Wie nach jeder Vorbereitung war auch diesmal die spannende Frage, wie sich die Mannschaft präsentieren würde. Gibt es eine spielerische, kämpferische, läuferische Entwicklung? Gelingt es Automatismen zu entwickeln? Wird es Erfolge geben?
Gegen Köln wollte ich mir ein paar Antworten auf diese Fragen im Stadion abholen und ich hatte einen großartigen Tag mit vielen Bekannten aus beiden Lagern. (Danke dafür)
Fußballerisch ging es auch ganz gut los. Es waren ein paar gute Kombinationen zu sehen, die optimistisch stimmten. Nach zwanzig Minuten verebbten diese gänzlich und es wurde einmal mehr die Leidensfähigkeit der HSV-Fans auf die Probe gestellt.
Zum Glück war englische Woche, daher wurden die Blicke sofort wieder nach vorne gerichtet und tatsächlich kam in Paderborn das Glück zurück.
Ein früher Elfer, relativ harmlose Gegner, Schiedsrichterentscheidungen, die auch anders ausfallen konnten, und 3 (drei) Tore, das dritte sogar ausgesprochen schön rausgespielt, führten zu den so wichtigen Punkten.
Es blieben aber auch eine unterirdische Passquote, kaum Ballbesitz und jede Menge Befreiungsschläge in Erinnerung.
Gegen Hannover wurde auch wieder eine ganz eigene Geschichte geschrieben. Die Gäste waren von Beginn an besser im Spiel und bekamen (völlig zu Recht) den Elfmeter, den Drobny so fein parierte. Kurz danach gab es diese von Marcelo abgefälschte Stieberflanke, die sich warum auch immer ins Tor senkte. Da auch das 2:0 aus einem abgefälschten Schuss resultierte, darf man mit Fug und Recht von Glück sprechen. Konsequent wäre dann ein durchaus mögliches 3:0 gewesen, da dies aber nicht fiel blieb eine halbe Stunde zittern und ganz viel Drobny um diese soo wichtigen drei Punkte festzuhalten.
Doch kommen wir zu den eingangs gestellten Fragen zurück.
Ja, es gibt eine eindeutige Entwicklung im Spiel des HSV. Wie oft habe nicht nur ich kritisiert, dass die Mannschaft mit einem ballorientierten Spiel überfordert ist, nun scheint sich diese Erkenntnis auch in den Köpfen der Trainer durchgesetzt zu haben.
Es folgte die 180° Kehre und die Mannschaft scheint zu versuchen, das Spielgerät möglichst schnell wieder loszuwerden, um es in einer besseren Feldposition wieder zurück zu erobern. Mich erinnert diese Spielweise an Eishockey, oder dem guten alten Kick and Rush von der Insel.
Möglich ist dieses durch zwei sehr intensive Vorbereitungen, gerade im Sommer legte Mirko Slomka sehr viel Wert auf die Physis und damit auch den Grundstein für den Wandel des lauffaulsten Teams der Liga zum fleißigsten. Mängel in Passspiel und Zweikampfverhalten werden immer wieder durch zurückgelegte Kilometer kompensiert. Bemerkenswert dabei ist, dass wirklich alle Spieler diese Wege gehen, auch wenn`s manchmal weh tut. Zudem sind die kleinen, oft überheblich wirkenden, Kabinettstückchen fast zur Gänze aus dem Spiel des HSV verschwunden dafür ist man bereit sich und dem Gegner auch mal weh zu tun.
Vergnügungssteuerpflichtig sind diese Auftritte des HSV momentan wirklich nicht, doch muss man um ein attraktives System zu integrieren erstmal Grundlagenforschung betreiben und das macht der HSV in diesen Tagen. Vielleicht passt diese Spielweise sogar zur Gesamtentwicklung des Vereins, der dabei ist sich neu zu definieren, die Nachwuchsarbeit für sich zu entdecken, um irgendwann auf dieses Fundament aufbauen zu können.
Anfang 2015 hat diese Rückbesinnung dem HSV 6 von 9 Punkten und damit 4 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz eingebracht. Ein guter Anfang, nicht mehr, aber auch nicht weniger. In der nächsten Zeit gilt es die nominell vorhandenen individuellen Qualitäten der Spieler etwas besser ins Spiel zu bringen, damit in den nächsten Spielen der Glücksfaktor nicht mehr die entscheidende Rolle spielt. Aber schon jetzt gibt es zum Vorjahr eine grundlegende Veränderung, denn die Mannschaft hat den Abstiegskampf verinnerlicht.