Nein, Dietmar Beiersdorfer ist kein Lautsprecher und auch Bernhard Peters ist niemand, der die Massen allein durch sein Auftreten in seinen Bann zieht, beide müssen durch Inhalte überzeugen.
Ich hatte gestern die Gelegenheit mir auf einem Info-Event den neuen HSV von Beiersdorfer und Bernhard Peters erklären zu lassen und mich hat das, was die Beiden zu sagen hatten überzeugt.
Nach einer kurzen Begrüßung von Joachim Hilke übernahm Beiersdorfer das Mikrofon, um seine Idee vom HSV darzulegen. Dabei ging er die Bühne auf und ab, um, wie er sagte, seine Nervosität in den Griff zu bekommen. Kurze Zeit später legte er mitten im Satz das Mikro aus der Hand, um sein Sakko auszuziehen. Typisch Didi.
Beiersdorfer erzählte, wie sehr er es in den letzten Jahren genossen hätte, durch die Stadt zu gehen und auf Menschen zu treffen, die ihn schulterklopfend gebeten hätten zum HSV zurück zu kommen. Nicht aussprechen musste er, dass es verlockend war diesen Status Quo aufrecht zu halten.
Doch der Reiz seinen HSV dorthin zu führen, wo er seiner Meinung nach hingehört war ihm sehr deutlich anzumerken, als er davon sprach, dass er das Gefühl hatte als würden die Mitarbeiter beim HSV ziellos vor sich hin arbeiten und dass sein erster Ansatzpunkt das Vermitteln von Zielen und Werten gewesen sei. Stolz auf das was er/sie tut sollte ein jeder HSVer sein.
Mehrmals verwies er dabei auf die Durchlässigkeit von der Jugend hin zu den Profis als wichtigen Bestandteil einer Identifikation, aber auch als wirtschaftlichen Faktor bei den momentanen Ablösesummen.
Ebenfalls erklärte er, dass es momentan wichtig gewesen sei personell Reizpunkte zu setzen, um aus dem vorhandenen Kader ein paar PS rauszukitzeln, aber auch mit Sicht auf die im nächsten Jahr auslaufenden Verträge. Den Umständen geschuldet sei deren Häufung. Nicht wünschenswert, aber auch eine Chance auf Veränderung und Entwicklung.
Beiersdorfer erzählte schmunzelnd, dass er Bernhard Peters mit seinen Ideen bei ihrem ersten Treffen in Amsterdam überrascht hätte und dass dieser den Fußballern so etwas wohl nicht zugetraut hätte. Auch auf Peters hat dieses erste Treffen wohl Eindruck gemacht, hatte er doch noch den Tiefgaragenparkschein jenes Tages im Portemonnaie.
Mein Eindruck war, dass sich da zwei gefunden haben. Beiersdorfer schien regelrecht erleichtert zu sein den zentralen Punkt Nachwuchsförderung mit allem was dazu gehört in kompetente Hände legen zu können.
Peters erklärte kurz wie er sich die Erziehung von Nachwuchsspielern vorstellt und das diese bei der Ausbildung der Ausbilder beginnen würde. Er machte deutlich, dass neben der menschlichen und sportlichen Ausbildung auch eine Willensbildung beim Nachwuchs notwendig sei, damit der Schritt zum Profisportler gemacht werden kann.
Ideen, auf die bestimmt auch schon andere gekommen sind, doch bei einem Bernhard Peters weiß man halt, dass er es versteht zur rechten Zeit an den richtigen Schrauben zu drehen und man merkt ihm an, dass auch er das weiß.
Als sich ein Zuschauer beschwerte, dass Beiersdorfer die Erfolge von Peters im Hockey bei dessen Vorstellung zu wenig gewürdigt hätte, meinte Peters nur, dass es im Leistungssport auf die Gegenwart und die Zukunft nicht aber auf die Vergangenheit ankäme.
Vergangenheit ist auch Oliver Kreuzer, dessen Posten aber bald neu besetzt werden wird und auch wenn der Name nicht genannt wurde, war deutlich, dass Peter Knäbel in der Verlosung weit vorne ist.
Kreuzer sei es nicht geworden oder geblieben, weil er nicht in allen Punkten dem Anforderungsprofil Beiersdorfers entsprach. Mehr Details gab es nicht und das ist auch gut so. Doch wenn man das Zusammenspiel von Beiersdorfer und Peters betrachtet, kann man sich vorstellen, dass in diesem Anforderungsprofil mehr als die bloße Managertätigkeit gefordert ist.
Beiersdorfer ist die Begeisterung für sein neues Amt deutlich anzumerken, er wirkt sehr authentisch, wenn er von Identifikation und von Emotion in seiner Tätigkeit spricht, die er gerne auf die gesamte Stadt ausweiten möchte. Nein er ist kein Lautsprecher, aber er versteht es sich als Vorstandsvorsitzender, aber auch als Didi zu präsentieren und der Didi kann bestimmt auch mal zur Seite treten, wenn es darum geht unangenehme Entscheidungen zu treffen und umzusetzen.
Ob Herr Kühne denn mitentscheiden würde, lautete eine weitere Frage.
Er hätte Herrn Kühne mehrfach getroffen und würde diesen auch auf dem Laufenden halten, doch die Entscheidungen träfe er allein sagte Beiersdorfer. Natürlich sagte er das, doch wie er es sagte und wie er über sein Verhältnis zu Kühne sprach, bin ich davon überzeugt, dass er es auch genau so meint.
Den Campus wolle und werde man als wesentlichen Bestandteil der Nachwuchsarbeit umsetzen. Es sei wichtig, dass die Jugendspieler sehen, wo es hingehen kann, auch werde man versuchen noch weiteren Platz um die Arena herum für den HSV zu erschließen.
Über die Finanzierung der ganzen Umstrukturierung beim HSV wurde nicht gesprochen, wahrscheinlich auch, weil es noch nichts zu vermelden gibt. Natürlich ist mir klar, dass die gesamten Vorhaben ohne passende Gegenfinanzierung Luftschlösser bleiben, doch wird an der Umsetzung der Pläne gearbeitet. Davon bin ich überzeugt.
Überzeugend war der gestrige Auftritt und mich hat er darin bestärkt, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist. Jetzt kommt es darauf an diesen auch bei Gegenwind nicht zu verlassen, schließlich dauert es eine Nachwuchsgeneration, bis aus diesem Bereich Erfolge zu erwarten sind und wie schwer es ist im Profibereich verlorenes Terrain gegenüber der Konkurrenz aufzuholen ist auch bekannt. Daher braucht der neue HSV nicht nur unsere Unterstützung, sondern auch unsere Geduld. Selbst wenn`s schwer fällt.