Ich bin heute Morgen via Twitter auf folgenden Artikel gestossen, in dem Heinz Kamke
das Verhalten der Twitterer, die ohne Ausnahme aufrichtige
Betroffenheit angesichts des erneuten Kreuzbandrisses von Leon Andreasen
als sein Fußballereignis 2012 bezeichnet.
Spontan dachte ich:
Recht hat er. Tolle Sache, dass sich niemand zu herablassenden
Bemerkungen in die Richtung von Andreasen oder Hannover 96 hat hinreißen
lassen, begleitet wurde das von der Erkenntnis, dass es traurig ist,
wenn man so eine Selbstverständlichkeit feiern muss.
Nicht, das ich etwas gegen das Anmerken dieses Verhaltens hätte, ich finde nur schade, dass es anscheinend etwas besonderes ist.
Als
ich nun so über das Schicksal von Leon Andreasen nachdachte kam mir
sofort der Fall Karsten Bäron in den Sinn, der sich immer wieder
zurückkämpfte und gegen Duisburg ein wahnsinnig emotionales Comeback
feierte, um dann doch die Karriere beenden zu müssen.
Dies
brachte mich zur Frage nach dem Verbleib von Romeo Castelen, dessen
Vertrag beim HSV im letzten Sommer auslief und leider stellte ich fest,
dass er zur Zeit vereinslos ist.
Mögen er und die Stars der Reha, die nie aufgeben die Kurve kriegen, oder eine Erfüllung in anderen Bereichen des Lebens finden.
Wie
es dann so ist, wenn die Gedanken am Rennen sind, kam ich zu der Frage,
was denn mein Fußballerlebnis 2012 war und surprise-surprise gerade für
mich, Fan des nie abgestiegenen HSV war es der Besuch eines
Zweitligaspiels.
Es war im Januar, als mich mein Freund
xxlhonk anrief und fragte, ob ich Bock hätte mit ein paar coolen Typen
nach London zu fahren, um ein bisschen Footbal zu gucken.
Bock?
Was
ne Frage, immerhin reden wir über die NFL im Allgemeinen und das Spiel
Patriots @ Rams im Besonderen, wir reden über Wembley und ein
affengeiles Wochenende.
Also flugs das Grinsen aus meinem Gesicht
gewischt, die beste Ehefrau der Welt (Titel nicht verhandelbar) mit
einem Dackelblick auf dem falschen Fuß erwischt und der Genugtuung über
ihr Nicken ein wenig Bedauern ob der tagelangen Trennung von ihr
beigemischt.
Bei den coolen Typen, die Honk erwähnte
handelte es sich um die mir als Spoxuser bekannten DooMiniK, hingabel
und midget, wobei ich auf hirngabel gespannt war, da ich ihn noch nicht
persönlich kannte, mir bei DooMiniK böses schwante, da ich ihn schon
kennengelernt hatte und midget absagen musste, was mir in Wembley zu
einem Sitznachbarn verhalf, der zwar genauso "groß", aber wesentlich
interessanter, da er nicht so effzehgesteuert und vor allem weiblicher
war. Doch das ist eine andere Geschichte.
Hier geht es um Zweitligafußball.
Da
wir vier "etwas" fußballbekloppt sind, beschlossen wir back to the
roots zu gehen und uns ein Spiel abseits des Londoner Mainstreams
anzusehen und unsere Wahl fiel auf Millwall.
Nun
hat der liebe Gott bekanntlich das Begrüßungsbier vor das Fußballspiel
gesetzt und da Honk und ich schon einen Tag länger unser Londoner
Luxusdomizil auf 10 qm genossen, saßen wir noch im Pub, als sich die
Mannschaften von Millwall und Huddlesfield schon warmmachten.
Zu
meiner Erheiterung brachte diese Tatsache meine Begleiter nicht von
ihrem Vorhaben ab und so machte ich mich gut gelaunt, aber mit einem
inneren Kopfschütteln pünktlich zu Spielbeginn auf in Richtung "The new
Den". Mit Under- und Overground erreichten wir zum Ende der ersten
Halbzeit den Bahnhof Millwall, bei dessen Verlassen wir einen 2,5 m hoch
eingezäunten Pferch für die Gästefans entdeckten, der mich spontan an
den Zugang zu einem Schlachthof erinnerte.
Die Halbzeit
verbrachten wir mit dem Anmarsch zum Stadion, welches pünktlich zum
Anpfiff der zweiten Halbzeit in unser Blickfeld geriet.
Natürlich
waren alle Kassen zu und das wir keine Tickets bestellt hatten muss ich
nicht extra erwähnen. Doch gelangweilte Ordnerdie, sichtlich amüsiert
über die crazy Germans, die planlos um das Stadion schlichen, eine
Kassiererin zurück zum Dienst baten, verhalfen uns dann doch noch zu
Tickets.
Erwähnt sei, dass die Engländer noch nie etwas
von der Aktion: Keinen Zwanni für nen Steher gehört haben und so
zahlten wir gut 30 Euronen für handgestoppte 28 Minuten Zweitligafußball
hinter dem Gäsetor.
Verrückt?
Verrückt
ist, das dieses Geld mir heute gut angelegt scheint, denn in dieser
halben Stunde erlebten wir die erhoffte Atmosphäre, erfreuten uns an den
sachlichen Kommentaren der englischen Fans, die ich hier aus
Jugendschutzgründen nicht wiedergeben will und bekamen obendrein noch
mehr Tore zu sehen, als bei meinen letzten fünf HSV-Heimspielen, nämlich
drei und die direkt vor unserer Nase.
Millwall siegte 4:0 und so hatten wir noch einige angenehme Gespräche mit Millwallfans beim Bier nach dem Spiel.
Mein
innerliches Kopfschütteln hatte sich mit dem Erreichen des Stadions
gelegt und ich bin meinen Begleitern absolut dankbar, dass sie das Ding
so konsequent durchgezogen haben, denn allein wäre ich da nicht mehr
hingefahren.
Jungs Ihr seid genial!
PS:
eigentlich wollte ich das Ding wie gewohnt auf Spox posten, da das aber
nicht möglich war und ich schon lange "was eigenes" wollte habe ich das
schnell auf dieser halbfertigen Seite gemacht.
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