Donnerstag, 12. November 2015

Die Frage nach der Entwicklung

Wenn mich unter einem meiner Posts eine Frage erreicht, versuche ich diese auch zu beantworten und unter dem Beitrag Ich mal wieder fragte mich der Florian (@nedfuller) folgendes:
„Mich würde ein Zwischenstand interessieren: Wie weit siehst du die Entwicklung der Mannschaft? Was läuft besser als letzte Saison, was schlechter?“

Ich möchte den abgefragten Zeitraum etwas  ausdehnen und die letzten Spiele der abgelaufenen Saison inkl. Relegation hinzu ziehen, da (nicht nur) für mich die momentane Entwicklung der Mannschaft eine Entwicklung durch den Trainer ist.
In der ersten Phase ging es also darum die Klasse zu halten und wie dieses Unterfangen endete wissen wir alle. Labbadia übernahm dabei eine – auch durch Knäbel – total verunsicherte Mannschaft,  die diesen Namen kaum verdient hatte und setzte voll auf Erfahrung und Zusammenhalt. Hatte vorher jeder Spieler für sich gekämpft und gespielt, sah es spätestens in Brunos zweitem Spiel (Augsburg) schon nach Mannschaftssport aus.

Auch den Rückschlag von Stuttgart als man nach der frühen Führung das Fußballspielen einstellte und nur durch die hanebüchene Chancenverwertung der Stuttgarter und einen starken Rene Adler mit lediglich 2:1 verlor steckte man dabei weg.
Funfact:  (Quelle kicker.de)
Schiedsrichter: Manuel Gräfe (Berlin)   Note 1
ließ das hitzige, leidenschaftlich geführte Spiel großzügig laufen und hatte es dennoch jederzeit im Griff. Bemerkenswert, wie er zwischen Fouls und Fallern (Didavi, Ginczek) zu unterscheiden wusste

In der zweiten Phase, dem Start in die aktuelle Saison, galt es dem umformierten Kader Stabilität anzutrainieren, was auch durch die Neuzugänge gut funktionierte, obwohl der Start (Jena, München) absolut misslang. Die Siege gegen Stuttgart, Mönchengladbach und Ingolstadt, das Unentschieden gegen Frankfurt und auch die unglückliche Niederlage in Köln ließen den Daumen nach oben gehen. Dass man dabei auch Glück brauchte und manchen Gegner im richtigen Moment begegnete steht natürlich außer Frage.

In der dritten Phase galt es den letztlich geglückten Saisonstart zu veredeln, indem man sich von den Abstiegsplätzen absetzt und dieses durchaus mögliche Szenario wurde durch den Grottenkick von Berlin (warum fahren wir dort überhaupt hin?) und das Unvermögen gegen Hannover verspielt.

Äh wie lautete noch mal die Frage?
Die Entwicklung zur Vorsaison (Vorlabbadiazeit) sehe ich durchaus positiv. Zum einen, weil es viel schlechter eigentlich nicht ging, zum anderen weil man in manchen Spielen Ansätze von Fußball im Spiel des HSV entdecken kann. Das Spiel gegen Hannover, als man sich aus der Dominanz heraus Torchancen erspielte soll dafür Beleg sein, mag die Leistung der 96er auch unterirdisch gewesen sein.
Die 15 Punkte nach dem 12. Spieltag hätte ich vor der Saison genommen, lediglich das frühe Pokalaus tut weh, aber das haben ja auch schon wesentlich ambitioniertere HSV-Mannschaften hinbekommen.

Als Labbadia verpflichtet wurde war ich alles andere als begeistert, im Nachhinein scheint diese Entscheidung jedoch die Beste der total vertuchelten Vorsaison gewesen zu sein. Sein Auftrag lautete (abgesehen vom Klassenerhalt) die Mannschaft zu stabilisieren und ihr ein tragfähiges Fundament zu verpassen. Ich sehe ihn da auf einem guten Weg, auch wenn ihm nach zwei durchaus möglichen Niederlagen aus den kommenden Partien (Dortmund, Bremen) erstmals nach seiner Rückkehr der Wind ins Gesicht wehen könnte, zumal es danach mit Mainz, Wolfsburg und Augsburg nicht zwingend leichter wird.
Labbadia sagt die Mannschaft muss nahe an die 100% Leistung kommen, um ein Spiel zu gewinnen, seine Aufgabe ist es dafür die Voraussetzungen zu schaffen.

Die Stabilisierung der Mannschaft gelang Labbadia auch dadurch, dass er auf Erfahrung gesetzt hat. Die jüngsten Spieler dieser Saison sind die 21-jährigen Jung und Gregoritsch, wobei der erstgenannter eher als Lückenbüßer anzusehen ist. Zudem setzt der Trainer so weit wie möglich auf eine Stammformation und aus der Ferne betrachtet scheinen es die Spieler, die dieser nicht angehören schwer zu haben sich dort hinein zu trainieren.
Damit müssen die Spieler wie Stieber und auch ich leben, da das der Weg des Bruno Labbadia ist, für den er seinen Kopf hin zu halten hat.

Ist irgendwann nach Phase 8 oder 9 der Stabilisierungsprozess so weit wie möglich abgeschlossen, wird sich Labbadia, aber auch die sportliche Leitung daran messen lassen müssen, ob es gelingt junge, ambitioniert Spieler einzubauen und weiter zu entwickeln, ohne sie sofort zu verkaufen.
In dieser Saison kann es nur das Ziel sein an der spielerischen Konsolidierung des HSV zu arbeiten und sich möglichst deutlich über Platz 16 zu platzieren und damit wäre meine Erwartung an die Entwicklung erfüllt.
Schrieb ich eingangs, dass die Entwicklung des HSV eine Entwicklung durch den Trainer ist, bin ich davon überzeugt, dass sich zur kommenden Saison auch der Trainer entwickeln muss, um die Entwicklung des HSV in der von mir gewünschten Art weiter zu führen.

Übrigens sehe ich nichts, was wirklich schlechter als in den beiden vergangenen Jahren läuft.