Montag, 26. Mai 2014

Nach der Wahl

Jetzt ist diese wohl anstrengendste Saison aller Zeiten endlich vorbei.
Vor einer Woche mit Ach und Krach die Klasse gehalten und gestern die Profiabteilung ausgegliedert.
Erleichterung macht sich bei mir breit. Erleichterung darüber, dass die Versammlung gestern bei aller Emotionalität doch recht gesittet über die Bühne gegangen ist. Nein, ein Jürgen Hunke hat es nicht verdient, dass man ihn beim Betreten des Rednerpults ausbuht, doch wenn man als der Letzte vor einer der bedeutendsten  Abstimmungen der Vereinsgeschichte das Wort hat und dann nur über sich selbst redet macht man sich halt keine Freunde.

Die Vorwürfe, die Rainer Ferslev zu Beginn der Versammlung erhob, wurden vom scheidenden Vorstand Carl Edgar Jarchow entkräftet, der sich unbeachtet der eigenen Personalie für die Ausgliederung stark gemacht hat. Mich haben die Debatten über die Verwendung der Raute und die Übernahme durch Hedgefonds einigermaßen kalt gelassen, die Bedenken der Amateure, die befürchten in einer Servicewüste zu landen, in der Ehrenämtler für Gespräche mit dem Verein bezahlen müssen hingegen berührten mich schon.

Ich habe trotzdem für die Ausgliederung gestimmt, da mir im Verlauf des abgelaufenen Jahres die Alternativlosigkeit immer deutlicher wurde. Jetzt baue ich darauf, dass der e.V. sich vernünftig um seine Mitglieder kümmert und die AG es schaffen möge die Skeptiker durch besonnenes Handeln im Nachhinein mit ins Boot zu holen. Sollte dies gelingen wäre gestern ein noch bemerkenswerterer Tag als ohnehin schon gewesen.

9702 stimmberechtigte Mitglieder waren gestern anwesend und 86,9% der gültigen Stimmen wurden für die Ausgliederung nach HSVPlus abgegeben. Wie ich meine ist das ein zu deutliches Votum, um zu versuchen diese Abstimmung im Nachhinein juristisch anzufechten, wie es ein paar Redner angedroht haben. Irgendwann ist auch mal gut. Und wenn keine groben handwerklichen Fehler bei der Umsetzung gemacht wurden, sollte man es dabei belassen. Es mag durch winkeladvokatische Schachzüge und ein Komplott der handelnden Personen möglich sein, die AG zum Schaden des Vereins zu missbrauchen, doch wem wäre damit gedient?
Gewinne werden beim HSV in näherer Zukunft bestimmt nicht erwirtschaftet, daher ist die AG auch kein Spielplatz für Renditejäger.

Bliebe noch die Personalie Beiersdorfer, die gestern die Gemüter erregt hat.
Warum Didis Rückkehr bei der Plus-PK ein Thema wurde habe ich nicht verstanden. Man hätte das Thema wunderbar mit den Worten: „Wir sind gar nicht dazu ermächtigt mit Personen zu verhandeln.“ im Land der Spekulationen belassen können, wo es auch hingehörte. So hat man sich angreifbar gemacht und gegenüber der Clubleitung von Zenit St.Petersburg in eine schlechte Verhandlungsposition gebracht. Mich erinnert das an Fehler der jüngeren Vergangenheit…

Doch will ich da auch nicht zu viel hineininterpretieren und will der neuen Vereinsführung (das bleibt sie für mich, auch wenn sie der Aufsichtsrat einer AG ist) Zeit und einen Vertrauensvorschuss geben, schließlich sind meine Hoffnungen nicht gerade gering:
Zusammenhalt in den Gremien, Entwicklung und Umsetzung einer Vereinsphilosophie, Durchlässigkeit aus dem Nachwuchsbereich, Resistenz gegenüber der Verlockung an die Öffentlichkeit zu treten, Verschwiegenheit gegenüber der Presse.
(Das Erreichen Champions League hat hingegen Zeit bis 2016. ;-) )

Heute bin ich einfach erleichtert, dass die Saison und die MV endlich hinter uns liegen. Ich habe wesentlich mehr Hoffnungen auf eine positive Entwicklung im Verein, als noch vor zwei Wochen.  Wunderdinge in den kommenden Wochen, Monaten, oder auch Jahren erwarte ich nicht. Eine Entwicklung hin zu einem solide geführten Verein, mit nachvollziehbarer Politik, sowohl in sportlicher, als auch wirtschaftlicher Hinsicht, ist meine kurz- oder mittelfristige Erwartung an die neue Vereinsführung und dafür habe ich sie gewählt.

Nur der HSV!