Rafael van der Vaart ist neuer HSV-Kapitän.
Diese Nachricht barg zumindest unter den Twitterern einiges
an Unterhaltungspotential. So war vom „Verführungsspieler“ oder der spitzen
Kraft zu lesen, um nur zwei Beispiele der originellen Wortschöpfungen zu
bemühen.
Auch meine spontane Reaktion (live auf www.mein-sportradio.de) fiel ähnlich aus. Mir war und ist es unverständlich, wie man in einer derartigen sportlichen Krise einem Spieler die Verantwortung übertragen kann, der sich sowohl offensichtlich als auch öffentlich in einer schwierigen privaten Situation befindet.
Dabei liegt mir nichts ferner, als andere Menschen für ihr
Privatleben zu kritisieren, selbst wenn sie dieses so öffentlich wie die van
der Vaarts austragen, mir geht es um das Wohl des HSV und daher nehme ich mir
das Recht die Entscheidung unseres Trainers zu hinterfragen und dabei muss auch
die Frage nach dem klaren Kopf des Kandidaten eine Rolle gespielt haben.
Auch jetzt, um und bei zwanzig Stunden nach dem Wechsel,
fühlt sich dieser noch nicht besser an. Allerdings ist die Bereitschaft zurückgekehrt
sich damit sachlich auseinanderzusetzen. Also versuche
ich doch mal die Entscheidungsfindung des Trainers nachzuvollziehen. Drei Niederlagen am
Stück, Vier aus den letzten sechs Spielen und das mit diesem unsäglichen
Torverhältnis sind wohl Grund genug für Veränderungen. Doch wo den Hebel
ansetzen?
Gegen Freiburg saßen ausschließlich defensiv denkende
Spieler auf der Bank und es stellte sich die Frage, warum denn kein Nachwuchsmann
in den Kader aufrückte. Die Antwort folgte einen Tag später beim Spiel der Regionalligamannschaft
in Rheden. Dort lief eine von fünf Amateuren unterstützte Profimannschaft für
den HSV auf und holte sich eine 1:4 Klatsche ab. Fazit die
Bankdrücker sind außer Form und vom Nachwuchs ist nichts zu sehen.
Für Fink bedeutet dies, dass er auf die Spieler kaum Druck
machen kann, da sich niemand für die Startelf aufdrängt. Um trotzdem ein
Zeichen zu setzen, wechselt er den Kapitän. Diese
Maßnahme bot sich an, da Heiko Westermann das Amt zunehmende wiederwillig
ausübte und keine Lust mehr verspürte sich nach den Spielen der Presse zu
stellen und sich für die Mannschaft zu rechtfertigen, die ihm, wie wohl in
München geschehen, nicht einmal mehr zuhören will.
Die Aktion als solche ist also durchaus nachvollziehbar,
fraglich bleibt die Personalie. Meine
spontane Ablehnung ruhte auf dem Auftreten van der Vaarts in der Öffentlichkeit
und auf dem Platz. Zum
ersten Punkt habe ich alles gesagt, zum Zweiten noch nicht. Der
Messiaseffekt nach der Rückholaktion der #23 im Sommer ist längst verpufft und
jetzt wartet der gemeine Fan seit Wochen und Monaten auf die Erfüllung der
Erwartungen die dadurch geweckt wurden. Zu ergründen woran es liegt, dass Rafa
das Spiel des HSV nicht wie gewünscht prägen kann würde jetzt den Rahmen
vollends sprengen, Fakt ist aber er kann es nicht.
Nicht beurteilen kann ich das Auftreten vdVs innerhalb der
Mannschaft. Zumindest zu Saisonbeginn haben gerade die jüngeren Spieler von
seinem Auftreten geschwärmt (was sollen sie auch sonst sagen). Jetzt soll er
laut Fink also NOCH mehr Verantwortung übernehmen. Dies wirft bei mir die Frage
auf, warum er dafür die Binde braucht. Das diese für Heiko Westermann zuletzt
zur Bürde wurde, war durch den Fernseher bis ins Wohnzimmer zu spüren, dürfte
also auch einem van der Vaart, Adler, Aogo Jansen, oder wem auch immer nicht
verborgen geblieben sein. Doch haben die ihren Kollegen dementsprechend
unterstützt?
Die Entscheidung Finks für van der Vaart bleibt auf jeden
Fall unglücklich, aber wer weiß ob die einzige sich aufdrängende Alternative
(Adler) nicht gefragt wurde?
Tatsache ist, dass diese Entscheidung bei weiterhin ausbleibendem
Erfolg auf Fink zurückprallen wird und zu einem Nagel in seinem Sarg werden
könnte. Auch die markigen Grasfresserphrasen können von der ausbleibenden
Entwicklung im Team nicht ablenken und dafür ist in erster Linie der Trainer
verantwortlich.
NUR DER HSV!