Gestern nach dem Abpfiff von Gisdols Heimpremiere stand ich auf der Nord und blickte in die ausdruckslosen Gesichter der HSV-Spieler.
Ja, ich konnte sie sehen, da ich einer der wenigen war die sich nicht weggedreht haben, als die Spieler ihren traurigen Gang in die Kurve antraten. Auch meinen Mittelfinger ließ ich mit dem Rest der Hand zur Faust geballt in der Hosentasche. Den Blick leer auf die Szene gerichtet, die sich 30 Meter von mir entfernt abspielte.
Wie geprügelte Hunde schlich sich die Mannschaft in die Kurve und einen trostlosen Augenblick später in Richtung Kabine. Rat- und hilflos ob der gezeigten Leistung, des erneute Versagens.
Ebenso rat- und hilflos wirkte die Mannschaft während der vorangegangenen 90 Minuten auf dem Spielfeld. Einmal mehr gelang kein gefährlicher Schuss auf des Gegners Tor und der einzige Treffer war bezeichnender Weise ein Eigentor. Auch wenn ich den Spielern das Engagement nicht absprechen will, war ihr Tun doch unkoordiniert und verpuffte deshalb. Dabei brauchten die Frankfurter bei weitem nicht an ihre Leistungsgrenze zu gehen.
Mittlerweile sollte eigentlich auch dem Letzten (nennen wir ihn Beiersdorfer) klar geworden sein, dass es nicht reicht ein paar Spieler oder einen Trainer auszutauschen um den leckgeschlagenen Tanker mit der Raute wieder flott zu bekommen. Bis heute hat man es nicht geschafft aus Stadt, Verein und Umfeld eine Einheit zu formen und das spiegelt sich halt auf dem Platz wieder.
In Hamburg ist jedem klar, dass Beiersdorfer gescheitert ist, aber kaum jemand spricht es aus, weil auch keiner weiß wie es nach Didi weitergehen soll. Man würde es sich auch zu einfach machen, wenn man den als Vorstandsvorsitzenden hoffnungslos überforderten Beiersdorfer als Alleinschuldigen für die Misere des HSV hinstellen würde, auch wenn dieser das (blasse) Gesicht der HSV-AG ist.
In den letzten zweieinhalb Jahren ist das Konstrukt HSV durch die Abhängigkeit vom Geld Kühnes so unübersichtlich geworden, dass es von außen unmöglich scheint ein Sanierungskonzept zu erstellen. Schlimm ist, dass im Verein (der AG) anscheinend auch niemand ist, der dieses Mammutprojekt entschlossen angehen will, oder kann.
So wird es wohl oder übel darauf hinaus laufen, dass sich nichts Entscheidendes ändert, dass die Mannschaft sich irgendwie zur Relegation oder zu Platz 14 würgt, dass der Absatz von #pinkschockt Trikots und „unabsteigbar“ T-Shirts floriert und dass „die da oben“ ob mit oder ohne Didi weiter vor sich hin dilettieren bis der HSV so an die Wand gefahren, dass man die Überreste dort abkratzen muss.
Gestern Abend wünschte ich mir, dass dieser Prozess möglichst schnell gehen möge.
Ein Wort noch zu den Ausgliederungsgegnern, die meinen, dass es mit der alten Vereinsstruktur auch nicht schlechter hätte laufen können.
Ja, ihr habt recht, aber durch die Ausgliederung 2014 hat man sich zumindest die Chance gewählt etwas zu verbessern. Dass man bei der Umsetzung derart versagen würde war zumindest für mich nicht zu erahnen.