Donnerstag, 4. Oktober 2018

Götterdämmerung?

Ich kann kaum in Worte fassen, wie dankbar ich Christian Titz dafür bin, dass er wesentlich dazu beigetragen hat den HSV in Würde absteigen zu lassen!
Bis heute mag ich mir nicht vorstellen, was im und um den Volkspark herum passiert wäre, wenn Hollerbach oder ein anderer Verwalter des Missstands die letzte Saison zu Ende trainiert hätte. So habe ich die -vorerst- letzten Erstligaspiele sogar genießen können.
Was haben wir gestaunt, wie die Mannschaft gegen Hertha in der ersten Halbzeit aufgetreten ist, wie laut haben wir „Immer wieder HSV“ und „Mein Hamburg lieb ich sehr“ gesungen, als der Abstieg dann besiegelt war. Undenkbar, dass wir dies hätten erleben dürfen, wenn die Konstellation auf der Bank eine andere gewesen wäre.

Es folgte eine Sommerpause, in der mit Augenmaß am Kader gearbeitet wurde. Soweit es möglich war wurden Spitzenverdiener abgegeben, oder blieben zu niedrigeren Bezügen, um als Stützen für die jüngste deutsche Profimannschaft zu dienen. Aufgefüllt wurde der Kader mit jungen Spielern, die bis auf Narey ablösefrei kamen, oder ausgeliehen wurden.
Und ganz wichtig: Herr Kühne konnte seine Schatulle geschlossen lassen.
Manch einer rieb sich die Augen und fragte sich: „Ist das noch mein HSV?“

Selbst nach dem gewohnt mäßigen Auftritt im Pokal und der Heimklatsche zum Auftakt blieb es ruhig und fast folgerichtig wurden vier Siege in Folge eingefahren und die Tabellenspitze erklommen.
Was dann passierte war hingegen wieder typisch HSV.
Den tabellarischen Rückenwind nutzend wurde der befristete Vertrag Bernd Hoffmanns um drei Jahre bis 2021 verlängert und somit war das was jeder außer „Lügen-Bernd“ (Kurveninfo v.30.9.18) ahnte vollzogen und Hoffmann hat den Triathlon aus Vorstand des eV, Aufsichtsratsvorsitz und schließlich Vorstandsvorsitz der AG mit Bravour hinter sich gebracht.
Wie sehr tatsächlich nach Alternativen gesucht wurde entzieht sich meiner Kenntnis.

Typisch HSV war auch der Verlust der Leichtigkeit. Schon gegen Heidenheim und Dresden hätten die Spiele andersrum ausgehen können, gegen Regensburg war es dann so weit.
Der „langersehnte“ Patzer im Torwartspiel stellte sich ein und die Mannschaft war nicht in der Lage das Spiel gegen starke Jahner bei denen (typisch, typisch) Sargis Adamyan das Spiel seines Lebens machte zu drehen. Titz zog seine Lehren aus der Niederlage, verstärkte die defensive Ordnung, was das Angriffsspiel fast zum Erliegen brachte. Zwei 0:0 gegen Fürth und die Stadtteiler waren die Folge.

Die typisch hamburgische Trainerdiskussion spaltet die HSV-Anhänger.
Dabei lautet die Frage aber nicht, ob Titz gehen oder bleiben soll, dafür genießt Christian Titz viel zu viel Anerkennung (siehe oben), die Tabellensituation ist mit Platz 4 und 14 Punkten aus 8 Spielen alles andere als dramatisch und die Rückschläge die den jungen Kader heimsuchen waren zu erwarten.
Die Frage lautet also wer ist schuld an dieser unsäglichen Diskussion? Sind es die Medien, wegen abgelehnter Exklusivinterviewanfragen, oder traut der Vorstand der AG Titz die Aufgabe Wiederaufstieg nicht zu?
Ich tendiere (natürlich ohne es beweisen zu können) zur zweiten Variante.
Es wird schon länger gemunkelt, dass Bernd Hoffmann von Titz als Cheftrainer nicht überzeugt ist und auch Bernhard Peters, des Trainer größter Fürsprecher, steht nach seiner misslungenen Bewerbung zum Sportdirektor nicht übermäßig hoch im Kurs.

Ich würde gerne den Weg mit Titz und Peters weiter gehen. Ich will einfach nicht glauben, dass unser Spielsystem nicht in die zweite Liga passt. Mit etwas mehr Variabilität im Mittelfeld, Positionswechsel, kreuzende Laufwege usw muss es doch möglich sein hinter des Gegners Linien zu kommen und wenn all die Spieler, die ihren Trainer brav loben einen Tick mehr aus ihren Freiheiten auf dem Platz machen würden, sollte es auch wieder mit dem Siegen klappen.
Auch möchte ich nicht, dass vom verordneten Spielsystem des HSV beim ersten Gegenwind wieder abgewichen wird und der Nullachtfuffzehnkram gespielt wird, der uns letztlich zum Abstieg geführt hat.
Die ohnehin knappen finanziellen Möglichkeiten des Vereins würde ich auch lieber in die Mannschaft, als in Trainer investiert wissen. Wenn man schon den Schritt zurück machen will kann man dies auch gleich mit dem Duo Gisdol/Hollerbach tun, die noch unter Vertrag stehen…

Wie wichtig wäre morgen ein Sieg in Darmstadt, um wenigstens für die Länderspielpause Dampf vom Kessel zu nehmen. Traurig, dass wir schon wieder so weit sind.
Nur der HSV!