Das es für Werder Bremen bis zum Ende der Saison noch um
etwas geht ist nicht neu. Nur die Tabellengefilde in denen sich dies abspielt
haben sich doch geändert. Fünf mal in Folge haben die Werderaner zwischen 2004
und 09 in der Champions League gespielt und auch für die Saison 10/11 gelang
die Qualifikation für die Königsklasse.
In diesem Jahr steht die Elf von der Weser am 32.Spieltag
vor einem richtungsweisenden Spiel im Abstiegskampf. Sollte am Samstag die
Partie gegen Hoffenheim verloren gehen, droht Platz 17 und selbst bei einem
Sieg ist man noch nicht gerettet.
In meinen Augen wird der SVW gerade vom Fluch der guten Tat
getroffen.
Über Jahre, ja fast Jahrzehnte hat Werder mit einer Ein- und
auch Verkaufspolitik geglänzt, die ihres Gleichen suchte. Scheinbar problemlos
wurden die Abgänge ersetzt und der Erfolg blieb. Um das Duo Allofs-Schaaf wurde
Bremen nicht nur von mir, sondern auch von der halben Liga beneidet. Zudem
wurde der Verein von besonnenen Kaufleuten geführt, die für Nachhaltigkeit
Sorge getragen haben. Für einen HSV-Fan wie mich waren das paradiesische
Zustände.
Als nun aber durch die fünfmalige CL-Teilnahme Gewinne
erwirtschaftet wurden, weckten diese natürlich Begehrlichkeiten und ein
Spielerberater nach dem Anderen klopfte an die Tür der sportlichen Leitung. Der
Anstieg des Gehaltsgefüges war nicht zu vermeiden. Der zehnte Platz der Saison
08/09 konnte im Folgejahr korrigiert werden (Platz 3), als aber das Jahr 10/11 mit
Platz 13 abgeschlossen wurde, gingen bei den hanseatischen Kaufleuchten die
Warnleuchten an und es musste gespart werden.
Zeitgleich wurde das Erfolgsduo Allofs-Schaaf auch vom
Transferglück verlassen und die abgehenden Spitzenspieler konnten nicht
gleichwertig ersetzt werden. Geblieben sind durchschnittliche Spieler, die auf
CL-Niveau verdienten und so den Spielraum für Transfers verengten. Die Folge
davon können wir heute in der Tabelle ablesen.
Die exorbitanten Einnahmen in der Champions League sind also
Segen und Fluch zugleich. Kann man eine einmalige Teilnahme noch als Betriebsunfall
deklarieren und die Spieler samt Berater mit Prämien zufriedenstellen, wird sich
spätestens nach der dritten Teilnahme das Gehaltsgefüge den Einnahmen anpassen
und der Verein ist zum Erfolg verdammt.
Diese Gefahr sehe ich auch bei Borussia Dortmund, die
momentan förmlich mit Geld zugesch(m)issen werden. Ich höre schon die Aktionäre
nach Dividende schreien und die Klinke von Aki Watzkes Bürotür wird sich in
diesen Tagen auch stark abnutzen.
Vor der Arbeit der sportlichen Leitung des BVB habe ich, wie
einst beim SVW, absolute Hochachtung! Diesen hochverschuldeten Verein an die
Spitze der Liga und jetzt sogar des Kontinents zu führen ist eine wahre
Meisterleistung.
Jetzt aber steht der Verein am Scheideweg. Will man die
drohenden Abgänge auch nur nahezu gleichwertig ersetzen muss man die Schatulle
für Ablöse und Gehalt weit aufmachen und ein hohes Risiko gehen. Wozu das
führen kann weiß man aus der eigenen Vergangenheit nur zu gut. Geht man den Weg
der Vernunft und füllt die Lücken im Kader mit jungen, entwicklungsfähigen
Spielern auf, droht früher oder später das Schicksal der Bremer.
Böse Zungen behaupten ja, dass der FC Bayern nur so viel
Geld für Götze und Lewandowski (?) bezahlt, um die Dortmunder vor diese
Problematik zu stellen, denn genau das meinen die Münchner, wenn sie sagen,
dass Dortmund noch längst nicht auf Augenhöhe mit ihnen ist.
Als Sportfan wünsche ich mir, dass der SV Werder die Klasse halten kann
und dem BVB der Drahtseilakt zwischen sportlichem Erfolg und finanzieller
Vernunft gelingen wird. Die Liga braucht einen ernstzunehmenden Kontrahenten
für die Bayern genauso wie der HSV sein Nordderby.