meines Vereins in den letzten Jahren nach ist mir zum Heulen zu Mute, also versuche ich die Situation so gut wie möglich auszublenden und doch gehe ich nächsten Sonnabend wieder ins Stadion um am Sonntag zur MV, dort werde ich (so wie ich mich kenne) bereit sein nach jedem Fünkchen Hoffnung Ausschau zu halten, diesen aufzugreifen und daraus ein Feuer zu entfachen. Nur woher dieser Funken kommen soll ist mir Stand heute nicht klar.

Samstag, 16. Dezember 2017

In Frage gestellt

Heut Morgen fand ich auf Facebook folgende Aussage von Martin Sonnleitner, den ich sehr gerne lese, wenn er für die Welt schreibt, der auf Facebook aber natürlich privat unterwegs ist.
#HSV Und wer den Schuss noch nicht gehört hat: 15 Punkten nach Hinserie sind ein Armutszeugnis, auch für den Coach. Unter normalen Umständen wäre der lä‬ngst massiv in Frage gestellt. HSV ist aber nicht normal, sondern hochverschuldet.
Martins Aussage wurde direkt nach dem Spiel verfasst und doch glaube ich, dass er damit vielen HSVern aus der Seele schreibt und daher will ich mich einmal damit befassen.

Mal davon abgesehen, dass die Eröffnungsfloskel „Und wer den Schuss noch nicht gehört hat“ impliziert, dass der Verfasser und alle gleichdenkenden recht haben und diejenigen, die seiner These nicht folgen blind, verblendet oder schlimmeres sind macht es sich Martin meiner Meinung nach zu leicht.
15 Punkte nach der Hinrunde sind indiskutabel für den gesamten Verein, also auch und das in erster Linie für den Trainer und dass sich der Verein seit Jahren an der Grenze zur Handlungsunfähigkeit bewegt ist nun wirklich keine neue Erkenntnis, doch ist dies der Grund, weshalb Markus Gisdol noch  nicht in Frage gestellt wurde?

Wer stellt eigentlich einen Trainer in Frage?
Meist geschieht das erst in der Öffentlichkeit durch Äußerungen, wie die von Martin, durch Vergleiche der Punktausbeute mit den Vorgängern, kurz durch die Sehnsucht den einen Verantwortlichen für die Miesere benennen zu können.
Beim HSV war es lange Zeit darüber hinaus so, dass sich die Verantwortlichen so ungeschickt geäußert haben, dass man ihren Zweifel am Trainer zwischen den Zeilen heraushören konnte und sie so gewollt oder ungewollt die Trainerdiskussion befeuerten.

Momentan sprechen zwei Gründe dafür, dass der HSV an Markus Gisdol festhält.
Da wäre einmal Heribert Bruchhagen, der bekannt dafür ist an Trainern festzuhalten und dann ist da noch die Mannschaft selbst, die durch ihr Auftreten in der zweiten Halbzeit gegen Frankfurt und über weite Teile in Mönchengladbach zeigt, dass sie bereit ist sich gegen Niederlagen mit allem was sie hat zu stemmen.
Natürlich sind Bruchhagen durch die leeren Kassen die Hände gebunden und da muss er sich noch einmal mehr überlegen, ob es Sinn macht sich vom Trainer zu trennen, doch wage ich zu behaupten, dass er auch ohne diese Zwänge an Gisdol festhalten würde, weil er der Alternative (wie immer sie auch hieße) keine größere Erfolgschance zutrauen würde und weil die Mannschaft in den letzten Spielen eben zurückgekommen ist und zwar von ganz weit unten.

Mir selbst bereitet es fast körperliche Schmerzen sehen zu müssen, wie vogelwild ungeordnet und fast schon hilflos der HSV zwischen der 10. Und 30. Minute gegen Frankfurt und zu Beginn gegen Gladbach spielte, doch schaffte man es in beiden Begegnungen ins Spiel zurück. Gegen Frankfurt lieferte der HSV die stärkste zweite Halbzeit seit langem ab und gegen Gladbach war man drauf und dran das Spiel zu drehen. Natürlich fehlte in beiden Begegnungen der Erfolg, doch konnte man deutlich sehen, dass es in der Mannschaft stimmt.

Ich fände es großartig, wenn der HSV diesmal am Trainer festhalten würde, wenn er dem Kader vertrauen würde und auf panische Wintereinkäufe verzichten würde (dies schließt Kaderentwicklungen nicht aus), großartig wäre es dies offensiv zu verkünden, so mit Köpfen und Geschichten für den Verein zu werben , um die Lücken auf den Tribünen möglichst bald wieder zu füllen. Ideal wäre es sogar, wenn man von Kühne angebotenes Geld zurückweisen würde, um das Vertrauen in Trainer und Kader unter Beweis zu stellen.

Der HSV hat in den letzten Jahren einige Krisen überwunden in dem er Trainer und/oder Manager gefeuert hat, um sofort wieder in die nächste Krise zu schlittern. Würde man die jetzige Situation meistern ohne das verantwortliche Personal auszutauschen, könnte daraus eine Entwicklung entstehen. Dafür muss der Vorstand aber glaubhaft machen, dass er von diesem Weg überzeugt ist und ihn nicht mangels finanziellen Spielraums beschreitet.
Jetzt sind sie gefordert Herr Bruchhagen.

BTW: Über die Taktik des HSV habe ich mich mit Tobias Escher im HSVTalk unterhalten


Samstag, 2. Dezember 2017

Anspruchsdenken

Matthias Sammer war enttäuscht vom HSV. Fast schon sauer auf den HSV, eben den HSV, den er vor Jahren mal am Nasenring durch die Arena führte, als er Sportchef werden sollte. Auch wenn das olle Kamellen sind, sehe ich Sammer seither noch kritischer, als ich es ob seines einnehmenden Wesens ohnehin schon getan habe. Umso höher kann man es bewerten (wenn man denn will), dass ich Sammers Auftreten bei Eurosport im Verbund mit Jan Henkel für das Beste halte, was uns TV-Deutschland momentan in Sachen Fußball zu bieten hat.

Gestern also war der Sammer fast so sauer wie einst als seine Verpflichtung beim HSV als perfekt galt, bevor er zugestimmt hat. Diesmal war der Grund der fußballerische, teilweise antifußballerische Auftritt des HSV in Freiburg.
Unverständlich sei gewesen, dass eine Mannschaft, die einen Lauf hat die Bälle bei eigenem Abstoß so herschenkt, um über die Lotterie des zweiten Balles wieder in dessen Besitz zu kommen und so dem Zufall den Spielaufbau überlässt.

Zugegeben, schön anzusehen war das Spiel des HSV über weite Teile gerade der zweiten Halbzeit nicht und die fachlichen Analysen des Herrn S. trafen einmal mehr ins Schwarze und trotzdem maße ich mir an, die Aussagen des TV-Experten zu hinterfragen.
Einen Lauf attestiert Sammer dem HSV und begeht damit meiner Meinung nach einen grundlegenden Fehler, schließlich waren die Rothosen vor dem Freiburgspiel auswärts fünf Spiele lang nicht nur sieg- sondern punktlos. Aus den letzten elf Spielen holte der HSV gerade einmal sieben Punkte. Ist das ein Lauf?
Natürlich nicht. Wenn überhaupt kann man dem HSV bescheinigen allmählich an die Heimstärke der letzten Rückrunde anzuknüpfen.

Augenscheinlich war der ehemalige Feuerkopf vom Auftritt des HSV gegen Hoffenheim derart begeistert, dass er erwartete man würde die Freiburger mal eben schnell aus deren eigenem Stadion fegen. Auf jeden Fall hat Sammer nicht berücksichtigt, dass der HSV gerade dabei ist ein Spielsystem zu adaptieren und dabei großen Schwankungen unterliegt, da dieses nicht an jedem Tag auf jeden Gegner passt. Die Umstellung von einer auf zwei Spitzen von Dreier-auf Viererkette (oder umgekehrt), die während eines funktionierenden Spiels zu bestaunen war, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine Umstellung hin zu mehr Kreativität und Angriffskraft ungleich schwerer ist.
Zumindest scheint Markus Gisdol dies so zu sehen und wechselte in einer Phase, da im Spiel nach vorn nichts laufen wollte defensiv. Den Wechsel Walace für Hunt habe ich als Angst vor der eigenen Courage empfunden, hatte Gisdol doch mit Ito einen Spieler auf der Bank, der wesentlich belebender für das Spiel als der dritte Sechser gewesen wäre.

Aber warum kritisiere ich die sammersche Herangehensweise an das gestrige Spiel?
Ganz einfach. Wir HSVer werden immer wieder mit unseren überzogenen Ansprüchen konfrontiert, sind nach jedem Sieg schon fast in Europa und nach zwei Siegen auf dem Weg zur Meisterschaft.
Zugegeben es hat ein paar Jahre gedauert, bis die bittere Kost des Abstiegskampfes in den Köpfen der HSVer angekommen  ist, doch nach der zweiten Relegation und dem Scheitern von Dietmar Beiersdorfer weiß doch jeder im Volkspark (ausgenommen dem handelsüblichen Anteil an Spinnern), dass es im Moment nur darum gehen kann, die Abstiegsplätze möglichst schnell, möglichst weit hinter sich zu lassen. Wenn dabei endlich einmal(!) das Einbauen von Talenten, die zum Teil auch noch aus dem eigenen Nachwuchs kommen, gelingt, ist das unser Europapokal.
In diesem Moment der Erdung, stellt sich Sammer auf Grund eines (zugegebener Weise starken) Spiels hin und erwartet große Ding vom HSV, die dieser noch (?) nicht zu leisten im Stande ist und bringt sein Missfallen über eben dieses Nichtleisten zum Ausdruck.

Das sind diese überzogenen Erwartungshaltungen, die uns HSVern immer vorgeworfen werden und eben das wollte ich nicht unkommentiert stehen lassen.
Ich halte es lieber mit den Spielern, die im Interview an die ertragslosen besseren Auswärtsauftritte der letzten Monate erinnerten und den etwas glücklichen Punkt halbwegs zufrieden mitnehmen.

PS: Jetzt kommen zwei Heimspiele
Nur der HSV