Dienstag, 28. Januar 2014

Zweiter Versuch

Ich hatte schon gestern einen Blogeintrag geschrieben, in dem ich reflexartig auf den zerstrittenen Verein, dessen ständige Querelen sich zwangsläufig auch auf die Leistungen der Mannschaft auswirken müssten, eingeschlagen habe. Eine These, die nicht von der Hand zu weisen, aber auch nicht endgültig zu belegen ist. Vor allem ist es aber eine These, die es ermöglich mit dem Finger auf die Schuldigen zu zeigen und sie für den Zustand meines Vereins ans Kreuz zu nageln.

Vorstand und Aufsichtsrat bieten sich gerade zu perfekt als Zielscheiben für Kritik, Polemik und Häme an, es fällt leicht Zitate zu finden, die man ihnen wunderbar um die Ohren hauen kann und manchmal fühlt man sich im Anschluss sogar etwas besser, weil man es denen mal so richtig gezeigt hat. Schreibt man so etwas gut und hat man eine Leserschaft, kann es sogar sein, dass man jemanden aufrüttelt, oder gar zum Aufstehen bringt. Wir alle haben im letzten halben Jahr gesehen, wie man eigentlich träge Mitglieder für seine Sache einspannen kann.

Doch wenn man sich das Recht zum Kritisieren nimmt, sollte man auch mal versuchen sich in die handelnden Personen hinein zu versetzen. Zum Beispiel habe auch ich auf der MV gegen eine Entlastung des Aufsichtsrates gestimmt, weil ich sein Auftreten teilweise als vereinsschädigend empfunden habe und dieses Verhalten nicht einfach durchwinken wollte. Allerdings war mir auch klar, dass dies keine direkte Auswirkung auf dieses Gremium haben würde. Ehrlich gesagt war ich gespannt, wie die Mitglieder des Rates mit diesem Votum umgehen würden.

Manfred Ertel trat gestern nicht wieder für den Vorsitz des ARs an und wurde von Jens Meier beerbt. Als Konsequenz für die Peinlichkeiten, die der Rat allein im letzten Jahr verzapft hat ist das vielleicht etwas dünn und irgendwie habe ich auf mehr gehofft.
Doch was wäre dieses mehr gewesen?
Hätte sich Manfred Ertel komplett aus dem Aufsichtsrat zurückziehen sollen? Hätten seine „Reform-Mitstreiter“ es ihm gleichtun sollen? Hätte alle Mitglieder geschlossen zurücktreten sollen? Und vor allem wem wäre mit diesen Maßnahmen gedient?

Vielleicht wäre ein Rücktritt für einige Aufsichtsratsmitglieder der bequemere Weg gewesen, dem HSV hätte er wohl nur geschadet. Die Chaos-Club-Überschriften im Boulevard kann ich mir bildlich vorstellen und ich verzichte gerne darauf. Verzichten will ich auch auf jede Art von Schuldzuweisung und Generalabrechnung, da es uns, dem Verein, der Mannschaft momentan einfach nichts bringt.

Auch die Spieler werden ohne meine HmbR (Hinweise mit beschränkter Reichweite) erklärt bekommen, dass die Leistung aus dem Schalkespiel kaum als solche zu bezeichnen war und hoffentlich gemeinsam mit dem Trainerteam einen Weg finden, ihre Fähigkeiten besser abzurufen.
Das sonntägliche Publikum für den frühen Abgang zu kritisieren steht mir nicht zu, da ich nicht im Stadion war, aber wenn sich nach 55 Minuten hunderte Zuschauer auf den Heimweg machen, sind das Bilder, die aller Kälte zum Trotz für sich sprechen. Allerdings ist dies auch Sinnbild dafür, dass es ein gemeinsames, spielbezogenes Anfeuern der Mannschaft nicht mehr gibt und daher auch ein Wirgefühl bestenfalls Blockweise entsteht.

Aus der gegenwärtigen Lage wird sich unser Verein aber nur als ganzes befreien können. Nicht die Spieler, nicht die Vereinsführung, erst recht nicht die Fans allein werden den drohenden Abstieg verhindern können. Das wird uns nur gemeinsam gelingen und daher sollte sich jeder hinterfragen, ob das was er äußert oder tut dem Verein oder dem eigenen Ego dient.

Nur der HSV!