So ein Spiel gegen Bayern ist doch irgendwie ein Muster ohne Wert. Wie oft hört man sich die Münchner beschweren, dass die Gegner sich gegen sie ganz besonders anstrengen würden und wenn man ehrlich ist, steckt in dieser Aussage auch ein Fünkchen Wahrheit. Schließlich wollen Verein und Gegenspieler unter Beweis stellen, dass sie mit den Besten ihres Faches mithalten können. Ob das für die Bayern ein Grund zum Jammern ist, steht allerdings auf einem anderen Blatt Papier, bräuchten sie doch nur im Mittelmaß zu versinken um dieser Sonderbehandlung zu entkommen. Nein das ist genauso abstrus, als würde man ein Jahr lang um die Qualifikation zur Champions League kämpfen, sich mit den Einnahmen einen exquisiten Kader leisten um sich im Anschluss über den Samstag-Dienstag-Rhythmus zu beschweren, Herr Sammer.
Aber das sind leider nicht unsere Probleme, denn für uns würde der gefeierte Punktgewinn gegen die Bayern zu einem Muster ohne Wert verkommen, wenn die samstäglichen Anstrengungen denn tatsächlich nur eine einmalige Erscheinung gewesen sein sollten. Die Älteren werden sich erinnern, dass der HSV schon häufiger herausragende Leistungen gegen die Bayern auf den Rasen gebracht hat. Die Jüngeren können dies von den ersten Spielen unter neuen Trainern berichten. Allerdings auch von der Entwicklung in der Folgezeit.
Doch bin ich bei dem neuen Trainer, ohne diesem schon einen Heldenstatus verpassen zu wollen, vorsichtig optimistisch, dass er es schaffen kann die Mannschaft auf dem eingeschlagenen Kurs zu halten. Dabei ist selbstverständlich auch der Wunsch ein Vater des Gedanken, schließlich habe ich mich nach frischem Wind im Verein und vor allem auf dem Platz gesehnt und nachdem zu sehen war, dass neue Spieler allein nicht dafür sorgen können, scheint mit Joe Zinnbauer ein Typ Trainer gefunden worden zu sein, der diese Frische verkörpert.
Zudem scheint Zinnbauer –Tuchel hin oder her- in dieses entstehende Konstrukt des HSV zu passen, wenn er ohne zu vergessen wo man herkommt oder ist, daran arbeitet diese Situation zu verbessern. Selbstverständlich erwarte ich keinen Auswärtssieg in Mönchengladbach, das ja zu den Vereinen mit den Problemen, die wir gerne hätten gehört, mit einer Leistung, wie der vom Samstag erscheint mir dieser allerdings auch nicht unmöglich.
Ich bin also freudig gespannt auf das, was da heute Abend auf mich zu kommt. So freudig, dass ich mich in der Spieltagsvorschau auf meinsportradio.de mit meinem geschätzten Kollegen und Gladbachfan Olaf zu einem Siegtipp habe hinreißen lassen, worauf uns dieser dankbar die Favoritenrolle zuschob. Natürlich nicht ohne den ihm eigenen süffisanten Unterton, mit dem er uns als beinahe Bayernbezwinger Champions League Ambitionen unterstellte.
Dabei habe ich mich nur verhalten, wie der Vorstandsvorsitzende am Sonntag bei Sky90 und die Wahrheit gesagt, bzw. mich nicht verstellt. Okay, vielleicht habe ich dem Olaf auch eine kleine Vorlage gegeben, doch das ist hier egal. Viel interessanter als mein Geschwafel im Radio sind die Aussagen Beiersdorfers im Fernsehen.
Ja, er hatte mit Thomas Tuchel kontakt, er würde auch nicht wieder in der K&N-Zentrale derart wichtige Entscheidungen treffen („vielleicht bin ich da etwas naiv“) und er gab auch zu, dass ihm die Ablehnung von Klopp als Trainer ein paar schlaflose Nächte beschert hat.
Spontan habe ich gedacht, dass es die eine oder andere Aussage so nicht gebraucht hätte und wollte Didis Frage nach der Naivität bejahen, doch je mehr ich darüber nachdenke, desto geschickter erscheint mir sein Verhalten, weil dadurch auch die Aussagen bezüglich der Einflussnahme Kühnes und der Zurechtweisung des Aufsichtsrats und des Kreditgebers wegen der öffentlich getätigten Aussagen an Gewicht gewinnen. Ob dies so angestrebt war oder nicht, auf jeden Fall waren diese Äußerungen erfrischend authentisch und ich möchte sie als einen aufkommenden frischen Wind in der Chefetage des HSV deuten.