…braucht für den Spott nicht zu sorgen!
Welcher HSV-Fan kann von diesem Sprichwort kein Liedchen
trällern und doch ist es momentan anders als früher, denn heute weiß man nicht
einmal mehr für welchen Schaden man verspottet wird und bekommt den Eindruck,
dass die Existenz des HSV für viele schon Schaden genug ist.
Gestern stolperte ich bei der Durchsicht meiner Timeline auf
den @zeitonline – Artikel mit der wenig subtilen Überschrift: Jetzt steigtendlich ab! Christian Spiller fragt gleich nach: „Wie lange möchte der Club uns
noch quälen?“ Er spricht von „unehrenhaften Herumlavieren“ , bemitleidet uns
Fans und endet mit der populistischen Feststellung: „Vielleicht ist es die Last der
Unabsteigbarkeit, die den Verein so lähmt. Vielleicht wäre, ist es einmal
passiert, alles wieder besser. Viel schlimmer gehts doch nicht.“ Ja, ich vermag
Ironie oder Satire zu erkennen, wenn ich sie sehe doch ist dieser Artikel weder
originell noch witzig. Es ist die Rede von hilflosen Trainern und Managern
(alle aufgelistet), nur bei den Spielern
belässt man es bei der Schublade Westermann, wahrscheinlich, weil man keine
weiteren Spieler kennt. Woher denn auch bei der Fluktuation?
Dass der Dino, wie auch die Stadionuhr in diesem Artikel
nicht fehlen dürfen versteht sich von selbst. Die Aussage von allen die ganz
aufgeregt wären, „weil der Verein als einziges Gründungsmitglied der Bundesliga
noch nie abgestiegen ist“ gefällt mir besonders gut, denn damit kann Herr
Spiller ja nur sich und seine Pressekollegen meinen.
Aber egal. Auch mit
solchen Spottgesängen kann ich leben und doch wünsche ich mir teilweise die
Zeiten eines Josip Skoblar zurück, der zusammen mit seinem Torwart Mladen Palija
einst das Erbe von Ernst Happel und Uli Stein antrat und dabei so
offensichtlich scheiterte, dass man sich der Ursache des sportlichen Misserfolgs
sicher sein konnte, oder dies zumindest glauben konnte, denn eigentlich wurde
in den guten Jahren unter Zebec, Happel, Netzer und Klein viel zu kurzfristig
gedacht, um den HSV nachhaltig für die
Zukunft aufzustellen.
Doch das ahnte damals ja keiner, oder zumindest wollte es
niemand sehen.
Wenn man sich nicht die Mühe macht den wirklichen Ursachen
auf den Grund zu gehen, kann man leicht einer Papierkugel, oder einer
vergebenen Torchance von Ailton die Schuld an einer Entwicklung geben, die in
Wirklichkeit ihre Ursachen in der erfolgreichsten Phase der Vereinsgeschichte
hatte. Ja Mehrzahl, Ursachen, denn auch damals wurde nicht der eine Fehler
gemacht, der den HSV vom Erfolg abschnitt, schließlich wurden nicht nur die
Nachwuchsarbeit vernachlässigt, sondern es wurden auch weitere Transfers
getätigt, die letztlich wie zB Wolfram Wuttke (RIP) und Dieter Schatzschneider
floppten.
Man kann dem HSV den Abstieg wünschen, doch darf man nicht
erwarten, dass sich der Verein, mit all seinen Mitgliedern und Fans, mit seinen
Angestellten und Sympathisanten nicht mit aller Kraft dagegen stemmt.
Schließlich wissen wir, obwohl wir die gesamten Auswirkungen noch nicht einmal
erahnen, dass diese doch um einiges größer sind, als das wir Montags im Kicker
ein paar Seiten weiter blättern müssen um den Tabellenstand unseres HSV zu
erfahren.
Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass der HSV viel zu
wenig aus seinen Möglichkeiten macht, aber wer behauptet man nähme „den
mutigeren kleineren Vereinen die Möglichkeit, sich in der Bundesliga zu
beweisen“ gibt sich selbst der Lächerlichkeit preis.
Eigentlich wollte ich nur sagen, wie schön es wäre, wenn man den
einen klaren Schaden im Verein hätte, den man gezielt anpacken könnte um ihn zu
beheben, doch leider ist es wie so oft im Leben wesentlich komplexer und daher
ist dieser Schaden, der vor 30 Jahren seinen Anfang nahm, auch nicht in einem
dreiviertel Jahr zu reparieren, zumal der Spagat zu einem Tagesgeschäft
bewältigt werden muss.
Also werden wir wohl noch etwas länger mit dem Spott leben
müssen…
Alle Zitate stammen aus oben verlinkten Artikel, der auf
Zeitonline erschienen ist, hätten aber auch vom Stern stammen können