Sonntag, 22. Dezember 2013

Abgewirtschaftet

Dem wirtschaftlichen Offenbarungseid der Bilanz der Saison 2012/13 folgte jetzt auch der sportliche mit der erneuten Heimpleite im letzten Spiel des Jahres gegen Mainz. Weder der eine noch der andere Fakt konnte wirklich überraschen, aber der Blick auf Tatsachen tut weh. Vor allem, weil die Vereinsführung mit der Situation hoffnungslos überfordert zu sein scheint. Es fehlt an jeglicher Vision, wie man die Probleme des HSV in den Griff bekommen könnte und stattdessen wird die Presse mit markigen Sprüchen bedient.

Es wird die Mannschaft in die Pflicht genommen, werden Siege gefordert, von Einstellung, Verpflichtung und Moral fabuliert, aber die Augen vor der Realität fest verschlossen. Konsequenzen aus Niederlagen und Pflichtverfehlungen kann es doch nicht mehr geben, die Trumpfkarte Trainerwechsel wurde längst gezogen und scheint mal wieder zu verpuffen. Bert van Marwijk wirkt ob der gezeigten Leistungen ratlos, über das Verhalten vor dem 2:3 schien er sogar entsetzt.

Die größte Kehrtwende vollzog aber wieder einmal Oliver Kreuzer. Hatte er noch vor Wochenfrist verkündet, dass man zu gut für den Abstiegskampf sei, stellte er nach dem gestrigen Spiel die Qualitätsfrage und drohte wieder Konsequenzen im Kader an, obwohl er weiß, dass dieser keine Alternativen bietet.
„Das hat dann auch mit Qualität zu tun. Dann reicht es für einige Spieler vielleicht nicht. In der Vorbereitung müssen wir sehen, dass wir sehr konzentriert arbeiten. Jetzt sind wir unten drin. Wir haben uns selbst in die Situation gebracht. Da müssen wir sehen, dass wir uns schnellstens aus der Region verabschieden. “
Da haut sich einer die eine überflüssige Aussage mit der nächsten selbst um die Ohren.

Seit Jahr und Tag versuchen ungezählte Trainer einer HSV-Mannschaft einen Hauch von Kontinuität abseits von Niederlagenserien einzuimpfen und scheitern daran. Das war schon in der Ära Hofmann so, als man kurz vor Titelgewinnen scheiterte und das ist unter dem momentanen Sparkurs nicht anders. Dabei gehört ein Jonathan Tah noch zu den Besseren einer Mannschaft, die anscheinend immer noch unter chronischer Selbstüberschätzung leidet. Vielleicht auch, weil sie das von der Vereinsspitze vorgelebt bekommt.

Für Verstärkungen im Winter ist jedenfalls kein Geld vorhanden, dafür wurde gesorgt. 20 Millionen Euro beträgt der erwirtschaftete Jahresverlust, der durch den Einmaleffekt der Vertragsverlängerung mit Sportfive im einstelligen Millionenbereich gehalten wurde. Man muss also 20 Millionen mal besser als in der letzten Saison wirtschaften, um die schwarze Null von der immer geredet wird zu erreichen. Laut dem Vorstandsvorsitzenden fehlt nur der sportliche Erfolg, um wirtschaftlich erfolgreich arbeiten zu können. Allerdings werden die Pokaleinnahmen zum Begleichen der Abfindungen für Sportchefs, Scouts, Spieler und Trainer verwendet werden müssen.

Für die Mitgliederversammlung stellt sich also die Frage, ob man dem HSV „nur“ sein Herzblut, oder auch ein Stück Einflussnahme schenken will. In meinen Augen ist der Weg mit HSVPlus alternativlos, weil kein anderes Konzept eine Vision der Vereinsentwicklung beinhaltet und das würde in meinen Augen nur ein Weiter so bedeuten und das darf es nicht geben. Wie soll auch ein von Aufsichtsräten unterstütztes Konzept den Vorstand kritisieren, den es selbst installiert oder deren Verträge er verlängert hat? Mit dem er zusammengearbeitet und deren Entscheidungen er abgesegnet hat?

Mir ist selbstverständlich bewusst, dass der HSV auch mit einer ausgegliederten Profiabteilung Spiele verlieren würde und dass niemand Erfolge garantieren kann, aber ich sehne mich nach einer kompetenten, nachhaltigen Führung des HSV und die Aussicht darauf bekomme ich derzeit nur von HSVPlus geboten.