Dienstag, 11. November 2014

Gefühle vor und nach Wolfsburg

Ich hab es wieder getan. Dabei weiß ich doch ganz genau wohin es führt, wenn ich mit einem guten Gefühl in ein Spiel gehe. Aus dem guten Gefühl wird eine Erwartungshaltung und diese wird prommt enttäuscht.
Ich hab natürlich auch nicht geglaubt, dass der HSV Wolfsburg mal eben aus dem eigenen Stadion schießen würde, dafür gab es ja auch wenig Anlass. Nur dieses Gefühl, dass da etwas gehen würde, das war da.
Und mal ganz ehrlich, bis zum 2:0 hat der HSV die Partie offen gehalten. Wolfsburg war Feld- und auch Spielüberlegen, kam aber ebenso wenig zu eindeutigen Torgelegenheiten wie der HSV. So ist auch das 1:0 eher zufällig entstanden, als Olic eben da stand, wo er zu stehen hat, als Diekmeier zu spät seinen Platz am Pfosten verließ und dadurch der überflüssigste aller Eckbälle zum Erfolg für die Wölfe führte.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit war der HSV dann sogar Feldüberlegen und hat auch mal bei Benaglio angeklopft, ohne dabei allerdings wirklich Gefahr auszustrahlen. Dieser Mut wurde dann aber schnell mit dem spielentscheidenden Konter zum 2:0 bestraft. Es war das zweite Mal, dass van der Vaart aus aussichtsreicher Position zum direkten Freistoß antrat und auch das zweite Mal blieb er an der Mauer hängen. Das der Abpraller direkt bei de Bruyne landete war Pech, die Entscheidung Behramis auf ein taktisches Foul zu verzichten war falsch, die defensive Absicherung bei dem Freistoß war mangelhaft, der Konter der Wolfsburger war großartig und das Spiel war entschieden. Art und Zeitpunkt dieses Tores trafen die HSVer (auch mich) bis ins Mark und auch wenn Stieber noch eine gute Torchance hatte war damit der Drops gelutscht.

Die Frage ist nun welche Lehren man aus diesem Spiel ziehen will.
Ein 0:2 in Wolfsburg erscheint momentan als absolut normales Ergebnis und sollte für sich betrachtet niemanden zu panischen Äußerungen oder gar Handlungen veranlassen.
Neun Punkte und vier Tore aus elf Spielen sollten hingegen sämtliche Alarmglocken schrillen lassen. Ich gehe davon aus, dass jeder beim HSV diese Glocken hört und an einem Abstellen dieser nervigen Töne arbeitet, ob diese Arbeit Früchte tragen wird steht allerdings auf einem anderen Blatt Papier.
Der HSV kommt in diesen Tagen so harmlos daher, dass man kaum hoffen mag, dass sich dies innerhalb der Länderspielpause ändern wird.

Bremen wird uns wieder schön das Spiel machen lassen und versuchen die entstehenden Räume zu nutzen. Wohin so ein Spiel bei der momentanen Durchschlagskraft und Kreativität führen kann haben wir in Berlin gesehen. Doch was sollen wir, soll Joe Zinnbauer machen? Er kann nur darauf hinarbeiten, dass irgendwann dieser vermaledeite Knoten platzt und sich die Mannschaft ein, oder besser gleich mehrere Erfolgserlebnisse erarbeitet. Auch wenn mir nicht klar ist, wie das funktionieren soll, ist dies doch der einzig gangbare Weg.

Der Eindruck, dass der HSV von einem Virus befallen ist, wie es Daniel Jovanov in seiner Kolumne ausdrückt drängt sich förmlich auf, doch kann ich jeden verstehen, der sich mit dem Hinweis auf die erbrachten kämpferischen Leistungen gegen diesen Eindruck wehrt. Und auch wenn der HSV viral verseucht wäre, müsste man sich dagegen wehren und darf sich nicht ins Krankenbett legen und auf eine Heilung warten, wie immer diese auch aussehen könnte.

Werder, Augsburg, Mainz, Freiburg und Stuttgart sind die nächsten Aufgaben und danach wird man endgültig wissen woran man ist und wenn ich am 23. mit einem mulmigen Gefühl Richtung Arena gehe, werde ich mich daran erinnern, dass ich vor Wolfsburg ein viel besseres Gefühl hatte und was daraus geworden ist.

Nur der HSV!