#HSV Und wer den Schuss noch nicht gehört hat: 15 Punkten nach Hinserie sind ein Armutszeugnis, auch für den Coach. Unter normalen Umständen wäre der längst massiv in Frage gestellt. HSV ist aber nicht normal, sondern hochverschuldet.
Martins Aussage wurde direkt nach dem Spiel verfasst und doch glaube ich, dass er damit vielen HSVern aus der Seele schreibt und daher will ich mich einmal damit befassen.
Mal davon abgesehen, dass die Eröffnungsfloskel „Und wer den Schuss noch nicht gehört hat“ impliziert, dass der Verfasser und alle gleichdenkenden recht haben und diejenigen, die seiner These nicht folgen blind, verblendet oder schlimmeres sind macht es sich Martin meiner Meinung nach zu leicht.
15 Punkte nach der Hinrunde sind indiskutabel für den gesamten Verein, also auch und das in erster Linie für den Trainer und dass sich der Verein seit Jahren an der Grenze zur Handlungsunfähigkeit bewegt ist nun wirklich keine neue Erkenntnis, doch ist dies der Grund, weshalb Markus Gisdol noch nicht in Frage gestellt wurde?
Wer stellt eigentlich einen Trainer in Frage?
Meist geschieht das erst in der Öffentlichkeit durch Äußerungen, wie die von Martin, durch Vergleiche der Punktausbeute mit den Vorgängern, kurz durch die Sehnsucht den einen Verantwortlichen für die Miesere benennen zu können.
Beim HSV war es lange Zeit darüber hinaus so, dass sich die Verantwortlichen so ungeschickt geäußert haben, dass man ihren Zweifel am Trainer zwischen den Zeilen heraushören konnte und sie so gewollt oder ungewollt die Trainerdiskussion befeuerten.
Momentan sprechen zwei Gründe dafür, dass der HSV an Markus Gisdol festhält.
Da wäre einmal Heribert Bruchhagen, der bekannt dafür ist an Trainern festzuhalten und dann ist da noch die Mannschaft selbst, die durch ihr Auftreten in der zweiten Halbzeit gegen Frankfurt und über weite Teile in Mönchengladbach zeigt, dass sie bereit ist sich gegen Niederlagen mit allem was sie hat zu stemmen.
Natürlich sind Bruchhagen durch die leeren Kassen die Hände gebunden und da muss er sich noch einmal mehr überlegen, ob es Sinn macht sich vom Trainer zu trennen, doch wage ich zu behaupten, dass er auch ohne diese Zwänge an Gisdol festhalten würde, weil er der Alternative (wie immer sie auch hieße) keine größere Erfolgschance zutrauen würde und weil die Mannschaft in den letzten Spielen eben zurückgekommen ist und zwar von ganz weit unten.
Mir selbst bereitet es fast körperliche Schmerzen sehen zu müssen, wie vogelwild ungeordnet und fast schon hilflos der HSV zwischen der 10. Und 30. Minute gegen Frankfurt und zu Beginn gegen Gladbach spielte, doch schaffte man es in beiden Begegnungen ins Spiel zurück. Gegen Frankfurt lieferte der HSV die stärkste zweite Halbzeit seit langem ab und gegen Gladbach war man drauf und dran das Spiel zu drehen. Natürlich fehlte in beiden Begegnungen der Erfolg, doch konnte man deutlich sehen, dass es in der Mannschaft stimmt.
Ich fände es großartig, wenn der HSV diesmal am Trainer festhalten würde, wenn er dem Kader vertrauen würde und auf panische Wintereinkäufe verzichten würde (dies schließt Kaderentwicklungen nicht aus), großartig wäre es dies offensiv zu verkünden, so mit Köpfen und Geschichten für den Verein zu werben , um die Lücken auf den Tribünen möglichst bald wieder zu füllen. Ideal wäre es sogar, wenn man von Kühne angebotenes Geld zurückweisen würde, um das Vertrauen in Trainer und Kader unter Beweis zu stellen.
Der HSV hat in den letzten Jahren einige Krisen überwunden in dem er Trainer und/oder Manager gefeuert hat, um sofort wieder in die nächste Krise zu schlittern. Würde man die jetzige Situation meistern ohne das verantwortliche Personal auszutauschen, könnte daraus eine Entwicklung entstehen. Dafür muss der Vorstand aber glaubhaft machen, dass er von diesem Weg überzeugt ist und ihn nicht mangels finanziellen Spielraums beschreitet.
Jetzt sind sie gefordert Herr Bruchhagen.
BTW: Über die Taktik des HSV habe ich mich mit Tobias Escher im HSVTalk unterhalten