Im Gegenteil. Als so um die 70. Minute durchgedrungen ist, dass Wolfsburg die Kölner schlagen würde raffte sich das gesamte Stadion auf und bescherte mir das vielleicht eindrucksvollste Stadionerlebnis, das ich je genießen durfte.
Der Capo sagte, dass jeder mit dem Abstieg umgehen müsse, wie er es für richtig hielte und stimmte als letzten Gesang „Mein Hamburg lieb ich sehr“ an, jenen Abschlach Song, der die Verbundenheit zu Stadt und Verein so einzigartig auszudrücken vermag.
Es wurde laut gesungen und das gesamte Stadion sang mit. Ich hätte heulen können vor Freude und Stolz ein Teil dieser Fangemeinde zu sein, die den sportlichen Tiefpunkt der Vereinsgeschichte zu so einem großartigen Erlebnis machte und mich den Gang in die zweite Liga erhobenen Hauptes antreten lässt.
Jeder wie er es für richtig hält beinhaltet leider auch, dass einige Sylvester vorverlegten.
Mit Pyrotechnik war ja zu rechnen, die Rauchtöpfe sind mir schon zu viel und die Böllerei geht halt gar nicht. Die Ultras hatten gestern die Chance auf Grund der Leistung der Mannschaft und der Stimmung im Stadion einfach wieder unter ihrer schwarzen Plane vor zu kommen und auf den Einsatz von Pyrotechnik zu verzichten, um damit ein Zeichen zu setzen. Doch wie so viele Chancen im Verein wurde auch diese vertan. Vor dem Spiel spendete ich (wie so oft) noch etwas Geld für Choreos, am Ende des Spiels ging das dann in Rauch auf…
Die Reaktion der restlichen 56.800 Zuschauer war eindeutig und sollte im Mittelpunkt der Berichterstattungen stehen, auch wenn die Bilder vielleicht nicht ganz so spektakulär sind!
„Ich hab nen harten Tag gehabt“ diese ersten Worte von „Mein Hamburg lieb ich sehr“ sagen schon viel über meinen Gemütszustand aus.
Ich vermag noch nicht so recht einzuschätzen, was uns in der zweiten Liga erwartet und ob wir dem gewachsen sein werden. Für viele unserer kommenden Gegner werden die Spiele gegen uns die Highlights der Saison sein und entsprechend engagiert werden sie diese angehen.
Andersrum bin ich total gespannt darauf, wie sich der HSV entwickeln wird und bin happy, dass Christian Titz der Trainer bleibt, hoffe aber auch, dass Strukturen geschaffen werden, die eine Grundphilosophie auch unabhängig vom Trainer ermöglichen.
Mich haben gestern sehr viele persönliche, aufmunternde Nachrichten erreicht, über die ich mich sehr gefreut habe. Dabei hält sich meine Niedergeschlagenheit merkwürdiger Weise in erträglichen Grenzen.
Aber natürlich habe ich auch viele Posts gelesen, die ihre Freude über unseren Abstieg ausdrückten, all jenen möchte ich zurufen: „ Habt Spaß mit den Wolfsburgs und Hoffenheims dieses Landes, mit leeren Gästebereichen und überschaubaren Fanszenen!“
Als gestern die Gladbachfans ungeachtet dessen, was ihre Fohlen da auf dem Platz gezeigt haben ihre Schmähgesänge auspackten, wurden sie von uns HSV-Fans niedergesungen und verstummten völlig.
In diesem Sinne:
Mein Hamburg lieb ich sehr, sind die Zeiten auch oft schwer,
weiß ich doch hier gehör ich her.
Hier wo ich geboren bin, wo ich spielte schon als Kind,
in den Straßen, die mein Zuhause sind!