Samstag, 21. März 2015

Gescheitert

Eigentlich habe ich mir ja vorgenommen diesen ganzen Fußball nicht mehr so nah an mich heranzulassen, doch irgendwie fehlt mir noch die Bedienungsanleitung, wie man dieses Vorhaben umsetzt. Man hört und liest viele, die sich verbal vom Verein abwenden, um sich und anderen zu beweisen, dass sie ihnen das alles sowas vom am Arsch vorbei geht, doch nehme ich ihnen das nicht ab.
Wie löse ich mich von etwas, dass 40 Jahre ein Teil von mir geworden ist?

Und wovon will ich mich lösen?
Nehmen wir das gestrige Spiel gegen Hertha und versuchen festzustellen, wer für diese Niederlage verantwortlich ist.
Cleber, der für einen unschönen Zweikampf, wie er so oft in einem Spiel vorkommt, eine ebenso vertretbare, wie harte gelb-rote Karte bekommen hat und daher beim 0:1 fehlte?
Seine Kollegen, die sich nicht schnell genug auf diese Situation eingestellt haben?
Olic, der es versäumte den Abschluss zu suchen, als er die Möglichkeit dazu hatte?
Seine Kollegen, die nicht einmal diese Möglichkeit hatten?
Hat Zinnbauer falsch aufgestellt, oder Beiersdorfer falsch eingekauft?
Sagte ich schon „Hoffmann raus!“?

Man gucke sich exemplarisch einmal Dennis Diekmeier an, dem in 5 Jahren gefühlte 10 Trainer nicht das Flanken beibringen konnten. Es muss ja nicht jede Flanke zum Tor führen, aber ein bisschen Gefahr zu verbreiten wäre schon nicht verkehrt.
Ivica Olic hat in Wolfsburg eine ordentliche Hinrunde gespielt und seit er in Hamburg ist rennt er nur noch wie ein Duracell-Hase über den Platz. Genau so ausdauernd und genau so blind.
Scheinbar einfache Muskelverletzungen weiten sich in Hamburg zu Epidemien aus, wenn die Spieler nicht nach München fahren um sich behandeln zu lassen.
Und gestern musste sich Peter Knäbel von Patrick Wasserzieher sagen lassen, was ihm seine internen Quellen beim HSV für gesteckt hätten.

Mir leuchtet nach wie vor nicht ein, wie ein derartig überbezahlter Apparat wie der HSV so schlecht funktionieren kann und wie Generationen von Fachleuten daran scheitern die bekannten Mängel abzustellen. Dabei spielen Voraussetzungen wie Geld, Kompetenz oder Ruhe anscheinend keine Rolle.
Der einzige Grund am Trainer festzuhalten ist die Gewissheit, dass es nach ihm bestenfalls kurzfristig besser werden würde. Doch sein wir ehrlich, hätte der HSV unter Slomka auch nur einen Punkt weniger geholt, oder ein Tor weniger geschossen?
Ja, diese Debatte ist müßig, ungefähr so müßig wie Joes Äußerungen auf der PK über mangelndes Glück. Schließlich spielte auch bei den beiden Siegen in 2015 das Glück keine unwesentliche Rolle, schließlich wären wir ohne Glück gar nicht mehr in dieser Liga.

Doch wo soll man bei der Lösung eines Problems ansetzen, das man nicht einmal greifen kann? Soll man die neue Vereinsführung schon als gescheitert erklären? Wäre es eventuell besser gewesen die Patrone Ausgliederung im Magazin zu behalten statt sie zu verwenden? Fehlt es beim eingeschlagenen Weg nur an der Konsequenz bei der Umsetzung?
Ja, Fragenstellen ist einfach, die Antworten wird (kann) mir aber niemand geben.
So wird wohl Zinnbauer gehen müssen und egal ob Thomas von Heesen (wie Wasserzieher zu wissen glaubt) oder der Papst persönlich das Training übernimmt, ändern wird sich nichts.
Fest steht aber auch, dass ich noch nicht fertig mit diesem Verein bin und sei es nur, weil ich es nicht schaffe mich von etwas zu lösen, dass seit 40 Jahren ein Teil von mir ist.