Der Sonntag macht seinem Namen alle Ehre und so sitze ich leichtbekleidet auf der Terrasse, neben mir eine Kühltasche mit einer Flasche Weißwein und auf dem Schoß den Laptop, um mir mal wieder ein paar Gedanken zum HSV von der Seele zu schreiben.
Sollte sich die geneigte Leserin jetzt fragen, ob der der Kerl denn nichts Besseres zu tun hätte, sei ihr versichert, dass dies nicht der Fall ist, da seine Familie arbeitet, um ihm diesen oben beschriebenen Luxus zu ermöglichen.
Auch beim HSV ist Sommer und so verwundert es nicht wirklich, dass ein Interview mit Klaus Michael Kühne erscheint, in dem er sein Engagement beim HSV als „Total in die Hose gegangen“ bezeichnet. Nur gut, dass sonst nichts in der Welt passiert und diese Aussage eine Meldung wert ist. Auch die Bild musste in die Tiefen des Archivs hinabsteigen, um aus Rucksackaffaire und Gehältern beim ehemaligen Dino eine Geschichte zu basteln.
Dem HSV-Fan suggerieren solche Meldungen nur, dass momentan anscheinend viel richtig gemacht wird, denn sonst würden uns diese „ollen Kamellen“ nicht wieder aufgetischt werden.
Tatsächlich macht der Verein meines Herzens momentan den Eindruck, als würden nicht nur alle Verantwortlichen rudern, sondern sogar alle den Kahn in die gleiche Richtung bewegen zu wollen. Darüber, dass manchmal jemand etwas stärker pullt und das Dinoboot(HiHi) dadurch etwas schlingert kann man getrost hinwegsehen.
Die Fans, nein sogar der Großteil der Stadt scheint mit einer positiven Grundstimmung in die erste Zweitligasaison des HSV zu gehen und nicht wie sonst üblich auf den nächsten Verriss der Lachnummer aus dem Norden zu warten.
Natürlich muss das Ziel zur kommenden Saison direkter Wiederaufstieg heißen, daran führt kein Weg vorbei, wie will man auch weniger verkaufen? Trotzdem muss man die Spielzeit mit Ernsthaftigkeit und Demut angehen, man darf nichts als selbstverständlich, oder gottgegeben hinnehmen, wie es in den letzten Jahren so oft der Fall war. Man muss auch (gerade wenn es einmal nicht rund laufen sollte) dazu bereit sein einen Strich unter die Vergangenheit zu ziehen und lediglich dafür Sorge zu tragen, dass sich die Fehler des letzten Jahrzehnts nicht wiederholen und das ist Aufgabe genug.
Ich habe Bernd Hoffmann im Winter nicht gewählt. Mittlerweile bin ich aber davon überzeugt, dass es richtig war ihn über den Umweg Vereinsvorsitz und Aufsichtsrat zum Vorstandsvorsitzenden zu machen. Die Entlassung von Bruchhagen, Todt und auch Hollerbach war notwendig und die seit dem getroffenen Entscheidungen größtenteils richtig. Offen bleibt nur die Frage, ob und wenn ja wie Hoffmann den dauerhaften Vorsitz der AG herbeiführen will, ohne für neue Streitigkeiten im Verein zu sorgen, denn seien wir ehrlich, seine Amtszeit begann mit einer Lüge und diese sollte mit größtmöglicher Offenheit aufgearbeitet werden. Siehe Fehler aus der Vergangenheit.
Bei Ralf Becker Habe ich erstmals seit langer Zeit das Gefühl, er sei der richtige Mann auf dem Posten des „Vorstand Sport“, wie man heute den Manager nennt. Zuletzt hatte ich dieses Gefühl bei Frank Arnesen, der am HSV-Umfeld gescheitert ist. (Siehe Fehler aus der Vergangenheit)
Trotz Beckers überschaubarer Vita (oder gerade deswegen?) traue ich ihm zu die richtige Entscheidungen zu treffen und diese auch konsequent umzusetzen.
Die Worte „Gefühl“ und „traue ihm zu“ habe ich bewusst gewählt, da er zu kurz im Amt ist, um daraus eine Gewissheit zu machen.
Ganz ähnlich sieht es bei Christian Titz aus, der mich seit seiner Amtsübernahme begeistert.
Doch jetzt steht Titz vor einer ganz neuen Herausforderung. In der kommenden Saison ist der HSV der Gejagte und zwar ganz egal, wo er sich tabellarisch befindet. Tiefstehende Gegner werden auf Fehler lauern, versuchen die Taktgeber zu neutralisieren und die hochstehende Abwehrreihe zu überspielen. Das weiß ich, das weiß jeder und erst recht weiß das Christian Titz. Die Frage wird sein, ob er es schafft die Spielgestaltung auf mehrere Schultern zu verteilen, Überraschungsmomente einzubauen ohne defensive Stabilität zu verlieren.
Schafft er es an talentierten, jungen Spielern festzuhalten wenn es über drei oder vier Spiele nicht läuft? (Siehe Fehler aus der Vergangenheit)
Dem Kader traue ich zu, um den Aufstieg mitzuspielen. Sakai, Moritz, Holtby und Hunt, vielleicht auch Lasogga sollten unterstützt von Pollersbeck, Jung und Santos über genug Erfahrung verfügen, um die Itos, Arps, Steinmanns und Wintzheimers zu führen. Auch wenn der Knorpelschaden von Gideon Jung (Komm schnell zurück! zeigt, dass das Gebilde nicht so fest steht, wie man es gerne hätte.
Die Vertragsverlängerungen von Sakai, Holtby und Hunt, sowie von Arp sind dabei wesentlich mehr als nur ein gutes Zeichen. Die drei Erstgenannten müssen den Rest führen und sich vor die jüngeren Kollegen stellen, wenn es mal haken sollte. Arp muss man auch ein Bisschen vor sich selbst schützen, auf keinen Fall darf man erwarten, dass „Uns Fiete“ den HSV im Alleingang zurück in die Bundesliga bombt. Als Zeichen für die Öffentlichkeit ist sein Vertrag bis 2020 jedoch Gold wert, auch wenn er für Fiete zur Last werden kann. Kommt der Kader über die Saison ohne der Selbstüberschätzung (siehe Fehler aus der Vergangenheit) zu verfallen, ist er in der Lage das Saisonziel zu erreichen.
Und sonst? Ja, ich habe Bock auf die kommende Saison, ich bin neugierig auf die zweite Liga und vielen geht es wie mir. Natürlich erwarte ich eine bessere Punktausbeute als zuletzt, doch bin ich mir auch bewusst, dass der angepeilte Aufstieg schwer zu erreichen sein wird und ich bin mir sicher, dass es falsch wäre (siehe Fehler aus der Vergangenheit) jetzt schon davon zu reden.
Auf die Saisoneröffnung gegen Kiel im ausverkauften Volksparkstadion mit Tanja, Kai und Tom an meiner Seite freue ich mich zu einhundert Prozent und das ist auch gut so und bestimmt kein Fehler aus der Vergangenheit.
Nur der HSV!