Auf meinen letzten Post Kaderplanung habe ich sehr
unterschiedliches Feedback bekommen. Von Zustimmung über Unverständnis bis zum
Vorwurf, dass ich durch meine Schreiberei die Arbeit des Vorstands torpedieren
würde war alles dabei.
Also letzteres kann ich leicht entkräften, da die Reichweite
meines Blogs so gering ist, dass er vom Vorstand des HSV kaum wahrgenommen wird
und dessen Handeln schon gar nicht beeinflusst.
Trotzdem möchte ich gerne einmal erläutern, wie ich zu
meiner grundskeptischen Haltung gegenüber dem Handeln meines Vereins gekommen
bin.
Ja, der HSV ist wie schon seit über 40 Jahren mein Verein
und ich wünsche ihm nur das Allerbeste. Ich möchte, dass die besten Spieler der
Welt im Volkspark von den besten Trainern unter den besten Bedingungen
angeleitet werden und dabei bestmöglich verdienen.
Natürlich bin ich mir voll und ganz im Klaren darüber, dass
dieser Wunsch momentan fern ab jeglicher Realität anzusiedeln ist und es viel
mehr darum geht den Verein in ruhiges Gewässer zu führen, um wieder die volle
Kontrolle über das schlingernde Schiff zurück zu erlangen.
Dies war im Sommer 2013 auch der Grund warum es Otto
Rieckhoff so leicht hatte mich in sein Boot zu holen, als er auf der
Mitgliederversammlung Veränderungen anmahnte, schließlich hatte ich schon im Vorwege
dieser MV auf neue Wege gehofft (Reden ist Silber, Handeln ist Gold), ohne
jedoch eine Ausgliederung für möglich zu halten.
Als diese sich dann doch anbahnte war ich Feuer und Flamme
für die Ideen und das Konzept, welches von HSVPlus präsentiert wurde. Heute,
vier Jahre nach Rieckhoffs Rede und drei Jahre nach der Ausgliederung kann ich
gegenüber den Gegnern von damals nur einräumen, dass sie mit ihren Bedenken
richtig lagen und dass man bei der Umsetzung der Ausgliederung auf die falschen
Personen gesetzt hat.
Allerdings bin ich nach wie vor der Meinung, dass es dem
Verein ohne die Veränderungen von damals eher schlechter als besser gehen würde,
aber das ist selbstverständlich nur meine Einschätzung, die nicht zu beweisen
ist.
Dietmar Beiersdorfer hat es nie geschafft Klaus Michael
Kühne auf Augenhöhe zu begegnen, immer trat er dem Gönner als Bittsteller
gegenüber. Dieser untermauerte seine Stellung als Helfer in der Not durch die
Art und Weise seiner Unterstützung. Schon bei der ersten Transferoffensive der
jungen AG wurden von KMK Gelder in Aussicht gestellt, die aber erst so spät
eintrafen, dass der Großteil der Transfers schon getätigt war. Denken wir nur
an die Leihe von Lewis Holtby, die sich nach drei (?) Pflichtspieleinsätzen
schon zum Kauf optionierte.
Die Gehälter der Neuzugänge hatte der HSV zu erwirtschaften,
die Ablösen wurden über Darlehen finanziert, die später zu Anteilen umgewandelt
wurden. Beiersdorfer spekulierte auf sofortigen sportlichen Erfolg, um durch
die damit verbundenen Mehreinnahmen den eingegangenen Verpflichtungen
nachkommen zu können. Durch zweifelhafte Entscheidungen wie zum Beispiel mit
Mirko Slomka in die Saison zu gehen gefährdete er den Erfolg zu gleich, das
Ergebnis (die erneute Relegation) kennen wir alle.
Im Nachhinein ist man natürlich schlauer und dass
Beiersdorfer nach Wissen und Gewissen handelte steht für mich außer Frage und
doch hielt er am eingeschlagenen Weg fest, obwohl er doch gelernt haben müsste
welch Geistes Kind Herr Kühne ist.
Exemplarisch dafür möchte ich an den Erwerb der Namensrechte
für das Stadion durch Kühne erinnern, mit der uns die gleichzeitigen
Umwandelungen von Darlehen in Anteile schmackhaft gemacht wurden. Warum nur hat
Herr Kühne damals so hart um die Höhe der Anteile gefeilscht und nicht einfach
das Geld für die Namensrechte obendrauf gegeben? Über die Namensrechte für das Stadion hätte
man weitere Partner in Boot holen und die Abhängigkeit von KMK reduzieren
können, doch das war nicht im Interesse des Gönners.
Durch den ausbleibenden Erfolg waren die hohen Gehälter der
von Kühne finanzierten Transfers nicht zu erwirtschaften, hinzu kamen jede
Menge Abfindungen für Spieler, Trainer und Manager, die man vom Hof jagte und zu
schlechter Letzt auch noch für Beiersdorfer selbst.
In nur zweieinhalb Jahren hat Beiersdorfer den HSV in die
totale Abhängigkeit Kühnes geführt.
Natürlich hat er, wie er immer wieder betonte, Prozesse
angeschoben und den Verein befriedet, wirtschaftlich gesehen war seine Amtszeit
ein Desaster!
Als Heribert Bruchhagen im vergangenen Winter übernahm, war
die sportliche Situation des HSV derart kritisch, dass er sich genötigt sah
wieder in den Kader investieren zu müssen und diesen mit Papadopoulos, Mavraj
und Walace zu verstärken. Mit Geld, das nicht zur Verfügung stand.
Eine unter Berücksichtigung des drohenden Abstiegs
nachvollziehbare Entscheidung, doch für die jetzige Transferperiode besteht
diese akute Gefahr nicht. Schließlich hat man mit dem bestehenden Kader in der
Rückrunde 25 Punkte geholt.
Konnte ich mit den Personalien Papadopoulos und Wood noch
gut leben, da diese entscheidend zu Platz 7 der Rückrundentabelle beigetragen
haben, fehlt mit jegliches Verständnis für den vierten Torwart und den
siebten(!) Mittelstürmer im Kader.
Mit fünf Sätzen in den Medien gelang es Kühne die handelnden
Personen derart unter Druck zu setzen, dass diese vom Vorhaben der
Konsolidierung abrückten und den Kader aufstockten bevor der Verkauf anderer
Spieler eingetütet war.
Wieder einmal werden die Ablösen von Kühne bezahlt, zu
Bedingungen, die sich mir nach wie vor nicht komplett erschließen wollen.
Verfallen die Darlehen Kühnes wirklich, wenn der HSV nicht in drei der nächsten
sechs (jetzt nur noch fünf) Jahren den Europapokal erreicht? Und wie läuft die
Rückzahlung wenn dieses unwahrscheinliche Erfolgsszenario eintreffen sollte?
Verzeiht mir bitte, wenn ich nicht mehr an die
vorbehaltslose Unterstützung Kühnes glaube.
Da jetzt auch die Gehälter der Neuzugänge von Kühne gezahlt
werden, scheinen diese zumindest für dieses Jahr gesichert, aber was ist, wenn
zur kommenden Saison Kühne die Nase voll hat und nicht mehr für die laufenden
Kosten aufkommen will?
Nein, mir sind das zu viele Fragezeichen. Ich habe mir von
Bruchhagen & Co anderes versprochen als die Abhängigkeit vom Gönner weiter
voran zu treiben und genau danach sieht es für mich derzeit aus. Auch wenn das
Transferfenster noch zwei Monate geöffnet ist.
Natürlich kann man die vergangenen drei Jahre nicht in ein
paar Wochen vergessen machen, doch habe ich
auf deutliche Zeichen gehofft, dass man ernsthaft und auch glaubhaft
versucht sich von Kühne zu emanzipieren. Nach den Transfers von Pollersbeck und
Hahn (ungeachtet der sportlichen Qualität) kann ich nur meine Enttäuschung über
das Handeln des Vorstands und das erneute Abnicken des Aufsichtsrats zum
Ausdruck bringen.
Ja, das Transferfenster ist noch für zwei Monate geöffnet
und vielleicht werden ja auch noch Spieler verkauft, doch wird in dieser
Hinsicht bislang wieder einmal auf das Prinzip Hoffnung gesetzt und das kann
ich einfach nicht nachvollziehen.
Vielleicht kann ich dem einen oder anderen Leser mit diesen
Zeilen meine Haltung näher bringen. Seid gewiss, dass ich mich über jedes Tor,
jeden Sieg meines HSV freuen werde, aber das wirtschaftliche Handeln mag ich
nicht unkommentiert lassen und so will ich es auch in Zukunft halten.
Nur der HSV!